Oliver Heimermann und Michael Kriechel experimentieren mit ungewöhnlichen Nutzpflanzen

„Im Tal, wo die Oliven blühen“

01.10.2019 - 13:56

Ein Bericht von Daniel Robbel

Walporzheim. Mit einem Vorurteil räumen Oliver Heimermann und Michael Kriechel gleich auf: Es gibt keine grünen oder schwarzen Oliven. „Am Baum hängen nur Grüne, die sich je nach Reifegrad dunkel verfärben,“ weiß Heimermann, der sich beruflich auf den Handel mit Olivenöl spezialisiert hat. „Und deshalb sind unsere Oliven grün und nichts anderes“, schiebt er hinterher. „Unsere“ Oliven stammen weder aus Apulien oder Kalabrien, sondern aus Walporzheim. Oberhalb der Lage „Am Kräuterberg“ hatte der Winzer Michael Kriechel vor ein paar Jahren ein kleines Stück Land erstanden. Das war zwar völlig verwildert, aber natürlich hätte man dort auch Wein anbauen können. Der Ausblick über das Ahrtal bis nach Heimersheim überzeugte die beiden, dem Land eine besondere Behandlung angedeihen zu lassen. Und so kam man auf die Idee, statt einem Wingert einen Olivenhain anzupflanzen. Und nun grünen dort Sorten wie Hojiblanco und Picual aus Spanien sowie Leccino und Frantoio aus Italien. Getestet hat man das Projekt in anderen Weinbergen des Weinguts Kriechel. So kann es also vorkommen, dass man in den Wingerten neben der Spätburgunderrebe auch ein Olivenbäumchen findet. Dies jedoch nur vereinzelt. Im Olivenhain zog man jedoch andere Geschütze auf. Mittlerweile stehen oberhalb Walporzheim seit 2015 rund 40 zarte Sträucher, die Oliven tragen. Mit den Steinfrüchten, die man eingelegt im Supermarkt kaufen kann, haben die Oliven aus „Walbeze“ wenig gemein. „Unsere Oliven haben viel größere Kerne und weniger Fruchtfleisch“, analysiert Heimermann die Lage. Doch das schmecke deutlich nach Ahrtal, wie Kriechel ergänzt. Denn letztendlich käme der Geschmack der Frucht wie bei den Trauben aus dem Boden.


Ein Härtetest für die mediterrane Nutzpflanze


Dass der Weinbergboden und das Ahrtalklima die pikanten Früchte überhaupt wachsen ließ, war nicht selbstverständlich. Den beiden Pflanzern war durchaus klar, dass das Ahrtal für die Setzlinge ein Härtetest würde. Ein Test, den manche Sorte partout nicht bestehen wollte. Mittlerweile hat man jedoch ein paar widerborstige Olivensorten durch fleißiges Experimentieren ausgemacht. Die gedeihen ganz prächtig. Auch der Standort sei immens wichtig. Der steinige Boden im Hang ist ein gutes Umfeld für die mediterranen Früchte. Im Tal wäre das wohl nichts geworden. Denn dort ist die Frostgefahr höher und den mögen Oliven ganz und gar nicht. Jetzt, im Oktober, ist zwar Weinlese angesagt, doch die Oliven brauchen noch etwas. „Geerntet wird erst im Dezember“, sagt Heimermann. Im Moment sehen die Früchte aus wie kleine, grüne Mandeln oder Kapern. Probieren kann man sie zwar jetzt schon, aber nur wahre Liebhaber können den Früchten im unreifen Zustand einen Hauch von Genuss abringen. Sind sie jedoch erst einmal reif, sind sie der Hit. Erste Verkostungen der prallen Oliven führten zur Begeisterung, wie Michael Kriechel verrät. Und irgendwann möchte man auch ein bisschen eigenes Öl pressen. Bis die Bäume einmal eine ausreichende Masse an Früchten tragen, wird noch viel Zeit vergehen. Davon haben die Kinder dann was, sagen beide. Denn ein Olivenbaum ist geduldig. Die Gewächse können bis zu 1000 Jahre alt werden. Viel Pflege brauchen sie übrigens nicht und so unterscheiden sie sich deutlich von der anspruchsvolleren Weinpflanze. „Hier und da mal etwas zuschneiden, dann passt das“, sagt der Winzer Kriechel. Auch im Umfeld des Hains ist mediterrane Atmosphäre angesagt. Ein Feigenbäumchen wurde gepflanzt und auch der Weinbergspfirsich gedeiht dort. Um den Ausblick zu genießen, hat die Stadt auch eine Wellenbank aufstellen lassen. Ein bisschen Kummer bereitet das Experimental-Feld den beiden schon. Immer wieder wird der Hain Opfer von Vandalismus. So wurde vor nicht allzu langer Zeit ein besonders schönes Olivenbäumchen aus dem Erdreich gerissen. „Dazu braucht man einen Menge Kraft“, sagt Kriechel, der an Mutwillen denkt. Der kleine Strauch ist nunmehr ziemlich verdorrt und braun. Aber die Hoffnung besteht, dass der Baum sich doch noch einmal erholt. Dass man sich an neue Feldfrüchte wagt, hat auch praktische Gründe. Kriechel und Heimermann beteuern augenzwinkernd, schon einmal den Ernstfall zu proben, falls man durch die steigenden Temperaturen eine alternative Nutzpflanze zur Weinrebe suchen müsse. Aber bis dahin wird es wohl noch etwas dauern.

ROB

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