Justus Willberg entführt in die Welt antiker Musik und Wasserorgeln
Gesprächskonzert „Wasser auf die Orgel“ begeistert Rheinbacher Publikum

Rheinbach. Der Freundeskreis Römerkanal hatte erneut den renommierten und vielfach ausgezeichneten Forscher und Interpreten antiker Musik, Justus Willberg, zu einem Konzert eingeladen. Willberg widmet sich der Frage, wie antike Instrumente geklungen haben, baut sie nach und spielt darauf Kompositionen aus römischer Kaiserzeit. Sein besonderes Interesse gilt der römischen Wasserorgel.
Das Konzert in der gut besuchten Gnadenkirche der evangelischen Kirchengemeinde Rheinbach begann der studierte Flötist zunächst mit den Aulen, einer Doppelflöte. Ihr warmer Ton zog die Zuhörer sofort in seinen Bann. Anhand von Fotos antiker Münzen, Friese und Mosaikböden erläuterte er die historische Bedeutung dieses griechischen Instruments. Nahtlos fügte er die Cithara hinzu, die der Sage nach Apoll erfunden haben soll und zu seinem Markenzeichen wurde. Willberg demonstrierte die Spielweise, begleitete sich selbst wie ein antiker Citharoede mit einer originalen griechischen Komposition, deren Text und Noten seine Frau auf Schriftrollen präsentierte.
Der Hauptteil des Abends war der römischen Wasserorgel gewidmet, deren Nachbau bereits beim Eintritt in die Kirche Aufmerksamkeit erregte. Willberg erläuterte ausführlich den Aufbau der Orgel, die ursprünglich in Aquincum, dem antiken Vorgänger von Budapest, gefunden wurde und dort heute im Museum ausgestellt ist. Die Orgel aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. ähnelte den Instrumenten, die zu Kaiser Neros Zeiten in Arenen zur Unterhaltung zwischen Gladiatorenkämpfen erklangen. Durch Wasserdruck erzeugte Klänge waren laut genug, um im ganzen Rund gehört zu werden. Unterstützt von Abbildungen auf Mosaiken zeigte Willberg, wie Musiker in der Antike Szenen begleiteten und durch die Wahl der Melodie zum Beispiel tapfere Kämpfer trotz Niederlage unterstützten.
Die physikalischen Grundlagen der Tonerzeugung durch Wasserdruck erklärte Willberg anschaulich anhand eines Eimers, eines Trichters und einer kleinen Orgelpfeife. Anschließend ließ er den Nachbau der Wasserorgel erklingen und demonstrierte, wie entscheidend die Stärke der Wasserpumper für den Klang ist. In der Antike wurde das Orgelspiel oft von anderen Instrumenten wie cornu (Horn), tuba (Fanfare) und aulos (Flöte) begleitet.
Im weiteren Verlauf des Konzerts zeigte sich die Entwicklung der Orgeltechnik im Christentum. Die Organistin Mascha Korn demonstrierte zunächst das Regal, eine kleine Orgel, die mit einem Blasebalg betrieben wird, bevor sie die Orgelempore betrat und die Kirchenorgel zum Erklingen brachte. Kompositionen aus Barock und neuerer Zeit verdeutlichten die Veränderungen in Klangstruktur und Lautstärke. Willberg zollte dem meisterhaften Spiel der Organistin großen Respekt.
Zum Abschluss wurde das Publikum aktiv eingebunden: Je nach Willbergs Handzeichen summten die Zuhörer zwei Töne, die den Gesang einer altgriechischen Komposition begleiteten. Den stimmungsvollen Abschluss bildete der gemeinsame Gesang des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“, begleitet von Mascha Korn auf dem Orgelregal. Der Abend endete mit dankbarem Applaus des begeisterten Publikums.BA

Willberg widmet sich der Frage, wie antike Instrumente geklungen haben, baut sie nach und spielt darauf Kompositionen aus römischer Kaiserzeit.