Sinziger K1- Boxer Mohamed Abdallah spricht über seine Erfahrungen in „Mikes Gym“in Amsterdam
„Ich bin und bleibe Sinziger von ganzem Herzen“
Sinzig/Amsterdam. Knapp vier Monate ist er her, dass der Sinziger K1-Kämpfer Mohamed Abdallah seiner Heimatstadt den Rücken kehrte um sich einen persönlichen Traum zu erfüllen. Amsterdam hieß das Ziel, genauer gesagt „Mikes Gym“. Hier trainiert „Mo“ Abdallah unter Mike Passenier. Der Niederländer ist eine Größe in seiner Sportart und ein zäher Hund. Und genau diese Zähigkeit ist es, die Passenier auch von seinem Neu-Schützling Abdallah abverlangt, wie der Sinziger im Gespräch mit BLICK aktuell verrät. „Mo“ schildert seinen Trainingsalltag und stellt zunächst klar: „Gedanken wie „Ich bleibe heute mal im Bett liegen“ - das gibt’s nicht“. Stattdessen erwartet die Sportler ein straffes Trainingsprogramm und das von Montag bis Samstag. Hier steht Kraft -und Zirkeltraining auf dem Programm und natürlich Box- und Kickboxeinheiten, die auch gerne mal in den Abend hinein dauern. Nicht nur an das harte Training, sondern auch an die Mahlzeiten musste sich Mohamed in seiner neuen Bleibe gewöhnen. „Normalerweise frühstücke ich gar nicht. Aber im Gym würde ich es ohne gar nicht durchhalten“, so „Mo“. Obst, Müsli und Joghurt liefern morgens Kraft für die harten Trainingseinheiten.
Coach Mike Passenier hat seine Jungs voll im Griff: „Einfach mal hinsetzen ist nicht drin“, erklärt Abdallah. Und falls doch, gibt es gleich eine Schelte vom Gym-Chef. Grundsätzlich sei das Training in der Leistungsschmiede sowieso härter als jeder Kampf. Besonders das „Sparring des Todes“, wie Mohamed es nennt. Eineinhalb Stunden heißt es bei diesem Trainingskampf, der jeweils Donnerstagsabends stattfindet, nur eines: Einstecken. Ziel der Übung ist es, den Trainingskampf so anspruchsvoll zu gestalten, dass der nächste und richtige Kampf umso leichter fällt. Kräfte sollen dann abgerufen werden können, wenn es drauf ankommt und das gilt auch für die entsprechende Technik
Die Kunst des Verlierens
Mohamed Abdallah hat in der kurzen Zeit in der niederländischen Stadt vieles gelernt. Doch eine Lektion war für den jungen Kämpfer wohl die Wichtigste: Das Verlieren. „Mo“ hatte die Gelegenheit in den Niederlanden bei „Glory“ anzutreten, einer großen und wichtigen Kickbox-Promotion. Abdallah nahm das Angebot an. Zeitlebens war es für den Kampfsportler ein Traum bei einem „Glory“-Event in den Ring zu steigen und dachte somit nicht zweimal über das Angebot nach . Die Ausmaße dieses Mega-Events waren gigantisch. „Mo“ gab Pressevertretern renommierter Boxmedien Interviews und das Stadion war gefüllt mit tausenden Fans. Kein Vergleich zu seinem ersten Kampf, der damals in der Landskroner Festhalle in Heimersheim stattfand. Abdallah trat in hier in der Schwergewichtsklasse an und traf hier auf D´Angelo Marshall von der Insel Curaçao, einem niederländischen Überseegebiet. Der Kampf war schnell vorbei: Abdallah hatte Marshall nahezu nichts entgegenzusetzen und als er das zweite Mal auf den Brettern lag, war der Kampf auch schon vorbei. Doch was lief schief? „Mo“ weiß die Antwort. „Ich war mit dem Herzen dabei, aber nicht mit dem Kopf.“ Aber Abdallah grämt sich nicht. „Beim nächsten Mal muss ich es einfach anders machen.“ Wichtig sei es, sich von dem großen Medienspektakel nicht beeinflussen zu lassen und auf das zu vertrauen, was er im Gym gelernt hat. Für Abdallah ist ein solches K.O eine seltene Erfahrung. Eher ist es „Mo“, der die Gegner zu Boden wirft. Dennoch hat die Niederlage seinen Zweck nicht verfehlt. Beim nächsten Mal soll es wieder anders laufen und die Voraussetzungen dafür sind Taktik und Training.
Freunde und Familie als Lebensmittelpunkt
Sofern es möglich ist, nutzt Mohamed seine Freizeit für einen Abstecher in die Heimat. Mit der niederländischen Sprache klappt es soweit ganz gut, doch „ich find´s einfach genial, im Supermarkt mit den Menschen deutsch zu sprechen,“ so Mohamed. Außerdem vermisst „Mo“ seine Familie und Freunde. Vor kurzem kam er zurück nach Sinzig um mit seinem kleine Bruder zu feiern, der gerade das Abitur in der Tasche hat. Für Abdallah ist das Wiedersehen mit der Familie jedes Mal ein Highlight. Grundsätzlich sind die Begriffe „Heimat“ und „zu Hause“ enorm wichtig für den Sportler. Denn mittlerweile kommt „Mo“ mächtig viel rum. So gibt es bereits Angebote für Kämpfe in China. Für Mohamed steht aber eines fest: „Ich bin und bleibe Sinziger“.
ROB
Mohamed Abdallah mit Coach Mike Passenier.
