Jugendbüro Altenahr blickt zurück, getreu nach dem Motto „Alles was geht“

Familientag bot allen Familienmitgliedern die Chance, dem Flutalltag zu entfliehen

Familientag bot allen Familienmitgliedern die Chance, dem Flutalltag zu entfliehen

Eins der Angebot führte 60 Kinder mit einem gesponserten Feuerwehrbus in den Klottipark. Foto: privat

Familientag bot allen Familienmitgliedern die Chance, dem Flutalltag zu entfliehen

Das Team mit Jugendpfleger Werner Söller bei einer Lagebesprechung.

Altenahr. Schon 10 Tage nach der Katastrophe trafen sich ein Dutzend kreativer Köpfe, um sich erstmalig über die schlimmen Ereignisse auszutauschen und überhaupt zu realisieren, was diese Flut für ein Chaos und Leid den Menschen zugefügt hatte. Das Entsetzten darüber war kaum in Worte zu fassen. Und so realisierte auch das Jugendbüro das ihnen nichts, aber auch gar nichts geblieben ist, außer gute Kontakte, funktionierende Netzwerke und Menschen, auf die sich Jugendpfleger Werner Söller und sein Team schon immer verlassen konnte. Gemeinsam wollte die Gruppe versuchen Kraft und Ressourcen zu bündeln, um über ein Notfallprogramm für die betroffenen Kinder und Jugendlichen nachzudenken.

Das Jugendbüro Altenahr stellte so ein Krisenstab aus Ehrenamtlern zusammen, um für die noch verbleibenden vier Wochen Sommerferien kleine, ortsnahe und vertrauensvolle Auszeiten zu organisieren.

Die erste Fahrt führte 60 Kinder mit einem gesponserten Feuerwehrbus in den Klottipark. Es wurden bewusst drei Zusteigeorte ausgewählt, um den Familien kurze Wege zu ermöglichen. Dank des freien Eintritts und Mittagessen konnte die Gruppe einen Tag voller Ablenkung genießen. Am darauffolgenden Tag war für 30 Kinder Ponyreiten und Fußballspielen angesagt mit einer abschließenden Spielaktion, begleitet von einem Frühstück und Mittagessen.

Am Donnerstag waren dann Jugendliche ab 12 Jahre ins Jugendzentrum Bighouse in Neuwied eingeladen. Nach kurzen Einführungsspielen konnte die Gruppe sich für vier Stunden frei im Haus bewegen und alle zur Verfügung gestellten Spiel, Sport und Kreativmöglichkeiten ausprobieren. Darunter waren ein gut ausgestatteter Musikraum, Billardtisch, Kicker und ein Kleinspielfeld mit zusätzlichem Basketballkorb. Nebenher wurde noch ein Workshop mit Airbrushpistolen zum Erstellen des eigenen Planetenkunstwerks angeboten.

Am Ende der Woche zog das Jugendbüro Altenahr ein sehr positives Resümee über die Aktionen und Angebote und war motiviert auch eine zweite Woche zu planen. Diese startete am Montag mit 25 Kindern auf dem Bauernhof in Kalenborn. Sabine Nussbaum führte kindgerecht die ganze Gruppe durch die verschiedenen Bereiche. Im Anschluss konnte die große Gruppe kostenlos beim DRK zu Mittagessen und die Waldschule der Kreisjägerschaft übernahm am Freizeitgelände das Programm. Eine weitere gesponserte Tagestour ging, vom ZDF begleitet, ins Deutsche Museum nach Bonn.

Zoo, Kletterpark

und Stadionführung

Nicht zu vergessen organisierte die Zeltlagergemeinschaft sechs Tagestouren mit dem Bus, wie Kölner Zoo, Tierpark in Daun, Kletterwald in Mayen, Stadionführung in Köln usw. Die meisten davon waren ausgebucht, kostenlos, weil die Eintrittsgelder, Lunchpakete oder Mittagessen sowie die Buskosten gesponsert waren. Hier gilt ein großer Lob und Respekt Tamara Monreal aus Hönningen und ihren Mitstreitern, die diese abwechslungsreichen Touren organisiert und durchgeführt haben.

Außerdem wurde in Windeseile eine Homepage erstellt, die alle Freizeitangebote dargestellte. Diese positive Flut an Hilfsangeboten aus allen Teilen Deutschlands waren gut gemeint und wurden wertschätzend aufgenommen. Die wenigsten aber wurden von den Familien wahrgenommen, weil sie zu früh, zu unbekannt, zu weit und auch zu lange waren.

Gerade dies hat gezeigt, dass gerade die Angebote vor Ort sehr gut machbar und angenommen wurden, natürlich auch, weil der Veranstalter „Jugendbüro Altenahr“ für Vertrauen die Verantwortung steht.

„Camp über den Wolken“

Auf Grundlage dieser Erfahrungen entwickelte das Jugendbüro Altenahr in Kooperation mit dem Jugendbüro Grafschaft das offenes „Camp über den Wolken“ auf dem Steinerberg in Kesseling. Zuerst schien es unmöglich zu sein, überhaupt einen geeigneten Ort zu finden, da alle von Hilfskräften belegt waren. Da ja Not erfinderisch macht, kam das Team auf die Idee, die Familie Bräutigam um Unterstützung zu bitten, die schneller zusagte, als man es für möglich gehalten hatte. Der Ort war gefunden und der Familie Bräutigam tausend Dank dafür!

In den beiden letzten Wochen der Sommerferien konnte die Teilnahme der Kinder flexibel gestaltet werden und ein Einstieg war jeder Zeit möglich. Als Entlastung für die Eltern wurde ein Shuttle-Service von fünf Orten angeboten. Gestartet wurde jeden Morgen mit einem gemeinsamen Frühstück. Anschließend wurde den Kindern und Jugendlichen jeden Tag ein abwechslungsreiches Programm vor Ort, aber auch außerhalb geboten: kreative Angebote im Camp, Zirkus und Spiel und Hüpfburg, Tagesfahrten in den Neuwieder Zoo, Trampolino Andernach, nochmal in den Klottipark, Bundeskunsthalle, Römerwelt in Rheinbrohl, Sommerrodelbahn usw.

Familientag

Ein großer Erfolg war der Familientag zur Halbzeit des Camps. Dieser bot allen Familienmitgliedern die Chance, dem Flutalltag für ein paar Stunden zu entfliehen. Das Camp auf der Kuppel des Steinerberghauses war ein Paradies, und bot Raum für lächelnde Gesichter. Nicht nur die Tagesangebote wurden mit 50 bis 60 Teilnehmern gut angenommen, sondern auch das Angebot zur Übernachtung in Zelten, wie es sich für ein Camp gehört. Gemeinsam saß man abends am Lagerfeuer, machte eine Nachtwanderung und Stockbrot und Würstchen auf dem Feuer. Aber auch für dieses attraktive Angebot war nicht jedes Kind bereit, zu groß war die Sorge um Familie und Trennung.

Das Camp war dank großzügiger Spenden für alle Teilnehmer komplett kostenlos und es gelang den Veranstaltern Kinder, wie auch den Familien, Ablenkung und Auszeiten zu ermöglichen und ein wenig Kraft zu schöpfen. Alle gut 20 Betreuern verdienen ein großes Lob, wohl wissentlich, dass dieses Camp für die Verantwortlichen ein Kraftakt war.

Neue Übergangsbleibe

Auch das Jugendbüro Altenahr hat eine neue Übergangsbleibe gefunden und darf im Bürgerhaus/Pfarrhaus/Kirchstr. 4 der Gemeinde Kesseling, dank Bürgermeister Guido Schmitz, ein neues Domizil aufschlagen. Ideen, Anregungen, Unterstützungen sind ebenfalls wieder über die Mailadresse: jugendbuero@proju-altenahr.de zu kommunizieren. Trotz erschwerter Bedingungen hat sich das verkleinerte Team auf Angebote in den Herbstferien verständigt, die bald veröffentlicht werden.