Spielten auf - die Berkumer Dorfmusikanten.Fotos: Gemeinde Wachtberg/mm

Am 28.09.2021

Allgemeine Berichte

Feier zum 100-jährigen Bestehen des Wachtberger Ehrenmals

Erinnerung und Mahnung

Wachtberg. Es muss das wohl größte Volksfest in jener Zeit im Ländchen gewesen sein, die feierliche Einweihung des Kriegerehrenmals am Wachtberg am 18. September 1921. Einem damaligen Zeitungsbericht zufolge konnte das „viel zu sehr verkannte Ländchen eine große Zahl an Gästen bei sich aufnehmen, denen sich in den frühen Nachmittagsstunden eine Menge anschloss, die nach Tausenden gezählt werden konnte.“

Alte Aufnahmen zeigen eine schier endlose Menschenmenge, die sich langsam und wohlgeordnet zum Wachtberg emporwand: Reitergruppen, Radsportvereine, Musikkapellen, Kriegsteilnehmer, Kirchenchöre, Messdiener mit windzerzausten Fahnen, Schulkinder in ihren besten Kleidern, Geistlichkeit und Honoratioren.

1921 – 2021: 100 Jahre Ehrenmal Wachtberg

100 Jahre später, am 18. September 2021, feierten die Wachtberger wieder ihr Ehrenmal und blickten zurück auf die Zeit dessen Entstehung und den Verlauf der Geschichte seitdem. Auch wenn die Gästeschar dieses Mal nicht „nach Tausenden gezählt werden konnte“, hatten sich doch viele Wachtberger Bürgerinnen und Bürger zum Festakt des Ehrenmals eingefunden, so dass der Vorplatz gut gefüllt war. Und das Wetter spielte auch mit – spätsommerliche Temperaturen machten das Fest zu einem fröhlichen Zusammentreffen am Namensgeber der Gemeinde.

Ökumenische Andacht

Pfarrer Michael Maxeiner von der Katholischen Kirche und Dr. Wolfgang Osterhage von der Evangelischen Kirche leiteten die Feierlichkeiten mit einer ökumenischen Andacht ein. Letzterer erinnerte daran, dass auch heute noch Namen in Kriegerdenkmäler gemeißelt werden, denke man doch an diejenigen Soldaten, die aus Afghanistan nicht wieder zurückgekehrt sind. Im Englischen gebe es kein Wort für Kriegerdenkmal, fügte er an, vielmehr würden solche Denkmäler schlicht „Memorials“ genannt. Erinnerungen, das sei es, was wir bewahren müssten. Zu Recht sei das Wachtberger Ehrenmal heute allen Opfern von Gewaltherrschaft und Terror gewidmet, sagte Dr. Osterhage und verband damit die Hoffnung, dass auch weiterhin in unserem Lande Ehre, Gerechtigkeit und Frieden walte.

Gemeinsam legten die beiden Kirchenvertreter, Bürgermeister Jörg Schmidt und je ein Vertreter des Reservistenverbandes und der Freiwilligen Feuerwehr Wachtberg einen Kranz in der kleinen offenen Kapelle des Ehrenmals nieder.

Musikalisch begleiteten die Andacht der Gospelchor der Katholischen Kirchengemeinde St. Marien unter der Leitung von Claudia Bertine Mainau und die Berkumer Dorfmusikanten unter der Leitung von Werner Taller.

Vergangenes nicht vergessen – mit wachem Blick in die Zukunft

Bürgermeister Jörg Schmidt hob in seiner Rede die besondere Bedeutung dieser Begegnungsstätte für die Wachtbergerinnen und Wachtberg hervor: „An diesem Ort – der für viele Menschen identitätsstiftend ist – konnte das Leben in unserer Gemeinde einen Ankerpunkt finden. Er gab den Bewohnern des Ländchens nach den Schreckensjahren des Ersten Weltkriegs die Gelegenheit, einen gemeinsamen, für alle Dörfer und Ortschaften gültigen, emotionalen Haltepunkt zu finden.“ Es sei unsere Aufgabe, wenn wir hier der vielen Toten, Opfer und Verfolgten von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft gedenken, so Schmidt, dafür Sorge zu tragen, dass sich so etwas nicht wiederhole. Mit Respekt, Anerkennung, Wertschätzung und Verständnis füreinander würden Terror und Gewalt aber keinen Bestand haben, auf Dauer seien Recht und Freiheit immer stärker. In diesem Sinne rief er dazu auf, „die Tradition an unserem Ehrenmal aus Verbundenheit mit unserer Heimat und im Bewusstsein der Geschichte auch in kommenden Jahren und Generationen weiter zu leben – damit die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät und wir mit wachem Blick in die Zukunft gehen“.

Lebendige Geschichte

Interessantes zur Historie und zur Entstehungsgeschichte des Ehrenmals trug anschließend der Niederbachemer Historiker Frank Hüllen äußerst spannend bei. So ließ er die Zeit von 1915, als Wilhelm Hackenbroch, Bürgermeister der Bürgermeisterei Villip, die Idee zum Bau eines Kriegerdenkmals hatte, bis 1921, als es schließlich, dank Unterstützung unter anderem durch Villips reichsten Bürger Theodor von Guilleaume und dessen Kontakt zum seinerzeit bekannten Kölner Stararchitekten Franz Brantzky, eingeweiht wurde, sehr bildlich wieder wach werden. Von der anfänglichen, aber dann angesichts der enormen Verluste zunehmend schwindenden Gewissheit, aus dem Krieg als Sieger hervorzugehen, über zunehmende Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung mit teils aberwitzigen Kontrollen auf der Suche auch nach noch so kleinen versteckten Vorräten bis hin zur – welche Parallele zur heutigen Zeit – der allseits wütenden Spanischen Grippe mit noch mehr Toten in den Nachkriegsjahren 1918 bis 1920. Erst im Mai 1921 konnte der Grundstein für die Kriegergedächtnisstätte gelegt werden, am 18. September 1921 fand dann die bereits erwähnte große Einweihungszeremonie statt.

Zwei weitere Jahreszahlen griff Hüllen dann noch besonders heraus.

Das Jahr 1946: Der Zweite Weltkrieg war zu Ende, mit noch mehr Toten und Zerstörung als der Erste, dazu der Hungerwinter 1946/1947. In dieser Zeit sei dem Berkumer Pastor Dr. Tesch die Idee einer Dankprozession gekommen. Dank dafür, dass das Ländchen von Zerstörungen weitestgehend verschont geblieben war. Erstmals am ersten Sonntag nach Christi Himmelfahrt 1946 zog eine Prozession zum Wachtberg… und ist seitdem zu einem alljährlich wiederkehrenden, die ganze Gemeinde verbindenden Ereignis geworden. „Nicht zuletzt aufgrund dieser Prozession wurde der Wachtberg 1969 zum Namensgeber der damals neu gegründeten Gemeinde Wachtberg“, so Hüllen.

Das Jahr 2011: In diesem Jahr wurde in der Kapelle eine Tafel angebracht, die an alle Opfer von Gewaltherrschaft und Terror mahnt. Hätte früher das Heldengedenken im Vordergrund gestanden, erläuterte Hüllen, so gehe es heute um die warnende Erinnerung an die Schrecken des Krieges und damit verbunden die Mahnung zu Frieden und friedlicher Koexistenz. „Und das ist eine durchaus zukunftsweisende Entwicklung“, schloss Frank Hüllen seinen Rückblick auf 100 Jahre Wachtberger Ehrenmal.

Fröhliche Feier

Der anschließende gemütliche Teil der Festveranstaltung wurde ein fröhliches Zusammensein von Jung und Alt. Die Berkumer Möhne hatten eine große Kuchentheke und Kaffee aufgefahren, das WeinCabinet Briem sorgte für vielerlei Getränke und herzhaften Flammkuchen, leckeres Eis steuerte Snow Ice Pitzke bei und die Berkumer Dorfmusikanten unterhielten gutgelaunt mit ihrer Musik die Gästeschar. Erst am späteren Nachmittag wurden diese abgelöst von einem Duo aus Marios Musikschule, dem Pianisten Steffen Pleger und dem Gitarristen Antonio Topino, die mit jazzig interpretierten Evergreens begeisterten.

Dank für die Unterstützung bei der Durchführung der Feierlichkeiten gebührte zudem der Reitschule Heiß, Schneiders Obsthof, dem Techniker Georg Merzbach, dem Reservistenverband, der Freiwilligen Feuerwehr Wachtberg, dem Wachtberger Baubetriebshof und Gemeindemitarbeiterin Marlies Frech für die rundum gelungene Organisation des Festes.

Pressemitteilung der

Gemeinde Wachtberg

Feierliche Kranzniederlegung am Ehrenmal.

Feierliche Kranzniederlegung am Ehrenmal.

Bürgermeister Jörg Schmidt mahnte in seiner Rede, Vergangenes nicht zu vergessen und wach in die Zukunft zu schauen.

Bürgermeister Jörg Schmidt mahnte in seiner Rede, Vergangenes nicht zu vergessen und wach in die Zukunft zu schauen.

Spielten auf - die Berkumer Dorfmusikanten.Fotos: Gemeinde Wachtberg/mm

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