Ist ein Ende der „neverending story“ um „Little Britain“ in Sicht?

Gary Blackburn unterbreitet der Ortsgemeinde Erpel neuen Lösungsvorschlag

Gary Blackburn unterbreitet der Ortsgemeinde Erpel neuen Lösungsvorschlag

Gary Blackburn schlägt der Gemeinde einen Tausch vor: den Wanderweg, den er vor acht Jahren erworben hat und der hier hinter ihm rechts verläuft, gegen den Gebietsstreifen am Bahndamm, der links erkennbar ist. Fotos: KBL

Gary Blackburn unterbreitet der Ortsgemeinde Erpel neuen Lösungsvorschlag

Auf Blackburns Privatgelände würde die Ausstellung in stark verkleinerter Form weitergeführt. Im Vordergrund die strittige „Hütte der Queen“.

Gary Blackburn unterbreitet der Ortsgemeinde Erpel neuen Lösungsvorschlag

Über Geschmack lässt sich gewiss streiten - aber gute Laune verbreiten die gesammelten Ausstellungstücke des Deutsch-Briten allemal.

Kretzhaus. Es gab viele Diskussionen und Kontroversen in den letzten Jahren um Gary Blackburns „Little Britain“ in Kretzhaus. Der britische Unternehmer, der seit 25 Jahren mit seiner Firma „Baumdienst Siebengebirge“ erfolgreich Wurzeln in der Region geschlagen hat, wollte 2014 anlässlich der Brexit-Bestrebungen seiner Landsleute ein Zeichen für Freundschaft und Verständigung setzen. Dass er seinen ausgefallenen Plan, ein frei und kostenlos zugängliches Freizeit- und Erholungsgelände für Einheimische und Touristen zu schaffen, ausgerechnet mit einem britischen Panzer begonnen hat, mag den einen oder anderen irritiert haben – mittlerweile bestreitet aber wohl kaum noch jemand die friedfertigen Absichten Blackburns. Sein „Friedenspanzer“ mag skurril wirken – erst recht, seitdem er durch die „Steel Buddies“ Michael Manousakis und seiner Crew von Morlock Motors als einziger Panzer weltweit mit Solarstrom betrieben wird. Auch die von dem Familienvater in den letzten Jahren zusammengetragene Sammlung von englischen Figuren und Fahrzeugen ist vielleicht nicht „Jedermanns Sache“ – aber vielen Besuchern gefiel sie. Innerhalb weniger Monate hatte sich „Little Britain“ mitten im Wald weit oberhalb des Rheins zu einem beliebten Ausflugsziel gemausert gehabt.

Nachbarschaftsstreitigkeiten und Missverständnisse Seiten des Engländers, der 2019 mit seiner Familie auch die deutsche Staatsbürgerschaft beantragte, führten 2018 jedoch zur Schließung des Mini-Freizeitparks auf seinem Privatgrundstück an der L253. Er bekam verschiedene Vorgaben, nach deren Erfüllung eine mögliche Wiedereröffnung „Little Britain‘s“ in Aussicht gestellt wurde. Der Deutsch-Brite beauftragte einen namhaften Architekten mit der Erstellung von entsprechenden Plänen und hoffte auf eine Einigung. In der Zwischenzeit hatte er den großen Teil seiner Ausstellung abgebaut oder in seinen Privatgarten überführt und hielt die Überreste für geduldet.

Dann kamen Corona und der Shutdown. Für die aufwendigen Planungen und Vorschläge galt es im Vorfeld Ämter und Behörden zu Vor-Ort-Terminen und Abstimmungen zu terminieren. Forstamt, Bauamt, Feuerwehr, Straßenmeisterei, Gemeinde, Kreis und einige Institutionen mehr sollten gemeinsam mit dem Architekten die Situation in Augenschein nehmen können, um sie zu bewerten. Während des Shutdowns war die Koordination dieser Termine ein Ding der Unmöglichkeit. Gemeinderats-, VG- oder Kreistagssitzungen – alles abgesagt oder verschoben. Was in den Medien gern als „Entschleunigung“ gefeiert wurde, machte ein abgestimmtes Vorgehen äußerst schwierig.

In der Zwischenzeit wurde Gary Blackburn ein weiteres Mal anonym beim Ordnungsamt angezeigt. Wie in der Vergangenheit ist auch in diesem Fall nicht bekannt, wer es denn nun für wichtig und richtig hielt, zu überprüfen, ob die geschlossenen Türen der Hütten auf Blackburns Privatgrundstück, ehemals Teil „Little Britains“, nicht nur ge- sondern auch verschlossen sind. Aufgrund der Abgelegenheit des Grundstücks und der Tatsachedass zu diesem Zeitpunkt jeder Einzelne gehalten war, zuhause zu bleiben, war auch diese Anzeige nicht nachvollziehbar. In diesem Zusammenhang ist es als äußerst positiv zu bewerten, dass der Gemeinderat sich von dem „Anzeigenfeuerwerk“ in seinen Entscheidungen offensichtlich nicht beeinflussen ließ, obwohl die Gemengelage (Corona, Abstimmungsprobleme, fehlende Unterlagen sowie eine erneuten Anzeige) den Ratsmitgliedern eine Debatte in der jüngsten Sitzung nicht gerade einfach machte. Corona, Abstimmungsprobleme, fehlende Unterlagen und eine Anzeige … die Gemengelage war für die Erpeler Ratsmitglieder in der letzten Sitzung sicherlich nicht einfach. Und eine für alle Seiten passende Entscheidung wäre dem Züchten einer eierlegenden Wollmilchsau gleich gekommen – ein Unterfangen, das kaum von heute auf morgen gelingt. Zumal auf Seiten der Gemeinde in der Zwischenzeit eine gewisse Irritation entstanden war: Seit zweieinhalb Jahren sind die Schwarzbauten auf dem Gelände des Engländers der Gemeinde ein Dorn im Auge. Blackburn hatte diese aufgrund falscher Informationen in dem guten Glauben errichten lassen, dass Gebäude ohne Fundament genehmigungsfrei wären. Nach der Klarstellung der Sachlage hatten sich beide Seiten 2018 dann darauf geeinigt, das Unterfangen „Little Britain“ auf rechtlich und planungstechnisch korrekte Füße zu stellen. Im Juni hatte man zuletzt im Gemeinderat noch einmal bekräftigt, der Wiedereröffnung „Little Britains“ positiv gegenüber eingestellt zu sein. Warum waren dann die geforderten Pläne immer noch nicht vollständig vorgelegt worden? Daher entschieden sich die Ratsmitglieder für eine letzte Fristverlängerung – und für ein deutliches Zeichen, dass ihre Geduld endlich ist: bis zum 15. November hat Gary Blackburn nun noch die Gelegenheit, die geforderten Unterlagen einzureichen. Sonst wird ihm die Pacht für das von ihm größtenteils als Firmengelände zum Ende des laufenden Jahres gekündigt.

Der Beschluss zeigte Wirkung: Innerhalb weniger Tage räumte der Engländer die restlichen Fahrzeuge und Ausstellungsstücke vom Pachtgelände. Und nicht nur das: Nach jahrelanger und aufwendiger Planung, bei der es um Parkplätze, Bewässerung, Versiegelung, Ausgleichsflächen und andere baurechtliche Fragestellungen ging, ist dem Inhaber des Baumdienstes nur noch eines wichtig: eine schnelle und für beide Seiten akzeptable Einigung mit der Ortsgemeinde! Deshalb hat Gary Blackburn nun einen neuen, sehr viel einfachen Vorschlag entwickelt, über den er sich, wie er hofft, zügig mit den Behörden verständigen kann: Er möchte auf die ursprünglich geplante Erweiterung seines Firmengeländes verzichten und der Gemeinde im Tausch gegen den Gebietsstreifen an den Bahngleisen den von ihm erworbenen Wegstreifen überlassen, sofern er als Anlieger diesen Weg weiterhin nutzen kann. Den Bereich an den Bahngleisen würde er nicht mehr für „Little Britain“, sondern einzig als Firmengelände nutzen. „Little Britain“ würde er in verkleinerter Form auf seinem Privatgrundstück wiederaufleben lassen und sich darauf beschränken.

Dieser Vorschlag klingt wie ein möglicher Kompromiss in dem nun schon länger andauernden Konflikt um „Little Britain“. Als ersten Schritt strebt Gary Blackburn in den nächsten zwei Wochen einen gemeinsamen Termin vor Ort mit seinem Architekten und Vertretern des Gemeinderats an, denn. Und auch aus dem Erpeler Gemeinderat lässt sich Versöhnliches hören: „Gerne möchten wir Herrn Blackburn als ortsansässigen Gewerbebetreibenden unterstützen, durch die in seiner Verantwortung liegende Beibringung der erforderlichen Unterlagen steht ihm diese Unterstützung offen“, teilte der 1. Beigeordnete der Ortsgemeinde Henrik Gerlach auf Nachfrage der BLICK aktuell mit, „An der grundsätzlichen Haltung des Ortsgemeinderates, dem Vorhaben positiv gegenüber zu stehen, hat sich […] nichts geändert.“ Es bleibt also zu hoffen, dass nach der Sitzung des Gemeinderats am 14. Dezember 2020 ein für alle Seiten zufriedenstellender Abschluss der Causa „Little Britain“ vermeldet werden kann.

kbl