Gedenkfeier am 75. Jahrestag der Eroberung der Ludendorffbrücke, der Brücke von Remagen
Erinnern, Mahnen und für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit stark machen
Gedenkfeier brachte bewegende Momente im Foyer der Rheinhalle
Remagen. Bewegende Momente gab es am Samstagmorgen im Foyer der Rheinhalle. Die Stadt Remagen hatte zur Gedenkfeier anlässlich des 75. Jahrestages der Eroberung der Ludendorffbrücke, der Brücke von Remagen, eingeladen. Zahlreiche Menschen waren der Einladung gefolgt und erlebten im proppenvollen Foyer knapp zwei Stunden eindrucksvolle Reden. Besonders die Ansprachen und Interviews von Zeitzeugen sowie zum Thema ausgesuchte Musikstücke des Stadtorchesters Remagen, des Musikkorps der Remagener Stadtsoldaten, des Trio Everson und des Dudelsackspielers der Clan Pipers Frankfurt, Thomas Wandt, unter der Gesamtleitung von Frank von Häfen sorgten im Foyer für emotional bewegende Momente.
„Die Brücke ist ihr Gewicht in Gold wert“
Genau vor 75 Jahren, am 7. März 1945, waren die Soldaten der Company A, 27th Armored Infantery Battalion, unter Leutnant Karl H. Timmermann über die zur Sprengung vorbereitete Ludendorffbrücke in Remagen gelaufen. Die Eroberung der Brücke von Remagen hatte den Krieg nachweislich um Wochen, wenn nicht Monate, verkürzt. Bürgermeister Björn Ingendahl machte dies in seiner Begrüßung deutlich mit dem Worten von General Eisenhower: „Die Brücke ist ihr Gewicht in Gold wert“. Sein besonderer Gruß galt Staatssekretär im Ministerium des Inneren und für Sport Randolf Stich, Politikwissenschaftler Andrew Denison, Colonel, Oberst John K. Baker P.E., Innenminister a.D. Heinz Schwarz, dem Verbandsbürgermeister von Unkel Karsten Fehr und Kreisbeigeordnetem Horst Gies. Mit der Eroberung der Brücke von Remagen und den über 8000 amerikanischen Soldaten, die die Brücke überquerten, sei das Ende des Krieges, der auch viel Leid über die Zivilbevölkerung gebracht habe, für Remagen, Erpel und die umliegenden Orte eingeläutet worden, betonte Ingendahl.
Nach dem Krieg hätten die Montanunion und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Grundsteine für eine prosperierende Wirtschaft gelegt. Die BRD sei seit 70 Jahren ein Garant für Frieden in Europa. Vielleicht werde es wieder eine Brücke in Remagen geben, für Fußgänger und Radfahrer. Das würde dann die Menschen vom linken und rechten Rheinufer miteinander verbinden. Das sei die Vision vom Erpeler Bürgermeister Günther Hirzmann, dem Bürgermeister von Unkel Karsten Fehr und von ihm selbst, richtete er die Bitte um Unterstützung für dieses Vorhaben an Staatssekretär Randolf Stich.
„Die Brücke von Remagen gehört zu den wichtigsten unseres Landes“, betonte Staatssekretär Stich für die Landesregierung. „Als die Amerikaner die Brücke unversehrt gefunden haben, war das ein Glück. Am 8. Mai sei Deutschland mit der bedingungslosen Kapitulation militärisch, politisch und moralisch geschlagen gewesen. Unermessliches Leid habe der Zweite Weltkrieg über die Menschen gebracht: 55 Millionen Menschen seien gestorben, davon ein Viertel der Zivilbevölkerung und unter ihnen sechs Millionen Juden. „Weil wir unsere Geschichte kennen, wissen wir, wie wichtig es ist für Frieden, Freiheit, Toleranz und Demokratie einzutreten“, betonte Stich. Als Demokraten müssten alle zusammenstehen und dem Rechtsextremismus entschieden entgegen treten, erinnerte Stich an die Morde in Halle und Hanau. „Wir haben uns hier an der Brücke, der wichtigsten des Landes, getroffen. Sie soll uns mahnen für den Frieden“, so Stich, der zum Schluss seiner Ansprache allen dankte, die sich gegen Rechtsextremismus einsetzen.
„Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft“
„Wir müssen uns stets unserer Geschichte bewusst sein“, hob der Unkeler Bürgermeister Karsten Fehr hervor. Die Brücke von Remagen habe eine nationale und internationale Bedeutung. „Wenn wir hier eine neue Brücke bauen, sei dies eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Oberst John Baker dankte zunächst den Musikern für das Musikstück „Eurovisie“ von Marc Antoine Charpentier. Er erinnerte sich, vor 20 Jahren ein Schriftstück über militärische Prinzipien das Geschehen von Remagen gewählt zu haben. Hier habe eine kleine Einheit die Brücke eingenommen, und dies sei eines der schwierigsten militärischen Operationen. Bewegend dann erneut der Moment, als die Musiker einsetzten mit „We are the world“ mit vier Sängern des Stadtorchesters. Absolutes Gänsehautfeeling kam bei dem Musikstück „Highland Cathedral“ auf, als zusätzlich zum Stadtorchester Thomas Wandt auf dem Dudelsack spielend in das Foyer einzog.
Politikwissenschaftler Andrew Denisen, Direktor von Transatlantic Networks, ein Zentrum politischer Beratung und Bildung in Königswinter, betonte, dass er schon lange im romantischen Rheinland zu Hause sei. Er hatte seinen Nachbarn Jürgen Tegethoff mitgebracht, den er als Zeitzeugen interviewte. Der 95-jährige erzählte von der Brücke, die er als Junge oft gesehen habe, wenn er und seine Freunde sich bis Remagen von Schleppern auf dem Rhein hätten mitziehen lassen. Schon mit 15 Jahren sei er als Hilfspolizist eingesetzt worden und nach dem Notabitur zur Wehrmacht eingezogen worden. Er war bei den Gefechten in Bastogne mit dabei gewesen, war eingeteilt zur Ardennenoffensive und bei der Front im Kylltal bis der amerikanische Durchbruch kam. Der 95-jährige erzählte vom fluchtartigen Rückzug der Armee und wie man die Panzer am Nürburgring gesprengt hatte, weil das Benzin, immerhin habe ein Panzer 1000 Liter auf 100 Kilometer gebraucht, habe nicht mehr bekommen können.
Am 17. April 1945 sei er gefangen genommen worden und drei Tage in den Rheinwiesenlagern in Remagen gewesen. Er schilderte die schrecklichen Zustände dort. Das wichtigste, was der Jurist Tegethoff den Menschen mitgeben wollte, war, das die jungen Menschen ihre Ausbildung auch im Ausland machen sollen, so wie die Ausländer auch hier bei uns. Ganz wichtig war ihm allen Menschen den gebührenden Respekt entgegenzubringen.
Als zweiten Zeitzeugen hörten die Teilnehmer der Gedenkfeier die Ansprache des Innenminister a.D. Heinz Schwarz. Er war vor 75 Jahren als 16-jähriger Luftwaffenhelfer an der Brücke in Erpel im Einsatz. Er erzählte von schlimmen Erlebnissen, von Kameraden, die vor seinen Augen von Bomben zerfetzt wurden. Am 7. März habe er den ersten GI seines Lebens gesehen und sei in den Tunnel geflüchtet. „Als die Amerikaner über die Brücke kamen, war der Krieg für mich vorbei“, so Schwarz. Er mahnte eindringlich Frieden und Freiheit zu bewahren und zeigte sich stolz darüber, wie Deutschland wieder aufgebaut worden sei.
„Wir haben gelernt, dass es ohne Freiheit keinen Frieden geben kann“, schloss der Innenminister im Ruhestand seine Ansprache. „Sie hatten heute das große Glück Zeitzeugen zu erleben. In 25 Jahren wird das nicht mehr der Fall sein“, bat Bürgermeister Ingendahl zum Schluss darum, all diese Erlebnisse zu bewahren und aufzuzeichnen für die nächste Generation.
Den Abschluss der Gedenkfeier fand dann am Rhein statt. Mit dem neuen Hilfeleistungslöschboot fuhren die Honorationen mitten auf den Rhein, wo sie zum Gedenken zwischen den Brückentürmen einen Kranz mit bunten Blumen ins Rheinwasser abließen, untermalt mit Applaus von den Gedenkfeierteilnehmern, die vom Ufer aus das Geschehen verfolgten. AB
Mit dem neuen HLB der Feuerwehr Remagen fuhren die Honorationen auf den Rhein, um in der Rheinmitte zum Gedenken an den 75. Jahrestag der Eroberung der Brücke von Remagen einen Kranz niederzulegen.
