Kita Chateau-Renault/ Mülheim-Kärlich
Eine Kita in der Coronazeit

Mülheim-Kärlich. Ungewöhnliche Ruhe. Fast menschenleere Räume. Alles ist fast schon zu ordentlich und aufgeräumt. Bis zum allerkleinsten Legostein ist alles gereinigt und desinfiziert. Und alles wartet darauf, bald endlich wieder voll genutzt zu werden.
Von den insgesamt 222 Kitakindern besuchen derzeit (sechste „Corona-Woche“) 20 Kinder den Kita-Notdienst.
Alles läuft anders als früher; für Eltern, Kinder und auch die Kitamitarbeiter/innen. Das „Kontaktfasten“, das allen auferlegt ist und eine große Herausforderung darstellt, hält nun noch länger an. Wie lange, weiß keiner. Eltern müssen Beruf, Familienmanagement und zum Teil auch noch das Beschulen ihrer Kinder meistern. Kinder sollen verstehen, was selbst den Erwachsenen schwerfällt, nämlich, dass sie keinen Kontakt zu anderen pflegen dürfen.
Während Kinder und Eltern der Kita Chateau-Renault früher „Offene Türen“ vorfanden, ist die Haupteingangstür nun verriegelt und man muss klingeln. Die „Notdienst-Kinder“ werden bei Ankunft in der Kita vor der Haupteingangstür von ihren Erzieherinnen in Empfang genommen und verabschieden sich bereits draußen von ihren Eltern. Das Desinfizieren der Hände ist zum festen Ritual in der Ankunftszeit geworden.
Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, werden die Kinder in möglichst kleinen Gruppen auf verschiedene Gruppenräume bzw. Gebäudetrakte aufgeteilt. Sie werden jeweils von einer pädagogischen Fachkraft – im Krippenbereich sind es zwei Fachkräfte – betreut.
Das Gros des Personals befindet sich im Homeoffice und tätigt dort alle schriftlichen Arbeiten, die zu „Vor-Corona-Zeiten“ liegengeblieben sind, bspw. Portfolioarbeiten, Protokollierungen, Entwicklungs- und Sprachförderbogen, Aktualisierung der Konzeptionen, Einrichten einer Homepage etc.
Und natürlich versuchen die Erzieherinnen und Erzieher den Kontakt zu ihren Gruppenschützlingen und deren Familien so gut es geht aufrecht zu erhalten. So werden neben den regelmäßigen Informationen seitens der Leitung an die Eltern auch Kinderseiten mit Anregungen zum Kreativwerden, Rätseln und anderen Aktivitäten zum „Corona-Zeitvertreib“ per Email verschickt.
Für die ganz Kleinen; die Unter-Dreijährigen, gibt es regelmäßig „hausgemachtes Entertainment“ per Youtube von ihren Krippen-Erzieherinnen: Lieder zum Mitsingen, Geschichten mit dem Kamishibai (Erzähltheater) und Fingerspiele.
An Ostern durften sich alle Kinder über Osternaschwerk freuen, welches der Osterhase diesmal direkt vor die Haustüren gestellt hatte.
Zur Freude des Kitateams kamen viele Kinder der Aufforderung nach, große Ostereierbilder zu malen und an die Kita zu schicken. Die Ergebnisse säumen derzeit kunstvoll den Zaun im Eingangsbereich der Kita.
Einige Kinder haben zusätzlich Bilder und Briefe an ihre Erzieher/innen geschickt. Die Werke erhalten ebenfalls einen besonderen Platz und das Kitateam wartet schon gespannt auf weitere Post!
Zusammen mit den Hortkindern wurde ein Telefoninterview durchgeführt, bei dem die Hortkinder, die den Notdienst besuchten, alle Kameradinnen und Kameraden z.B. nach deren gesundheitlichem Befinden, der Organisation des Homeschoolings, bevorzugte „Corona-Freizeitaktivitäten“, Lieblingsunternehmungen mit der Familie und scherzhaft auch nach der Menge an Klopapiervorrat befragten.
Über Facebook werden jeweils ein paar Impressionen gepostet, wie z.B. die gewaltige „Frühlingsexplosion“ auf dem Außengelände, wo derzeit alles in voller Blüte steht und es leider kaum jemand live miterleben kann.
Sicherlich werden Kinder, Eltern und Team noch viele kreative Lösungen entwickeln, um im guten Kontakt miteinander zu bleiben. Doch eine Kita ohne Kinder darf kein Dauerzustand sein und so wünschen sich Erzieherinnen und Erzieher für alle Beteiligten, dass man so bald wie möglich vom „Post-Coronium“ (oder der Nach-Coronazeit) sprechen kann und der von allen ersehnte ganz normale „Alltags-Wahnsinn“ endlich wieder einsetzen darf.