Die Praxis Rechmeier wurde von den Wassermassen der Flut verwüstet. Jetzt soll es wieder losgehen - und dies gleich im Kurhaus an der Ahr mit hochsensibler Medizintechnik

„In Bad Neuenahr zu bleiben war selbstverständlich“

09.08.2022 - 08:16

Bad Neuenahr. Wie für alle Menschen, die in der Region leben und arbeiten, bedeutete die Flut und das letzte Jahr auch für Liliana und Dr. Wolfgang Rechmeier einen tiefen Einschnitt. Das Medizinerehepaar unterhält seit 2015 in Bad Neuenahr eine Praxis für Radiologie und Nuklearmedizin. Macht ein Gelenk oder eine Bandscheibe Probleme, kamen die Menschen gerne in ihre Praxis im historischen Thermalbadehaus.


Drei Meter hoch stand das Wasser


Im Thermalbadehaus, und somit in unmittelbarer Nähe zur Ahr gelegen, war die Praxis völlig überflutet. Die sensible Technik war hinüber: Auch das offene MRT, dass für viele Patienten, die angesichts des röhrenartigen Aufbaus einer gewöhnlichen Magnetresonanztomographie Unbehagen empfinden, eine willkommene Alternative darstellte, war von jetzt auf gleich Elektroschrott.

Auch privat waren die beiden betroffen. Dies aber in einem anderen großen Flutgebiet, in Erftstadt nämlich. Das ist dort, wo nach dem Hochwasser ein gigantisches Loch naher einer Kiesgrube im Boden klaffte und die A1 durchtrennt wurde, als wäre die Autobahn aus Papier. Die Bilder des Kraters gingen um die Welt, Rechmeiers wohnen etwa 800 Meter Luftlinie davon entfernt.


Unglaubliche Hilfsbereitschaft


Die Stunden während der Flut, das bange Warten auf eine drohende Verschlechterung, das Chaos danach ist den beiden vertraut. Die beiden Mediziner beschreiben den Unterschied der beiden Katastrophen. „In Erftstadt stieg die riesige Flut stetig. Im Ahrtal kam zu der Flut die Zerstörung wie durch einen Tsunami“. Und: „Was, glauben wir, ähnlich war, ist die unglaubliche Hilfsbereitschaft, die die Menschen für Menschen gezeigt haben und vielerorts noch zeigen. Diese Erinnerung möchten wir uns aufbewahren“.

Trotz des Flutschadens in ihrem Heim drehten sich die Gedanken des Paares sofort um Bad Neuenahr. Aber erst am Wochenende nach der Flut schafften es die beiden Ärzte sich zu ihrer Praxis durchzukämpfen. Vorher war ein Durchkommen nicht möglich. Der Blick in die Praxisräume war schockierend. „Das Ausmaß der Zerstörung in der Praxis und in der Stadt, die Schicksale unserer Freunde, Bekannten, Patienten, Kollegen, der Menschen im Ahrtal - das überstieg unsere Vorstellungskraft“, blicken die beiden zurück.


Kein Gedanke ans Aufgeben


Auf die Frage, ob die Rechmeiers bei diesem Anblick nicht ans Aufgeben dachten, antworten sie:

„Nein, das war für uns nie ein Thema. Wir haben uns ja bewusst für Bad Neuenahr entschieden“, so die Fachärzte für Radiologie und Nuklearmedizin. Nach einer Phase der allgemeinen Orientierung stand aber fest, dass ein Umzug innerhalb der Kurstadt notwendig werde. Zu zerstört sind derzeit die alten Räume. Im Kurhaus wurde Platz frei, da die Casinobetreiber wegzogen. Und die obere Etage des Kurhauses hatte recht wenig Schäden. So startet die Praxis Rechmeier nun im Kurhaus neu. Ende September soll es hier losgehen und die Praxis eröffnet werden. Die Geräte sind neu und vieles wurde verbessert. Ein liebenswertes Kuriosum: In der historischen Tradition des Kurkarrees, das sich aus Kurhaus, Steigenberger und Thermalbadehaus bildet, bleibt der Praxis die postalische Adresse erhalten: Die Kurgartenstraße 1. Auch das gesamte Team ist dabei geblieben und sei eine große Stütze beim Neustart, freuen sich die Ärzte.


„Schön, ein Teil des Aufbaus zu sein“


Dass die neue Praxis künftig noch näher an der Ahr steht, stellt für die beiden keinen Widerspruch dar. „Es ist falsch, zu behaupten, dass man mit hochsensiblen Geräten nicht direkt an der Ahr arbeiten könnte“, so die Fachärzte. „Der Standort hat selbstredend Zukunft .“ Andere Ortschaften haben sich auch neu aufgestellt und die Situation gemeistert. Umso wichtiger sei es, den Standort zu unterstützen.

Die neue Praxis stellt somit auch einen Teil des Neuaufbaus an der Ahr dar. „Das ist uns wichtig, das Ahrtal ist auch ein wichtiger Lebensraum für uns, unsere Mitarbeiter und viele unserer Patienten. Natürlich möchten wir dazu beitragen hier die Zukunft zu sichern. Wir haben so viel Zuspruch und positives Feedback bekommen. Wir möchten auch etwas zurückgeben. Überall im Tal wird angepackt. Es ist schön, Teil von diesem Aufbau zu sein“, sagen Liliana und Wolfgang Rechmeier. ROB

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