Allgemeine Berichte | 26.10.2019

Ahmad Mansour im Laacher Forum

Gegen falsche Toleranz und Panikmache

Ahmad Mansour erzählte in Maria Laach von seinem Ankommen in Deutschland und wie er unpolitisch motiviert in einer radikalen muslimischen Gruppe ein Stück Heimat fand.Foto: privat

Maria Laach. „Klartext zur Integration – gegen falsche Toleranz und Panikmache“, so das Thema des letzten Vortrags im Rahmen der Ausstellung „Konrad Adenauer und die Abtei Maria Laach“, zu dem Matthias Wilken, Leiter der Buch- und Kunsthandlung Maria Laach, den Buchautor Ahmad Mansour im Laacher Forum begrüßte. Nach dem Schock eines Anschlags in Israel suchte Mansour in Deutschland Frieden und Sicherheit. „Heute ist meine Heimat hier, da wo ich verstanden werde, wo meine Familie lebt, wo ich mich wohlfühle“, sagte der Bestsellerautor, obwohl er ständig unter Polizeischutz steht. In Maria Laach erzählte der palästinensische Israeli von seinem Ankommen, als er sich ohne Deutschkenntnisse heimatlos fühlte: „Ich kam mit Hoffnung und traf auf eine Gesellschaft, die kalt war und mich wieder wie ein Kind behandelte. Physisch war ich in Deutschland, emotional ganz wo anders“, schilderte er seinen Zustand als Migrant, der automatisch religiös wurde und bei radikalen Moslems ein Stück Sicherheit und Heimat fand, „nicht, weil ich radikal werden wollte, sondern um dieses Gefühl zu haben. Ich war in Neukölln, hatte meine Sprache, mein Essen und habe mich keinen Zentimeter entwickelt.“ Seine Neugierde half ihm, nicht in die ideologischen Fänge dieser Gruppierung zu gelangen. Und da waren „viele großartige Menschen“, die ihm halfen, ein Bankkonto zu eröffnen und ein Visum zu beantragen. Professoren und Menschen im Studentenwohnheim begleiteten ihn auf diesem Weg und gaben ihm eine Chance. „Jeden Tag denke ich nach, wie mein Leben gewesen wäre, wenn ich den einfachen Weg genommen hätte. Und ich frage mich, ob der andere Weg nicht einfacher gewesen wäre.“

Parallelwelten der Integration

In Maria Laach stellte er die Frage, wann Migranten integriert sind: „Lautet die Definition, dass ein gut Integrierter die Sprache können, einen Beruf lernen und ausüben muss und auch sonst keine Straftaten ausübt, waren die Terroristen vom 11. September super integriert. Integration bedeutet, emotional anzukommen und das Grundgesetz als eine Bereicherung zu sehen und meine Freiheit so zu leben, wie ich will.“ Dagegen berichtete Mansour im Laacher Forum von Menschen in Parallelgesellschaften. Ihnen fehle es an nichts, sie lebten nach eigenen Regeln und würden beispielsweise ihre Töchter gegen ihren Willen verheiraten. Dementgegen forderte Ahmad Mansour, dass diese Menschen sich an deutsche Rechtsregeln halten müssen. Der Staat habe die Aufgabe, gegen Zwangsverheiratungen und Ehrenmorde vorzugehen. „Ein Staat müsse nicht nur für die Rechte da sein, sondern auch für die Pflichten. „Dass Mädchen nicht am Schwimmunterricht teilnehmen, ist kein Ausdruck von Religion.“ Wie sehr aber die erste Generation der Einwanderer leidet, verdeutlichte der Referent ebenfalls. So mache es Vätern Angst, wenn sie ihre Heimat-Identität nicht an ihre Kinder weitergeben können. Unter dieser Angst würden Parallelgesellschaften entstehen, führte Ahmad Mansour aus: „Wenn wir ernsthaft Integrationsarbeit leisten wollen, müssen wir ernsthaft über die Ängste der Menschen sprechen. Relativieren oder Verharmlosen hilft nicht, sondern nur Begegnung.“ Die Menschen müssten auch emotional ankommen. Andererseits brauche es Rechtsstaatlichkeit. So gebe es beispielsweise das Recht des Staates, Alter und Identität von Migranten zu überprüfen. „Wir brauchen einen Staat, der entschieden und selbstbewusst auftritt. Es kann nicht sein, dass beispielsweise die Altersbestimmung als ein Angriff auf die Würde der Flüchtlinge dargestellt wird. Ein Land, was nicht die Herkunft der Menschen feststellen darf, hat versagt. Erst eine starke Rechtsstaatlichkeit motiviert, sich zu integrieren. Ich weiß wie schwierig das ist. Integration ist erst möglich, wenn die Leute sich wohlfühlen und Kontakte zu Nachbarn haben.“

Als von allen zu respektierende Grundrechte nannte er die Gleichberechtigung von Mann und Frau, von Homosexuellen und das Recht auf Scheidung als wesentliche Errungenschaften der Aufklärung, die es auch gegenüber Flüchtlingen zu verteidigen gelte. Mit Blick auf die deutsche Wohlstandsgesellschaft sagte er: „Warum hat Deutschland das alles, was es in den Heimatländern nicht gibt? Weil wir hier eine Aufklärung hatten.“ Und das betrifft auch seine Sicht von Religion: „Ich will ein Religionsverständnis, wo ich mit Gott streiten kann und nicht einen Gott, für den es ein Problem ist, ob in Gummibärchen Gelatine von Schweinen ist oder nicht.“

Pressemitteilung

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Ahmad Mansour erzählte in Maria Laach von seinem Ankommen in Deutschland und wie er unpolitisch motiviert in einer radikalen muslimischen Gruppe ein Stück Heimat fand.Foto: privat

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