Ausstellung in der Sparkasse Koblenz
"Faszination und Verzweiflung"
Skulpturen und Collagen von Ulrich R. Scheel noch bis zum 27. Mai zu besichtigen
Bendorf. "Faszination und Verzweiflung" - so hat Ulrich R. Scheel seine Ausstellung überschrieben. Scheel war Jahrzehnte in und mit Schulen als Pädagoge, Mathematik und immer auch Kunst- Unterrichtender tätig. Er hat die Bedeutung der musischen Fächer für die Erziehung und Bildung der Heranwachsenden studiert und in der beruflichen Praxis erlebt. In der Ausstellung gibt er einen Einblick in seine kunstgestalterischen Arbeiten. Im Vordergrund der Ausstellung stehen Skulpturen aus Holz. Als geborener Westerwälder ist ihm dieser Werkstoff seit seiner Kindheit vertraut. Im zu bearbeitenden Holzstück liest er die Spuren der Entwicklung des Holzes, sein Wachsen und Absterben, seine Beschaffenheit und sein Profil. Er erspürt dessen Ver-Wandlung im Werden und Vergehen. „Im spielerischen Umgang mit dem Werk-stück, geleitet von Neugier und Freude, frei von Zielen und festgelegtem Konzept, lasse ich mich überraschen von vorab nicht berechenbaren Ergebnissen. Metamorphosen und Zufälle halten die Wege des Gestaltens offen. Das Nachdenken im Vorgehen wird jeweils getragen von Demut vor dem, was die Natur geschaffen hat", so beschreibt es Scheel. Es ist beeindruckend zu sehen, wie auf den Wegen von Einfall und Kontrolle die Textur des Materials, sein Gewebe und seine Faserung durch unterschiedliche Techniken und Farben von ihm hervorgehoben werden. Dies unterstreicht dessen Eigenart und verweist zugleich auf etwas Neues. In der Art und Weise dieser Gestaltungsvorgänge liegt die Faszination für den Künstler gleichermaßen wie für den Betrachter. Die Möglichkeiten für eine kreative Anschauung sind bewusst offen gehalten. So wird weitgehend vermieden, die Objekte zu beschriften. Die Betrachter mögen selbst entdecken: Figürliches oder Bildhaftes, Konkretes oder Abstraktes. Jedes gefundene Holzstück, „objet trouve“, ist Dokument eines Lebewesens, eines Baumes, eines Strauchs, eines Astes oder eines Zweigs.
Thema „Flucht“
Seine Collagen sind dem Thema „Flucht“ gewidmet. Ihre Bildfragmente führen dem Betrachter die Dramatik der Ereignisse vor Augen, von denen die Medien beinahe täglich berichten. Sie dokumentieren einen grundstürzenden Wandel, zu dem die Fluchtbewegungen in unseren Gesellschaften, in Deutschland, Europa, gar in der ganzen Welt, führen. Die Bildfragmente legen das assoziative Betrachten nahe, indem sprachliche, inhaltliche und formale Zusammenhänge erkannt, erinnert und gedeutet werden können. Die Collagen sind auf den Wegen des Sammelns, Findens und Herstellens entstanden. Es wird augenscheinlich: Die Collage bietet die Möglichkeit, aktuell auf Ereignisse zu reagieren, mit unterschiedlichen Techniken und mit der Verwendung verschiedener Materialien. Collagieren mutet an wie Bastelei. Der schöpferische Akt entwickelt sich assoziativ aus den Fundstücken. In ihrer Verknüpfung zeigen sich die Spuren der Verarbeitung und die Vernetzung gesellschaftlicher Zivilisationsreste aus Zeitungen, aus der Werbung, aus Magazinen und Abfällen jedweder Art. Mit dem Kleben von Papierresten, dem Einfärben von Spachtelmassen und tonhaltigem Material und dem Montieren von Draht, Drahtgitter und Stoffresten wird die ebene Oberfläche des Bildes ins Dreidimensionale angehoben. Die Oberfläche der Collage ist mit einer Lasur bearbeitet . Der Künstler beabsichtigt, dass der Betrachter vor diesen Bildern innehalten kann, um die Verzweiflung der Menschen nachzuspüren. Beide, Collagen und Holzskulpturen, zeigen in ihren Gestaltungsprozessen Affinitäten, deren Merkmale Metamorphose und Zufall sind. Dem Künstler waren Faszination und Verzweiflung stete Begleiter während seines Schaffens.
Bis zum 27. Mai kann die Ausstellung in den Räumen der Sparkasse Koblenz, Bahnhofstraße 11, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, besucht werden.
