Außergewöhnliches Energieprojekt in der Kreisstadt
„Großer Sprudel“ liefert fünf Millionen Kilowattstunden Wärme jährlich
Guido Orthen: „Ein weiterer Schritt hin zu einem nachhaltigen Ahrtal“

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Seit fast 163 Jahren liefert der im Kurpark befindliche „Große Sprudel“ heilendes, rund 32 Grad warmes Wasser, das aus einer Tiefe von 95 Metern nach oben schießt. Die Thermalwasserquelle ist so etwas wie die Keimzelle des Bades Neuenahr und übernimmt jetzt eine weitere, überaus wertvolle Aufgabe: als Zentrum nachhaltiger Wärmeerzeugung speisen die „Ahrtal-Werke“ mit der Energie des „Großen Sprudel“ seit Kurzem ihr Fernwärmenetz. „Das Projekt läuft im Prinzip schon seit 2019 mit ersten Überlegungen. Jetzt hat die Sache nach der Flut Fahrt aufgenommen, Genehmigungen von Land und Wasserbehörde wurden eingeholt und nach nur einem halben Jahr Arbeitszeit haben die Ahrtal-Werke alles technisch umgesetzt“, sagte Jan Ritter, Geschäftsführer der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH, die der Betreiber des „Großen Sprudel“ ist.
„Alles andere als alltäglich“
Dem schloss sich der Geschäftsführer der Ahrtal-Werke, Dominik Neswadba, an: „Es ist eine ganz außergewöhnliche Situation, dass wir hier im Grunde genommen der Politik fünf- bis zehn Jahre voraus sind durch dieses Vorgehen. Einer der Gründungszwecke der Ahrtal-Werke war, die Energiewende hier vor Ort ein Stück weit selbst in die Hand zu nehmen und uns ökologisch auszurichten - auch, um sich etwas unabhängig zu machen von marktbeherrschenden Unternehmen, die vielleicht andere Ansichten zum Umgang mit Nachhaltigkeit haben. Dieses gemeinsame Konstrukt von Stadt, Marketing GmbH und Ahrtal-Werken ist alles andere als alltäglich.“ Vom Großen Sprudel wurde Ende 2022 eine Leitung ins Heizkraftwerk Beethovenstraße gelegt. Dort kommt das Quellwasser mit einer Temperatur von rund 30 Grad an. Wärmepumpen entziehen dem Quellwasser diese Wärme und speisen sie direkt in das örtliche Fernwärmenetz der Ahrtal-Werke ein. Die Beschaffenheit des Wassers ändert sich dadurch nicht, es wird lediglich um etwa 15 Grad abgekühlt. Dabei bringt es die Heizleistung des Quellwassers auf rund fünf Millionen Kilowattstunden Wärme, was dem jährlichen Verbrauch von etwa 250 Einfamilienhäusern entspricht.
Auch der Kurpark erhält Energie aus dem „Großen Sprudel“
Auch die Kurpark-Liegenschaften werden zukünftig mit Wärme aus dem Großen Sprudel versorgt, ebenso wie die bereits mehr als 350 weiteren Anschlüsse. Das Investitionsvolumen des Projektes liegt bei rund fünf Millionen Euro. „Gerade in der aktuellen Diskussion um erneuerbare Energie haben wir mit diesem Projekt in Bad Neuenahr-Ahrweiler einen weiteren Schritt hin zu einem nachhaltigen Ahrtal gemacht“, erklärte Bürgermeister Guido Orthen.
In der Beethovenstraße befindet sich der Wärmetauscher, vor dem Bürgermeister Guido Orthen (Zweiter von rechts), Jan Ritter (Geschäftsführer Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH (Dritter von links), Dominik Neswadba (Geschäftsführer Ahrtal-Werke, Zweiter von links) sowie weitere Offizielle Aufstellung zu sehen sind. Foto: DU