Mechthild Heil, MdB, im Interview mit BLICK aktuell
Heil: „Landrat Pföhler fehlt der Rückhalt“
Kreis Ahrweiler. Vor vier Wochen kam das Hochwasser und stürzte das Ahrtal in eine Katastrophe historischen Ausmaßes. Auch die Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil war seit dem 15. Juli immer wieder im Überflutungsgebiet unterwegs, half mit und führte intensive Gespräche. Im Interview mit BLICK aktuell schaute Heil auf den letzten Monat zurück.
BLICK aktuell: Frau Heil, hinter uns liegt der erste Monat nach der Flut. Wie beurteilen Sie rückwirkend die Hilfsmaßnahmen?
Heil: Fest steht, dass wir ohne die vielen Helfer heute nicht dort wären, wo wir jetzt sind. Das gilt sowohl für die Vielzahl privater Helfer als auch die Hilfsorganisationen. Dass die Organisation der Hilfsmaßnahmen nicht immer reibungslos funktionierten, ist ebenfalls eine Tatsache. Dazu muss jedoch gesagt sein, dass selbst die professionellen Helfer noch niemals in einer Katastrophe von diesem Ausmaß tätig waren.
Ein großer Dank gilt nicht nur allen Helfern, sondern auch allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Insbesondere die ehrenamtlichen Bürgermeister in den betroffenen Orten haben eine wahnsinnige Arbeit geleistet und alles organisiert. Ich habe alle Achtung vor dieser Leistung. Ich weiß gar nicht, woher die Menschen diese Kraft herholen.
BLICK aktuell: Wie beurteilen Sie die Arbeit von Landrat Dr. Jürgen Pföhler?
Heil: Ohne Zweifel hat Dr. Jürgen Pföhler große Verdienste um den Landkreis Ahrweiler erworben. Nach den Vorkommnissen in der Hochwassernacht fehlt ihm nun der Rückhalt in weiten Teilen der Bevölkerung und weiten Teilen der Verwaltung. Für jemanden, der nun Aufbauen muss, ist dieser politische und moralische Rückhalt enorm wichtig.
BLICK aktuell: Weite Teile der Infrastruktur im Ahrtal sind zerstört. Das gilt auch für das Schienennetz der Ahrtalbahn. Wie lauten Ihre Pläne zur Zukunft des Bahnverkehrs?
Heil: Wir haben im Ahrtal eine Riesenbaumaßnahme vor uns. Das bietet auch eine Möglichkeit, neu und gut wieder aufzubauen. Eine Idee wäre eine Ausweitung der Strecke der Ahrtalbahn von Köln bis nach Adenau. Über eine Endstation in Adenau wurde ja in früheren Zeiten nachgedacht. Für den Tourismus im Ahrtal wäre dies eine Riesenchance. Auch die über geplante Elektrifizierung der Ahrtalbahn muss nun nachgedacht werden. Leider wird dieses Projekt durch die Gegebenheiten im Ahrtal erschwert. Die vielen Tunnel lassen eine Elektrifizierung kaum zu. Somit müssen wir anders denken. Eine Lösung wäre, dass die Bahn über die Oberleitungen am Rhein die Batterien auflädt und dann im Ahrtal im Akkubetrieb weiterfährt.
ROB