Wildbienen schützen: Expertenwissen und praktische Tipps vor Ort
Große Nachfrage bei Wildbienen-Exkursion in Winningen
Winningen. Im Landkreis Mayen-Koblenz stieß eine kürzlich durchgeführte Wildbienen-Exkursion in Winningen auf große Resonanz. Organisiert wurde die Veranstaltung mit Unterstützung des Projekts „Mehr als nur Grün“. Naturgartenexpertin Biggi Kaczmarek führte 31 Teilnehmende durch die faszinierende Welt der heimischen Wildbienen und vermittelte umfassendes Wissen über deren Lebensweise, Bedürfnisse und Schutzmöglichkeiten.
Das Projekt wird von der Integrierten Umweltberatung im Landkreis Mayen-Koblenz sowie der Lokalen Agenda 21 der Stadt Koblenz getragen und vom Umweltministerium Rheinland-Pfalz gefördert. Kooperationspartner war die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Trier mit Schwerpunkt Schöpfung.
Lina Jaeger von der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz zeigte sich über die hohe Nachfrage erfreut und kündigte an, dass Kaczmarek eine weitere Führung anbieten wird, um möglichst vielen Menschen einen Einblick in die Wildbienenwelt zu ermöglichen. Während eines Rundgangs durch Winningen erklärte die Expertin, welche Pflanzen und Standorte besonders gut für Wildbienen geeignet sind.
Ein verwilderter Garten mit Borretsch, Glockenblumen und Lauch bietet Lebensraum ebenso wie kleine Staudenbeete am Haus. Kritisch bewertet Kaczmarek invasive Pflanzen wie den Schmetterlingsflieder, der heimische Arten verdrängen kann. Dennoch plädiert sie für ein ausgewogenes Verhältnis: „In einem Garten darf auch eine für Insekten wertlose Hortensie stehen, wenn daneben auch Pflanzen wie Anemonen oder Katzenminze wachsen.“
Im eigenen Garten in Winningen hat Kaczmarek einen speziellen Lebensraum für Wildbienen geschaffen. Dort verzichtet sie auf Zierpflanzen wie Buchs oder Hortensien und setzt stattdessen auf heimische Wildstauden wie Ziest und Natternkopf. „Wildbienen nehmen das Angebot an heimischen Stauden sehr gerne und schnell an. In unserem kleinen Garten haben wir schon 30 unterschiedliche Wildbienenarten beobachtet“, berichtete sie. In Deutschland sind aktuell 604 Wildbienenarten bekannt, viele stehen auf der Roten Liste, einige sind vom Aussterben bedroht. Die Arten unterscheiden sich deutlich in Größe, Aussehen und Verhalten: Von winzigen Arten mit 2 Millimetern bis zur bis zu 3 Zentimeter großen Holzbiene. Anders als Honigbienen leben die meisten Wildbienen solitär, nur wenige, wie Hummeln, bilden kleine Staaten mit 50 bis 500 Individuen.
Auch die Ernährung ist sehr unterschiedlich: Einige Arten besuchen zahlreiche Blütenpflanzen, andere sind hochspezialisiert, wie die Natternkopf-Mauerbiene, die ausschließlich am Gewöhnlichen Natternkopf sammelt. „Fehlen diese Pflanzen, verschwinden auch die spezialisierten Wildbienen“, erklärte Kaczmarek. Beim Nisten bevorzugen manche Arten Erd- oder Sandböden, andere nutzen Holzröhren.
Kritisch sieht Kaczmarek den derzeitigen Boom handelsüblicher Insektenhotels. Viele dieser Modelle seien für Wildbienen ungeeignet oder sogar schädlich. Sie empfiehlt fachlich geprüfte Angebote oder Nisthilfen, die nach bewährten Anleitungen selbst gebaut werden.
Die Teilnehmenden erhielten zahlreiche praktische Anregungen zur naturnahen Gestaltung des eigenen Gartens. Weitere Veranstaltungen im Rahmen des Projekts „Mehr als nur Grün“ sind geplant. Interessierte können sich per E-Mail an biodiversitaet@kvmyk.de wenden, um regelmäßig über neue Termine informiert zu werden.
BA
