Theaterverein Kaifenheim: „Mambo-Charly“ bläst allen den Hochzeitsmarsch
Im Drei-Sterne-Haus Rosenthal regiert ein Hoteldrache

Kaifenheim. Es ist der altbackene Charme eines Drei-Sterne-Hauses im Stil der 70er Jahre, in welchem Hotelchefin Erika Rosenthal mit eiserner Hand Regie führt. Dabei nimmt sie in ihrer rechthaberischen und arroganten Art weder Rücksicht auf die Hausgäste, noch auf das Personal. Letzteres, zu dem sich auch Tochter Franzi als Zimmermädchen zählt, tituliert die Chefin deshalb als „Hoteldrachen“.
Gleich mit dem ersten Vorhang des höchst amüsanten Dreiakters von Achim Pöschl stellt Frau Rosenthal in ihrem gleichnamigen Hotel das drachengleiche Verhalten unter Beweis, als sie an der Rezeption dem langjährigen Stammgast Florian Berger die Leviten liest. Der hatte sich vor Jahresfrist tatsächlich erdreistet, ein halbes Marmeladenbrötchen aus dem Frühstücksraum zu schmuggeln, was sie unisono als Diebstahl bezeichnet.
Berger lässt die Schimpfkanonade der Hotelchefin ruhig über sich ergehen, ist er doch insgeheim in die Tochter des Hauses verschossen. Die sucht derweil dringend nach einem Ehemann, hat ihr doch der Hoteldrache im Falle einer Eheschließung die Leitung des Hauses versprochen. Franzi wird allerdings vom Pech verfolgt. Hat sie der erste Heiratskandidat Siggi, im Hinblick auf den Hoteldrachen als Schwiegermutter, noch am Altar stehen lassen, so ertappt sie den Neubewerber Hans Fuhrmann jetzt in flagranti im Schlafzimmer-Clinch mit der Nachbarin.
Der befreundete Hotel-Portier Toni, gleichsam das gerissene Faktotum des Hauses, leidet nach dem erneuten Liebes-Aus ebenso und ersinnt alsbald den listigen Plan, Franzi, zur Erlangung der ihr in Aussicht gestellten Hotelleitung, dennoch unter die Haube zu bringen. Dies im Rahmen einer Scheinhochzeit, zu der Toni den Schauspieler Max Franz als Ehemann engagieren will und auch schon einen Ersatz für den örtlichen Pfarrer Bergmüller im Auge hat. Diesen Part soll Leo Finke ein ehemaliger Hotelgast aus Berlin spielen, der dem Pfarrer täuschend ähnlich sieht.
Da Erika Rosenthal Franzi´s Neuen noch nie zu Gesicht bekommen hat, scheint der Plan zunächst aufzugehen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, als Leo Finke im geliehenen Talar auf den avisierten Hochzeitsmusiker „Mambo-Charly“ trifft und mit diesem die Hotelbar um reichlich Hochprozentiges erleichtert. Hoteldrache Erika sieht in Leo den betrunkenen Pfarrer Bergmüller und ein turbulentes Spektakel mit Lachtränengarantie nimmt seinen Lauf. Dieses endet erwartungsgemäß mit Happy End, nachdem unter anderem ein prüfender Blick unter des Pfarrers Soutane für Aufsehen sorgt und einem Hoteldrachen sprichwörtlich die Zähne gezogen werden.
Noch Vorstellungen bis Sonntag, 10. Dezember
Es sei hier nicht zu viel verraten, denn das Bühnenspektakel mit seinen exzellent agierenden Darstellern bietet bis Sonntag, 10. Dezember noch sechs weitere Vorstellungen. In diesen begeistert Marie-Theres Kaiser als Hoteldrache mit Haaren auf den Zähnen, denen selbst das verbale Feuer aus ihrem Rachen nichts anhaben kann. Jakob Kaiser brilliert im Part des unterwürfigen Portiers Toni, der aber in Wirklichkeit mit List und Tücke das Hotelleben arrangiert. Marina Johann spielt als Hoteltochter Franzi den leidenden Sonnenschein des Hauses und weiß mit weiblichem Charme und resoluter Durchsetzungskraft zu überzeugen.
In seiner Doppelrolle als Leo Finke und Pfarrer Bergmüller wächst Peer Uhlmann über sich hinaus. Dabei kann er in Sekundenschnelle vom einfältigen Landpfarrer auf einen selbst ernannten Playboy mit Berliner Schnauze umschalten. Über das gleiche hervorragend in Szene gesetzte Mundwerk verfügt seine Gattin Heide Finke, die Birgit Hammes mit wortgewandtem Leben erfüllt. In der Rolle des untreuen Bräutigams Hans Fuhrmann glänzt Thomas Kaiser, der mit seinen haarsträubenden Verbal-Ergüssen amüsante Zwerchfellattacken fährt. Lukas Schlaf geht in der Rolle des engagierten Heiratskandidaten Max Franz auf und verdient sich bei seinem Auftritt Bestnoten in den Fächern Dramaturgie und Weltfremdheit. Den verliebten, aber von allen verkannten Hotelgast Florian Berger, der in Wirklichkeit das Zünglein an der Waage ist, gibt Martin Simons. Er agiert mit stoischer Ruhe und männlicher Gelassenheit, was ihm die sofortige Zuneigung der weiblichen Spezies sichert. „Last but not least“, Hermann Schneider, der die Trompete des permanent alkoholisierten „Mambo-Charly“ balanciert und letztendlich allen den Hochzeitsmarsch bläst. TE

Der dem Alkohol gegenüber nicht abgeneigte „Mambo-Charly“ bläst abschließend allen den Hochzeitsmarsch.

Haben wir hier das richtige Brautpaar und ist auch der Pfarrer echt? Wer weiß es schon.
