„Heimat schmeckt!“ e.V.
„Heimat schmeckt!“ in Corona-Zeiten

Kreis Mayen-Koblenz. Jetzt, zu Zeiten der Corona-Krise, bei der es neben gesundheitlichen Auswirkungen auch zu erheblichen wirtschaftlichen Veränderungen kommt, geht es um nicht weniger als die Existenz vieler lokaler kleiner Betriebe und den Erhalt der damit verbundenen Arbeitsplätze. Einige Mitglieder des „Heimat schmeckt!“ e.V. berichten über ihre Arbeit in diesen besonderen Zeiten:
„In unserem Betrieb hat sich vor allem organisatorisch etwas geändert. In der Backstube arbeiten wir in verschieden Teams, um Gruppen kleiner zu halten und Kontakte zu verringern. Eine große Herausforderung für alle, da trotz einiger Lieferrückgänge durch die Nicht-Belieferung von Gastronomie und Schulen doch einiges an Bio-Brot in den Ofen kommt“, berichtet Charlotte Barth von der Vollkorn-Bäckerei Barth. „Wir sind sehr froh, wie gut diese Umstellung funktioniert hat. Wir versuchen viele positive Dinge aus diesen Veränderungen zu ziehen und überlegen schon, was in Zukunft Bestand hat.“ In den Bio-Barth-Filialen selbst geht es etwas ruhiger zu, da die Kunden vor der Tür warten. Die Kunden halten sich in der Regel an die Vorgaben und zeigen sich auch dann geduldig, wenn es etwas länger dauert. „Wir freuen uns aber schon alle auf eine Zeit nach dem Virus, in dem sich die Kunden in den Geschäften tummeln“, so Charlotte Barth.
Karl-Josef Hasdenteufel von der Alten Apfelwein-Kelterei Hasdenteufel in Hatzenport weiß zu berichten: „Wir haben weiterhin geöffnet und es kommen Kunden, aber leider nicht so viele wie sonst. Wir bedienen alle mit entsprechendem Abstand und nach vorheriger telefonischer Absprache. Innerhalb von Hatzenport bieten wir einen Lieferservice an. An fehlendem Leergut, wie es bei manchen Getränkefirmen der Fall ist, mangelt es bei uns nicht. Führungen und Apfelweinproben können zur Zeit natürlich nicht stattfinden.“
Klaus Ballmann von der Imkerei Ballmann - Honig vom Schultheishof steht mit seinem Verkaufswagen regelmäßig auf den Wochenmärkten in Neuwied und Koblenz: „Bei mir hat sich durch Corona nicht viel verändert außer einem anderen Hygieneverhalten privat und auch in meinem Verkaufswagen bei den Wochenmärkten. Ich möchte behaupten, dass die Wochenmärkte momentan etwas besser besucht werden. Viele Menschen meiden Supermärkte, da es dort mit der Abstandsregelung in den Gängen nicht immer klappt. Sie gehen nun lieber auf die Märkte. Diese Erfahrung machen auch andere Markthändler. Bei Honig fällt es nicht so auf, aber zum Beispiel bei Obst und Gemüse ist die Umsatzsteigerung schon sehr deutlich.“
Bei Bärbel Birkenbeil und Frank Nickenig von der Schnapsbrennerei Obsthof Birkenbeil in Heimbach-Weis läuft das Geschäft zur Zeit sehr ruhig. „Zwar sind neue Kunden dazu gekommen, die uns beim Spazierengehen erstmals entdeckt haben, aber unsere Destillate werden gern in Gesellschaft und zu Feiern getrunken, und wenn die nicht stattfinden, fehlt der Bedarf. Auch ist die Gastronomie weggefallen und hinzu kommt, dass wir einige Schnapsproben absagen mussten und mutmaßlich lukrative Marktveranstaltungen ersatzlos gestrichen wurden. Das trifft uns schon, aber zumindest kann unser Warenangebot nicht verderben und wird nicht saisonal unmodern.“ Die Schnapsbrennerei bietet schon seit Längerem Auslieferung im engeren Umkreis sowie Postversand an. Diese Angebote werden in Anspruch genommen, halten sich aber im überschaubaren Rahmen. Ein Lichtblick ist der Absatz über den regionalen Einzelhandel, der sich unverändert gut gestaltet.
„Durch unser sehr spezielles Sortiment haben wir den Laden mangels Kundschaft - es fehlen vor Allem die Touristen – vor drei Wochen geschlossen“, berichtet Heike Hoffmann von der Essigmanufaktur Hoffmann in Winningen. „Wir werden den Laden nun aber wieder regulär öffnen.“ Ein spontan eingeführter Lieferservice, der ohne persönlichen Kontakt durchgeführt wird, wurde seit ca. zwei Wochen ein wenig genutzt. „Das freut uns sehr, ist aber leider kein Vergleich zum normalen Umsatz. Toll ist die zum Teil unerwartete Unterstützung von außerhalb. So hat Slowfood eine Liste von Geschäften veröffentlicht und hierin auch Nicht-Mitglieder aufgenommen. Und die Mosellandtouristik möchte Manufakturen durch Pressearbeit unterstützen. Darüber freuen wir uns sehr!“
Gabi Engels vom Mühlenbach-Hofladen in Plaidt und Marie-Theres Neumann vom Hof-Meerheck in Heimbach-Weis haben momentan mehr zu tun, „da viele Privatleute nun mehr kochen und viel backen. Die Kunden kommen gerne in kleinere Läden, wo es nicht so voll ist. Allerdings fehlen uns die Gastronomiebetriebe.“
Auch Kristine von Gudenberg vom Gertrudenhof in Weißenthurm kann diese Entwicklung bestätigen. Sie hat jedoch ihren Hofladen geschlossen, da er so klein ist. „Hofladenkunden können ihre Bestellung telefonisch mit uns durchgehen und dann am Tor abholen. Unser Lieferservice „Ökokiste“ ist sehr stark gefragt, da dieser ohne Kundenkontakt abläuft und die Bezahlung über Lastschrift erfolgt.“
Die Arbeit von Bio-Winzer Uwe Weber aus Lehmen verläuft im Bereich Abholung und Versand sowie im Weinberg wie unverändert. „Auf den Märkten fehlt mir der Ausschank, was ich durch mehr Markttage auszugleichen versuche. Und natürlich fehlen die Kunden aus der Gastronomie. Gute Zuwächse jedoch sind bei den Marktschwärmereien zu verzeichnen.“
Während sich die Direktvermarkter mit viel Kreativität über die Runden halten, zeigt sich die Lage im Bereich der Gastronomie schwieriger. Die „Heimat schmeckt!“-Mitglieder Zur Linde in Mülheim-Kärlich sowie der Rote Ochse in Rhens bieten zwar Abholservice an, allerdings sind die meisten Gastronomiebetriebe geschlossen. So auch die Gutsschänke Schaaf in Winningen, die von Stefan Pohl betrieben wird. „Wir sind natürlich bereit Mundschutz zu tragen, stellen die Tische weit auseinander und decken großzügig ein, aber leider ist bisher keine Lockerung der Situation in Sicht. Die Ersparnisse sind bald aufgebraucht und Rücklagen für den kommenden Winter zu bilden, sind trotz Soforthilfen wohl unmöglich. Mitte Mai muss es los gehen, ansonsten müssen viele Gastronomen ums Überleben kämpfen,“ so Stefan Pohl.
Weitere Informationen über die Mitglieder des „Heimat schmeckt!“ e.V. gibt es unter www.heimat-schmeckt.de oder in der Vereinsbroschüre, die bei Sabine Borsch (0 26 52) 52 79 411, info@heimat-schmeckt.de) und bei den Mitgliedsbetrieben erhältlich ist.

Drei Wochen lang war die Essigmanufaktur Hoffmann in Winningen geschlossen. Nun hoffen Heike und Bernd Hoffmann auf Kundschaft. Abstandsregelungen und Hygienevorschriften werden natürlich eingehalten.