Allgemeine Berichte | 19.08.2025

EIN-Spruch: „In einem Bad heißen Weins kam ich zu Kräften“

Pfarrer Dr. Arno-Lutz Henkel.  Foto:privat

Der Wein spielt an der Ahr eine besondere und wichtige Rolle; er ist wirtschaftliche Grundlage, Kulturgut und in Maßen genossen etwas, was zur Geselligkeit und Lebensfreude beiträgt. In diesen tagen wird dies nicht nur an der Ahr, sondern überall, wo wein kultiviert wird, in Form bunter Weinfeste erlebbar.

Kein Geringerer als Goethe, dessen Geburtstag sich just wieder jährt, hat dem Wein sowohl durch eigene Alltagspraxis als auch literarisch ein Denkmal gesetzt. So berichtet er uns in „Dichtung und Wahrheit“ von den besonderen Umständen seiner Geburt am 28.08.1749 in Frankfurt, wo er um die Mittagszeit, nahezu leblos von der Mutter geboren in einem Bad heißen Weins, „das einem anderen hätte gefährlich werden können“, zu Kräften kam.

Diese existenzielle Erfahrung mag ihn schließlich auch zu jenem vielzitierten Spruch bewegt haben, wonach „ das Leben zu kurz ist, um schlechten Wein zu trinken.“ Doch so sehr der Wein für Lebensfreude und Festlichkeit steht, wie es auch schon der Beter von Psalm 104, wenn er ein Lob auf Gott, den Schöpfer anstimmt und ausruft: „Der Wein erfreut des Menschen Herz,“ so kann er auch für den Rausch und die Verführung stehen. Dies bezeugt auch Goethe in seinem Faust, wenn er Mephisto Herrn Altenmeyer fragt: Mit welchem Wein kann ich dienen?“ Und dieser knapp und bestimmt antwortet: „Mit jedem! Nur nicht lang gefragt!“ Und eh man sich versieht lässt Mephisto den Wein fließen, auf dass alle trunken singen: Uns ist ganz kannibalisch wohl, als wie fünfhundert Säuen!“

Dies ist natürlich keine neue Erkenntnis, die erst auf Goethe zurückginge, sondern gehört zur Erfahrungsweisheit der Menschen, wie es auch die Bibel an verschiedenen Stellen, ob Noahs Trunkenheit (Gen 9,21) oder die Warnung vor übermäßigem Weingenuss im Epheserbrief (Eph 5,18) zum Ausdruck bringt.

Von Goethe angeleitet mögen daher die vielen Weinfeste, die wir dieser Tage und Wochen in unserer Region erleben, eine Möglichkeit bieten, Freude und Genuss an den Gaben der Schöpfung Gottes zu erfahren jedoch ohne böses oder schädelbrummendes Erwachen.

Pfarrer Dr. Arno-Lutz Henkel

Pfarrer Dr. Arno-Lutz Henkel, Kooperator im Pastoralen Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler. Seit April 2019 in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler als Seelsorger tätig.

Dies ist ein Beitrag der katholischen Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Pfarrer Dr. Arno-Lutz Henkel. Foto:privat

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