
Am 10.11.2015
Allgemeine BerichteEhrennadel des Landes Rheinland-Pfalz an Egon Korn aus Lahnstein verliehen
Ein echter Friedrichssegener
Auszeichnung für langjährige Betreuung des Bergbaumuseums
Lahnstein. Nach der Ehrennadel der Stadt Lahnstein in Bronze im Jahr 2006 durfte sich Egon Korn in diesem Jahr über eine Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz freuen. Zusammen mit sieben weiteren Bürgern aus dem Rhein-Lahn-Kreis nahm er die Ehrung im Kreishaus in Bad Ems durch Innenminister Roger Lewentz und Landrat Frank Puchtler entgegen. Egon Korn wurde geehrt, weil er „das Bergbaumuseum Grube Friedrichssegen betreut (seit 2009) und damit die Geschichte und Tradition des Bergbaus in Rheinland-Pfalz pflegt“. Friedrichssegen, heute ein Stadtteil von Lahnstein mit weniger als 1.000 Einwohnern, war einst ein schmales, etwa vier Kilometer langes Tal, in dem sich die Silber-, Blei- und Zinkerzgrube Friedrichssegen befand, um die herum sich die Menschen ansiedelten, die hier Arbeit fanden. Als Egon Korn 1939 im Ortsteil „Tagschacht“ geboren wurde, war die Grube nach Konkurs schon seit mehr als 25 Jahren nicht mehr in Betrieb.
Der Zweite Weltkrieg brach aus und hinterließ auch in Friedrichssegen mit Bombeneinschlägen seine Spuren. Als Koblenz bombardiert wurde, lag der kleine Egon gerade im Krankenhaus, wo er am „Schiefhals“ operiert wurde. Die Bomben sind die dunklen Erinnerungen, die Korn aus dieser Zeit geblieben sind. Positiv ist dagegen die Erinnerung an März 1945 „als die Amis“ kamen und Apfelsinen dabei hatten: „Wir wussten gar nicht, was das war!“ Am 1. Dezember kam der Junge in die Volksschule, wo er bis zum 31. August 1953 lernte. Schon ein paar Wochen vor Schulende sei er als noch 13-Jähriger in den 1892 von der Friedrichssegener Bergbau AG gegründeten Ton- und Dachziegelwerken als Hilfsarbeiter „schaffen gegangen“, erinnert er sich. 1960 wurde er von der Bundeswehr zum Wehrdienst eingezogen. Mit der Bundeswehr ging es für Korn zum ersten Mal im Leben ins Ausland. Bei einem mehrwöchigen Manöver in Frankreich habe er die ersten Pommes Frites seines Lebens gegessen. Wieder in der Heimat, kehrte er bis 1963 zurück zur Arbeit im Ziegelwerk. Als es dort nicht mehr so gut lief, wechselte er zur Maschinenfabrik Otto Kaiser, wo er an der Schere gearbeitet habe. Hier blieb er bis 1966. Ein bedeutendes Jahr für Korn, denn er heiratete seine Inge. „Das war mein glücklichstes Erlebnis“, sagt er rückblickend. „Es kommt mir vor, als wenn es gestern wäre“, lächelt er und erzählt, wie er mit seiner schwangeren Frau auf dem Lenker seines Fahrrads über die holprigen Friedrichssegener Straßen fuhr. Nun, ein Auto hatte er eben nicht - hat er bis heute nicht. Egon und Inge Korn setzten einen Jungen und ein Mädchen in die Friedrichssegener Welt und freuen sich heute über drei Enkel und zwei Urenkel.
Für rund dreißig Jahre waren ab 1966 die Farbwerke Schroeder & Stadelmann (heute Clariant Masterbatches) sein Arbeitgeber, bis Korn im Alter von 56 Jahren in den Vorruhestand geschickt wurde. Weil seine neun Jahre jüngere Ehefrau noch arbeiten ging, wurde es ihm zu Hause manchmal langweilig. So widmete er sich dem Hobby, Nationalhymnen zu sammeln. Bei allen Botschaften, bei der UNO, beim ZDF und sogar bei Gorbatschow und Weizsäcker habe er angefragt, worauf ihm Noten, Texte und Schallplatten geschickt wurden. Dass er gerade für die Post aus Kuwait 2,50 DM Nachporto zahlen musste, amüsiert ihn. Die deutsche Hymne ist ihm natürlich die liebste, obwohl er bedauert, dass nur noch die dritte Strophe gesungen wird. Das werde der schönen Dichtung Hoffmann von Fallerslebens nicht gerecht. Nationalhymnen anderer Länder würden schließlich auch komplett gesungen, obwohl da „viel härtere Sachen drin vorkommen“, besonders in der französischen „Marseillaise“, sagt er.
Leidenschaftlicher Fußballer
Eine immer schon große Leidenschaft Korns war Fußball. Bis er ungefähr Mitte 20 war, war er rechter Läufer bei dem 1931 gegründeten Sportverein Rot-Weiß Friedrichssegen (ab 1957 Schwarz-Weiß Friedrichssegen), der auf dem Sportplatz spielte, der in Eigenleistung der Sportler 1931 am Tagschacht errichtet und bis 1963 genutzt wurde. Die Begeisterung für diesen Sport mündete viele Jahre später in der Erstellung der Fußball-Chronik von Friedrichssegen für den Zeitraum 1931 bis 2001. Jede der rund 200 Seiten tippte Korn mühselig im Einfinger-System, anders und besser konnte er es nicht. X-mal habe er fehlerhaft Geschriebenes weggeworfen, bis das Werk endlich druckreif war und im Jahr 2004 in einer Auflage von einhundert Stück veröffentlicht wurde. Heute blättert er in dem vor ihm liegenden „Wälzer“. Über viele Seiten reihen sich die Spieltabellen der 1. und 2. Mannschaft aneinander. Zur Auflockerung hat er Zeitungsausschnitte, Witze, Begriffs-Definitionen und ein wenig über das weitere Friedrichssegener Vereinsleben eingefügt. In der Zeit der „Kornschen“ Langeweile, 1996/97, wurde die Lahnbrücke Friedrichssegen als Hauptzufahrt in den Ort gebaut. Da stand er oft zusammen mit anderen Rentner und schaute den Bauarbeiten zu.
Neues Hobby Bergbaugeschichte
An einem dieser Tage wurde er von Mitstreitern des Arbeitskreises „Grube Friedrichssegen“ angesprochen, ob er sich ihnen nicht anschließen wolle. Der Arbeitskreis war 1994 aus dem Männergesangverein Eintracht hervorgegangen, bei dem Korn eine Zeit lang als 1. Tenor mitgesungen hatte. Nachdem er auf einem Ohr taub geworden war, musste er das Chorsingen allerdings aufgeben. Die Idee des Arbeitskreises, die fast vergessene Bergbaugeschichte des Heimatdorfes aufzuarbeiten, gefiel Korn. So wurde er einer der fünfzehn Aktiven. „Spinner“ seien sie für viele andere gewesen, sagt er.
Angeführt von Hans-Günther Christ erreichten sie mit ihrem Engagement den Wiederaufbau der Simultankirche in ihren Grundmauern, die Freilegung verschiedener Stolleneingänge, die Außengestaltung des Karlsstollens. Den Felixstollen machten sie auf 1.017 Meter wieder begehbar, brachten Markierungen am alten Bergmannsfriedhof an und vieles mehr. „Das war richtig viel Arbeit“, sagt Korn und ergänzt: „noch mal würde ich das nicht machen!“ Heute, da der Arbeitskreis nicht mehr existiert, hapere es daran, das damals von Ehrenamtlern Herausgeputzte zu erhalten, bedauert er. So müsste an der Kirche mal gekehrt und die Stollenmünder von wucherndem Grün befreit werden. Zu dem umfassenden Engagement der kleinen Truppe gehörte es auch, das 7,25 Meter lange Modell des Bergarbeiterdorfes zur Zeit um 1900, das Siegfried Herber im Jahr 1995 gebaut hatte, den Mitbürgern im Rahmen von Ausstellungen zu präsentieren. Heute ist es das Herz des Bergbau-Museums, an dessen Einrichtung im Jahr 2000 Korn entscheidend mitwirkte. Installiert wurde es in einem kleinen, ehemaligen Funktionsgebäude der Kläranlage, das die Stadt Lahnstein für diesen Zweck kostenfrei zur Verfügung stellte. Korn, der heute im Ortsteil Ahl wohnt, will sich, so lange es noch eben gehe, um die weitere Pflege des Bergbaumuseums und dessen große Mineraliensammlung kümmern. Da er gesundheitlich schon ziemlich angeschlagen ist, sorgt es ihn, noch keinen Nachfolger gefunden zu haben, der sich um das Museum kümmert, wenn er es einmal nicht mehr kann. Noch fühlt sich Egon Korn fit genug, das Museum nach der Winterpause im nächsten Jahr wieder von April bis Oktober jeweils dienstags von 14 bis 17 Uhr für Besucher zu öffnen.

Inmitten der Mineraliensammlung des Museums blickte Korn auf sein Leben zurück. Hier blättert er in der von ihm geschriebenen Fußballchronik. Foto: BSB

Egon Korn (2.v.l.) erhielt die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz für sein Engagement zur Betreuung des Bergbaumuseums Grube Friedrichssegen. Foto: U. Gilberg-Rindsfüßer