Matthias Denn aus Sinzig sammelt Fußballstadien: Der leidenschaftliche Groundhopper erzählt im Interview von seinen Erlebnissen in Brasilien und warum für ihn das Mainzer Stadion wie ein Baumarkt aussieht
Eine wundervolle Verbindung zwischen Kultur und Fußball
Sinzig. Matthias Denn hat ein besonderes Hobby: Er sammelt Fußballstadien. Der Fachausdruck für diese Leidenschaft heißt Groundhopping und dies beschreibt den unwiderstehlichen Drang, so viele Fußballstadien auf der Welt zu besuchen wie es nur möglich ist. Die werden auf Herz und Nieren geprüft. Um perfekt zu sein, bedarf es nicht nur komfortabler Sitzschalen oder ausreichender Parkmöglichkeiten: Wenn Denn eine neue Arena ins Visier nimmt, dann kommt auch die Bratwurst vom Imbiss und die Stimmung der Fans auf den Rängen auf den Prüfstand. Von seiner besonderen Leidenschaft erzählt er nun im BLICK aktuell-Interview.
BLICK aktuell: Wie kamen Sie zu dem Hobby Groundhopping?
Matthias Denn: Ich bin Anhänger des 1. FC Köln. Dort war ich als Fan vor über fünf Jahren noch sehr aktiv. Nicht nur bei den Heimspielen war ich sehr oft, sondern eigentlich schon immer viel lieber bei den Auswärtsspielen live vor Ort. Das „auf Tour“ sein hat mir mehr zugesagt. Aber wenn man dann zum Beispiel zum elften Mal in Dortmund war, zum neunten Mal in Leverkusen, zum achten Mal in Frankfurt und zum sechsten Mal in Hamburg, dann strebt man auch irgendwann nach neuen Stadionerlebnissen. So war es auf alle Fälle bei mir. Ich wollte dann auch mal andere Plätze sehen, wo ich noch nie zuvor war. Was weisen diese an architektonischen Merkmalen auf? Wie ist hier der Support? Wie ist die Stimmung? Gibt es eine aktive Fanszene? Gibt es Pyro oder eine Choreografie? Wie ist dort das Bier oder die Wurst? Irgendwann entwickelte sich die ganze Geschichte so, dass ich nur noch neue Plätze besuchen wollte. Bei dem Hobby kann man eben ideal Kultur mit dem Fußball verbinden, da man automatisch viel durch die Gegend kommt.
BLICK aktuell: Was war die weiteste Reise, die Sie bisher unternommen haben?
Denn: Die weiteste Reise war im Herbst 2018. Es ging nach Brasilien. Hier besuchte ich zusammen mit einem Kumpel dessen Bruder. Fußball darf bei einem Urlaub bzw. Auslandsaufenthalt eigentlich nie fehlen. So kam es dazu, dass ich im legendären Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro war. In diesem Stadion ist Deutschland 2014 Weltmeister geworden. Zufällig war ich dann auch noch bei dem Derby zwischen Flamengo und Fluminense vor Ort. Am nächsten Tag war ich ebenfalls in einem anderen Stadion in Rio bei einer weiteren Partie in der 1. brasilianischen Liga. Das war von den Fan-Gesängen her wirklich einmalig.
BLICK aktuell: Welches Stadion hat Sie bisher am meisten beeindruckt?
Denn: Schwierige Frage! In Tiefenort (Thüringen) steht eine Perle namens „Stadion im Kaffeetälchen“. Diese Spielstätte in der Kreisliga wird der breiten Masse sicherlich nichts sagen. Dort steht aber eine absolute Kult-Bude. Hier ist die Welt noch in Ordnung.
Von der Architektur her finde ich das „Estadio de Mestalla“ in Valencia äußerst sehenswert. Die Ränge dort sind sehr steil und hoch. Insgesamt wirkt das Rund sehr imposant. Von der Stimmung her aber ganz klar das Stadion „Rajko Miti“ in Belgrad. Hier geben alle Zuschauer auf den Rängen von der ersten bis zur letzten Minute Gas; selbst auf den Sitzplätzen.
BLICK aktuell: Welches Stadion war das Hässlichste ?
Denn: Schwer zu beantworten. Ich könnte ja jetzt gehässig sein und den Borussia-Park in Mönchengladbach nennen. Spaß beiseite. Hässlich kann aber auch schön bedeuten. Wenn es alt und heruntergekommen ist, ist das teilweise echt ein Traum. Wenn vor Ort die Zeit einfach stehen geblieben ist - das mag ich. Im Gegensatz dazu stehen die ganzen charakterlosen 08/15-Kunstrasenplätze. Da fehlt mir dann schon die Individualität. Die sehen nämlich zum größten Teil alle gleich aus. Aber in der Bundesliga gibt es ja auch den typischen Einheitsbrei wie in Mainz, Hoffenheim und das neueste Beispiel steht in Freiburg. Das sind auch so Bauten, die einfach nur den Zweck erfüllen - mehr aber auch nicht! Salopp bezeichne ich diese viereckigen Kästen als Baumärkte, da ich die Architektur von außen als sehr ähnlich empfinde.
BLICK aktuell: Gibt es ein Traumstadion, dass Sie einmal in Ihrem Leben besuchen möchten?
Denn: Definitiv möchte ich einmal auf die Färöer Inseln und auf Island. Die Landschaft in Kombination mit einem Fußballplatz ist einfach ein Traum.
Ebenfalls ein Traum wäre aber auch mal das legendäre „La Bombonera“ der Boca Juniors in Buenos Aires mit deren enthusiastischen Schlachtenbummlern!
ROB
