
Am 10.07.2025
Allgemeine BerichteViele Erkenntnisse zum „Aufbau Ost“ gewonnen - Städtepartnerschaft zwischen Montabaur und Sebnitz belebt
Equipe EuroDeK blickt auf eine erlebnisreiche Sachsen-Rundfahrt zurück
Montabaur. Blühende Landschaften, immer wieder blühende Landschaften! Dieser Eindruck verfestigte sich bei den 19 Teilnehmern der „Sachsen-Rundfahrt – zu Tradition und Zukunft“ auf allen Etappen. Neue Straßen und Radwege, großzügige Einkaufparks, zukunftsweisende Industriegebiete, schicke Ortslagen sowie viele Windkraft- und Solaranlagen. Organisiert hatte das radsportliche Spektakel auf den Spuren der untergegangenen DDR und des „Aufbau Ost“ 35 Jahre nach der Wiedervereinigung das heimische Radsportteam Equipe EuroDeK.
Die 6 Etappen mit zurückgelegten 874 km durch 369 Dörfer und Städte wurden nicht nur sportlich, sondern auch politisch bei vielen Gesprächen, Begegnungen und Besichtigungen zu einer großen Herausforderung. Und auch touristisch wurde in Sachsen mit Abstechern nach Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen viel geboten. Im Mittelpunkt stand immer wieder die Frage, was die Wiedervereinigung, für die nicht mehr ganz so neuen Bundesländer, im Osten gebracht hat und wie sich beispielsweise Sachsen zwischen Tradition und Zukunft entwickelt hat. Als Förderer waren die Sparkasse Westerwald-Sieg und Holzbau Kappler mit Sitz im Gelbachtal dabei.
Von der Erhaltung der Demokratie bis zur Bergbautradition
Ausgangspunkt der radsportlichen Themenrundreise war die Friedliche Revolution im Oktober 1989. Eine der bedeutendsten und wichtigsten Orte war dabei Plauen im Vogtland. Dort stand ein Treffen mit Aktiven des „Bündnis für Demokratie, Toleranz & Zivilcourage“ im Mittelpunkt.
Bis zum 2.Weltkrieg war Sachsen eine führende Wirtschaftsregion Deutschlands. Auch in der DDR-Zeit war das Land Zentrum der Industrieprodukten in der DDR und eines der wichtigsten im ganzen Ostblock. Dies jedoch verbunden mit der wohl weltweit größten Luftverschmutzung, musste doch die Energieerzeugung mangels Devisen fast ausschließlich auf heimischer Braunkohlebasis erfolgen. Dem waren die Radler bei einigen Ortsterminen auf der Spur: In Hoyerswerda im Lausitzer Seenland war die Radreisegruppe Gast im Industriedenkmal Energiefabrik Knappenrode und beim Besuch des Traditionsvereins Braunkohle e.V. in Lauchhammer war eindrucksvoll zu sehen, wie eine frühere Bergbaustadt stirbt. Was geschieht, wenn in einer Region die Kohle abgebaut ist und eine unwirkliche Mondlandschaft zurückbleibt, wurde vom BUND bei einem Besuch der „Goitzsche-Wildnis“ bei Bitterfeld-Wolfen gezeigt. Nicht im Tourprogramm vorgesehen, aber aus aktuellem Anlass kurzfristig im Osterzgebirge einbezogen: auf dem Gebiet der Stadt Altenberg und im angrenzenden Tschechien wurde ein großes Lithiumvorkommen entdeckt. Der mögliche Abbau ist in Bevölkerung und Politik umstritten.
Moderne Sozialpolitik und Anstrengungsverweigerung im Sport
Wie sieht es in den neuen Bundesländern mit den Rechten behinderter Menschen und deren Gleichbehandlung aus? Antworten darauf bekamen die Equipler in Weißenfels bei der „Integra Weißenfelser Land gGmbH“ als Einrichtungsträger der Behindertenhilfe ein barrierefreies Inklusionshotel mit Restaurant im altehrwürdigen „Schumanns Garten“. Klar, dass eine solche Etappenfahrt nicht ohne das Thema Radsport über die Bühne gehen kann: Im zweiten Teil des abendlichen Tischgesprächs ging es dann mit dem Vorstand des örtlichen Radsportvereins „White Rock e.V.“ um den Radsport in der Stadt und im Land.
Zwischen Start und Ziel viele touristische Höhepunkte
Gestartet wurde die Sachsen-Rundfahrt in der östlichsten Stadt Deutschlands, in Görlitz. 4.000 restaurierte Baudenkmäler aus der Gründerzeit zeugen vom einstigen Wohlstand. Bei einer Stadtführung wurde gezeigt, wie Görlitz zu einer bedeutenden Stadt an der alten Handelsstraße Via Regia wurde. Am nächsten Morgen startete Oberbürgermeister Oktavian Ursu die Rundfahrt: „Es ist uns eine besondere Freude, dass ich an einem Tag den Europamarathon und die Sachsenrundfahrt der Equipe EuroDeK hier bei uns in Görlitz starten darf“, so der Stadtchef.
An den Folgetagen waren jeweils touristische Höhepunkte wie beispielsweise die Städte Torgau und Bautzen, die Göltzschtalbrücke, das Schloss Lauenstein im Erzgebirge sowie die Wintersportmetropole Oberwiesenthal zu erleben. Auch Marienberg im Erzgebirge als Partnerstadt von Bad Marienberg war Ziel einer Etappe. „Wir hätten mehrere Monate durch Sachsen radeln können und es wäre nicht langweilig geworden“, meinte einer der Radler dazu.
Städtepartnerschaft zwischen Montabaur und Sebnitz belebt
Die Tour wurde geplant im Rahmen und als Beitrag zur Belebung der Städtepartnerschaft zwischen Montabaur und Sebnitz, weshalb auch Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher aus der Westerwaldmetropole die Schirmherrschaft übernommen hatte. Letztere war erleichtert, alle Radsportler und Begleitfahrzeugfahrer auf dem Markt in Sebnitz am Ende der letzten Etappe begrüßen zu können: „Ich bin froh, dass ihr alle gesund in unserer Partnerstadt in der Sächsischen Schweiz angekommen seid“. Dem schloss sich auch der Sebnitzer Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar an, der als Radsportler die erste und finale Etappe mit den Teilnehmenden im Rennradsattel saß: „Ihr seid eine großartige Truppe und habt einen gewichtigen Beitrag dazu geleistet, um die neuen Bundesländer besser zu verstehen und die etwas eingeschlafene Städtepartnerschaft zu beleben“. Deshalb habe er das Projekt gerne unterstützt. Es folgte ein rein touristischer Tag ganz ohne Fahrrad in und um Sebnitz.
Welche Erkenntnisse hat die Equipe EuroDeK bei der Osterkundung gewonnen?
Zunächst ist festzustellen, dass der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl mit der Aussicht auf blühende Landschaften nicht ganz daneben lag: es hat sich sehr viel getan! Erstaunlich nur die schlechte Stimmung und der wachsende Trend zu vermeintlich einfachen rechtsradikalen „Lösungen“. Ein Kommunalpolitiker in Sachsen brachte es auf den Punkt: „Wenn ihr mit einzelnen Leuten redet, äußern die sich zur ihrer persönlichen Situation meist positiv und zufrieden, beklagen aber den bevorstehenden nahenden Untergang der neuen Bundesländer und ihre gefühlten Benachteiligungen“. Die Lage ist also überwiegend wesentlich besser als die Stimmung!
Für Sommer 2026 bereitet die Equipe EuroDeK bereits die nächste große Etappenfahrt als „Rheinland-Pfalz-Rundfahrt“ vor – dabei soll es dann um den Tourismus und die Gastronomie in unserem Bundesland gehen. Klar, soll dann auch für das Urlaubsland RLP und seine reizvollen Regionen geworben werden!
Mehr Infos zur Equipe EuroDeK, zur beendeten Sachsen-Rundfahrt sowie geplanten Aktivitäten gerne unter uli@kleinkunst-mons-tabor.de.

Unterwegs in Sachsen.

Eindrucksvolle Biotürme in Lauchhammer.

Verdiente Mittagsrast im Grünen.