Eine Erinnerung an Polizeibeamte der Jahre nach 1945 – Hans Hoffmann -
Einst stadtbekannter Mayener Ordnungshüter
Mayen. Ältere Mayener werden sich an die schweren Zeiten des Wiederaufbaus nach dem II. Weltkrieg, aber sicher auch an die wenigen zunächst städtischen Polizeibeamten erinnern, die u. a. nach und nach mit für eine gewisse Normalität im Mayener Alltag sorgten.
Einer von ihnen, Hans Hoffmann, Jahrgang 1915, trat bereits 1935 in Koblenz in den Polizeidienst ein. Er wurde nach Berlin versetzt, in die Wehrmacht integriert und später im Krieg mit seiner Einheit in Polen, Norwegen und Russland eingesetzt. Von 1945 – 1948 war er in Kriegsgefangenschaft und hatte es danach schwer, wieder in die Polizei eingestellt zu werden. Doch 1951 wurde Hans Hoffmann als Polizei-Hauptwachtmeister in die inzwischen staatliche Polizei Rheinland-Pfalz übernommen und zum Polizeiamt Mayen versetzt. Er und seine Kollegen hatten es in den Jahren der allgemeinen Neuorientierung und insbesondere in der beengten, bescheidenen Unterbringung in der Genofevaburg nicht immer einfach. Beim Polizeiamt wurde Hans Hoffmann in späteren Jahren Dienstgruppenleiter, mit dem die Kollegen wegen seiner umgänglichen Art gerne Dienst verrichteten. Daneben kümmerte sich Hans um die wenigen Dienstfahrzeuge wohl auch deshalb, weil er selbst insbesondere gern Motorrad fuhr.
Der aus Kyllburg, Kreis Bitburg-Prüm, stammende Hans konnte sich in Mayen dank seiner leutseligen, freundlichen und unkomplizierten Art bestens integrieren. Da er fast zeitlebens in seiner Mayener Zeit in der Uferstraße wohnte, hatte er es nicht weit ins städtische Schwimmbad, wo er im Sommer fast täglich, zudem braun gebrannt, anzutreffen war. Ein weiteres Hobby war sein bestens gepflegter Pudel, mit dem er oft in seiner Freizeit in der Stadt unterwegs war. Auch mit dem von einem anderen Kollegen geführten Diensthund „Bodo“ konnte er gut umgehen, was das Tier zu verstehen schien; es gehorchte ihm aufs Wort.
Im Lokal „Zum Dicken Baum“ traf er sich hin und wieder mit Kollegen. In den 1950er Jahren waren an den Mayener Biertheken auch die „drei Ledermäntel“ ein Gesprächsthema. Was die Beamten Heil, Graf und Hoffmann, alle drei Kriegsteilnehmer, mit ihrer ungewöhnlichen Bekleidung (lange dunkelgrüne Ledermäntel, darunter Schaftstiefel) signalisieren oder ausdrücken wollten, erschloss sich keinem so richtig.
Hans hatte auch einige bittere Jahre durchleben müssen, als er 1965 als Zeuge am Landgericht Frankfurt/M. in dem NS-Verfahren gegen SS-Hauptscharführer Strohhammer und Obersturmführer Hanischmacher vernommen wurde. Deren Einsatzkommando hatte mutmaßlich im weißrussischen Mogilew Kriegsverbrechen begangen. Hoffmann blieb auch jahrelang von einer Beförderung zum Polizei-Obermeister ausgeklammert, weil er in den oft undurchsichtigen Abläufen zwangsläufig involviert war. Damit gehörte er zu den sog. „alten Polizei-Meistern“ in Rheinland-Pfalz, die damals unter dem 50. Lebensjahr aus stellenplanmäßigen Gründen nicht Obermeister werden konnten.
1975 – inzwischen doch zum Ober- und später noch zum Hauptmeister befördert – wurde Hans Hoffmann in den Ruhestand versetzt. Noch Jahre danach, wenn bei entsprechenden Anlässen Mayener Polizisten Gesprächsthema in der Stadt waren, wurde schon mal gefragt: „Was macht eigentlich noch Hoffmanns Hans? Das war ein netter Beamter!“ Ein größeres Lob und eine nachträgliche Wertschätzung für einen Polizeibeamten sind kaum zu überbieten. Es dokumentiert zudem unterschwellig, dass Hans in der Bevölkerung als einer von ihnen integriert war und offenbar in seiner Mayener Dienstzeit nicht viel „falsch“ gemacht hatte.
Hans Hoffmann verstarb 2005; er wurde in Bad Ems, dem Wohnort seiner Tochter, beerdigt.
Franz G. Bell