Versammlung der Kreisgruppe Ahrweiler des Landesjagdverbands
Intakte Waldsäume, hoher Artenanteil
Dernau. Eine überaus gute Resonanz verzeichnete die Kreisgruppe Ahrweiler des Landesjagdverbands (LJV) Rheinland-Pfalz bei ihrer Jahreshauptversammlung im Dernauer „Dagernova Culinarium“. Eröffnet wurde sie durch die Jagdhornbläser aus dem Kreis Ahrweiler unter der Leitung von Peter Nettersheim. Und die Jäger stellen sich der immer wieder aufkommenden Kritik, speziell wegen Verbiss-Schäden in Jungwäldern sowie der Kirrungs-Problematik.
Sie erheben aber auch klare Forderungen. Ohne die Kirrung beispielsweise könnten die geforderten Abschusszahlen beim Schwarzwild (Wildschweine), besonders im Zusammenhang mit der Afrikanischen Schweinepest, kaum erfüllt werden. Es hat spürbar ein Umdenken für den Naturschutz stattgefunden. Hier soll es eine „dauerhafte Entspannung“ geben, zudem soll verstärkt mit den örtlichen Förstern wegen eines zukunftsorientierten Umbaus des Walds zusammengearbeitet werden. Im Übrigen seien intakte und funktionierende Ökosysteme existenziell notwendig.
Noch wichtiger sei es aber, „wie wir unseren Kindern, Enkeln und deren Nachfahren einen möglichst funktionsfähigen Naturhaushalt übergeben wollen, wenn nicht langsam ein Umdenken stattfindet“, führte der LJV-Kreisvorsitzende Ralf Schmidt aus. Schmidt weiß, wovon er redet: Im Vorjahr wurde er für sein Natur- und Umweltschutz-Engagement mit dem Landesehrenpreis für Naturschutz ausgezeichnet. Bei den Bemühungen um den Erhalt der biologischen Vielfalt läge ein erhebliches Potenzial im Wald.
Biologische Vielfalt beinhalte in erster Linie die Flora (Pflanzen), die der Fauna (Tieren) geeigneten Nahrungs- und Lebensraum zur Verfügung stelle. Derzeit fehlten an etwa 90 Prozent der Wälder Waldsäume. Die seien besonders zum Einstellen von Rehwild wichtig: „Kurze Wege zur Äsungs-Fläche und kurzer Weg zur Deckung. Somit werden auch Beschädigungen der Terminaltriebe und gefährdeter Pflanzen in Kernwäldern vermieden“, ist Schmidt überzeugt. Fast zeitgleich haben übrigens der Landesjagdverband (LJV) und der Deutsche Jagdverband (DJV) in Mainz in den Medien die Gefährdung der Artenvielfalt durch intensive Landwirtschaft thematisiert und eine Umkehr gefordert.
Eine Art Patchwork
„Was wir im Wald anstreben sollten, ist ein Patchwork aus verschiedenen Waldbauformen, intakten Waldsäumen, hohen Artenanteil an Bäumen und Sträuchern und Wildruhezonen. Diese Wälder bringen einen hohen Grenzlinieneffekt hervor und damit einhergehend perfekte Bedingungen für eine hohe Artenvielfalt“, so Schmidt weiter. Experten sehen kaum ökologische Nachteile zu den Naturwäldern, jedoch bleibt die ökonomische Nutzung. „In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, dass für uns mit dem Jagdrecht auch unabdingbar die Verpflichtung zur Hege und der Pflege und Sicherung der Lebensräume unserer Wildtiere zu erfüllen sind. Diese zukunftsfähigen Wälder werden erheblich höhere Wildbestände beherbergen können. Bei allem sollen gleichzeitig die ökonomischen Interessen der Forstbetriebe und Privatwaldbesitzer gewahrt werden.“
Weiter sprach der LJV-Kreisvorsitzende den dramatischen Rückgang des Niederwilds an. Anders nämlich als die Schalenwildarten in ihrem Ersatz-Habitat Wald bräuchten die Feldhühner, die Hasenarten und viele Bodenbrüter die offene Landschaft. Wildkaninchen, Hasen, Fasan und Rebhuhn hätten früher die heimische Küche mit diesen Köstlichkeiten bereichert. Und heute? Schließlich sprach Schmidt die vielfältige Problematik der nun auch im Nachbarland Belgien aufgetretenen „Afrikanischen Schweinepest“ an.
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wurden auch die Ausführungen des Kreisjagdmeisters Dr. Stephan Schuck. Beim Rotwild habe die Abschusserfüllung – wie in den Vorjahren – auf absolut hohem Niveau gelegen (1585 Stück). Damit wurde eine Quote von 84 Prozent überschritten. Beim Muffelwild konnte eine Abschusserfüllung von über 245 Prozent erzielt werden. Wenn nun eine effektivere Schwarzwildbejagung gefordert werde, müsse diese dennoch tierschutzkonform bleiben, so Schuck. Ansonsten sei er einverstanden, wenn bei Ausbruch der Seuche Saufänge, die Aufhebung des Muttertierschutzes und eine fortschreitende Technisierung der Jagd angewendet werden müssen. „Was wir im Hinblick auf die hohen Schwarzwildbestände dauerhaft – und nicht nur zu Seuchenzeiten – brauchen, sind deutlich verbesserte, jagdliche Infrastrukturen. Bejagungsschneisen, auch an Waldrändern, werden mittlerweile gefördert, sind jedoch in der Praxis kaum vorhanden. Die Kirrverordnung muss hinterfragt werden. Wir brauchen revierspezifisch mehr Freiheiten und Eigenverantwortung. Wenn wir gerade mal keine Mastjahre haben, werden immer noch mehr als die Hälfte aller Sauen an der Kirrung erlegt.“
Wie Schmidt wünscht sich auch Schuck eine bessere regionale Wild-Vermarktung, etwa in den Bauernlädchen. Stattdessen böten die Discounter Rotwild aus neuseeländischen Zuchtfarmen zum Schleuderpreis an, das mit hohen Emissionen um die ganze Welt geflogen werde. Beim Schwarzwild hat sich die Strecke gegenüber dem (Rekord-)Vorjahr fast halbiert (statt 5810 noch 2873). Einer der Gründe hierfür war unter anderem auch der hohe Abschuss des Vorjahres sowie eine gute Eichelmast, abseits der Kirrungen.
Steigerung erhofft
Im kommenden Jahr wird sich besonders beim Abschuss der Frischlinge eine Steigerung erhofft. Die Abschusserfüllung beim Rehwild lag auf gleichem Niveau wie im Vorjahr (3704, Vorjahr 3989, Quote 90,1 Prozent). Das Verschwinden der Fichte sei für das Rehwild positiv, hier finde dies jetzt frisches Futter. Beim Niederwild sei weiterhin ein starker Rückgang zu verzeichnen. Deswegen werde hier auch auf eine Bejagung verzichtet. Dr. Schuck sprach sich ebenfalls für gemeinsame, revierübergreifende Drückjagden aus. Jedoch appellierte er auch an die Waidgerechtigkeit.
Wie bereits der LJV Kreisvorsitzende zuvor, kritisierte auch Dr. Schuck den Einsatz von 50 Tonnen schweren Erntemaschinen in den Wäldern. Diese richteten dort große Schäden an. Dies vor allem am Wurzelwerk und durch massive Bodenverdichtungen. Der Druck auf die Waldbewohner wird auch durch das Freizeitverhalten ständig größer: so etwa durch geführte nächtliche Wald-Trail-Touren, Motorräder, Mountainbikes, Verlassen der Wander- und Wirtschaftswege oder auch freilaufende Hunde. Landrat Dr. Jürgen Pföhler hob besonders hervor, dass die Anzahl der Reviere, die einer behördlichen Abschussfestsetzung unterliegen, weiter zurückgegangen sei. Trotz dieses Erfolgs müssten jedoch für einige Jagdreviere auch weiter Mindest-Abschusspläne für Reh- und Rotwild festgesetzt werden, „da nach den forstbehördlichen Stellungnahmen das waldbauliche Betriebsziel durch Verbiss- und Schälschäden weiterhin erheblich gefährdet ist“, so Dr. Pföhler.
Bernd Hanke von der Unteren Jagdbehörde bei der Kreisverwaltung Ahrweiler gab ausführliche Erläuterungen zur Lagerung von Waffen und Munition. Dabei bot er auch weiterhin die Unterstützung bei Fragen und Unklarheiten an. Die vorgeschriebenen Kontrollen erfolgen nach vorheriger Terminabsprache. Umso mehr verwundert es, dass Verstöße teilweise zum Entzug der waffenrechtlichen Erlaubnis geführt haben.
Zahlreiche Ehrungen
Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft im LJV (25 Jahre): Jürgen Lüdtke (Bad Breisig), Georg Zimmermann, Udo Erhardt (beide Grafschaft), Peter Hohmann (Kesseling), Heinz Weber, Franz-Peter Kreuzberg (beide Bad Neuenahr-Ahrweiler), Kurt Ockenfels (Remagen), Moritz Tack, Christian Wagner (beide Brohltal), Helmut Hanke, Franz-Hermann Deres (beide Sinzig), Olaf Giesen, Armin Doll (beide Niederzissen). 40 Jahre: Peter Brenk (Antweiler), Joachim Polch (Bad Breisig), Werner Schmitt (Kempenich), Günter Adams (Brohltal), Helmut Cox (Adenau). 60 Jahre: Horst Eckertz (Remagen), Werner Schäfer (Bad Neuenahr-Ahrweiler), Karl Ackers (Kempen), Hans-Dieter Heinen (Adenau). 70 Jahre: Helmut Hofsümmer (Kesseling). Bläser: Norbert Stockhausen, Alfred Weidenbach (beide 20 Jahre, Gold), Roman Bermel, Guido Larscheid, (beide 30 Jahre, Großgold). Eine Sonderehrung gab es für Horst Mund und Hansjörg Geller. Die beiden erfahrenen Jäger wurden ausgezeichnet für ihr regelmäßiges Üben und das Überprüfen der Waffen sowie für ihr „unermüdliches Leiten des jagdlichen Übungsschießens auf der Bengener Heide“. Die Versammlung endete mit einer Trophäenschau.
Kreisvorstand LJV: Vorsitzender Ralf Schmidt, stellvertretender Vorsitzender Horst Gies, Schatzmeister Helmut Rausch, stellvertretender Schatzmeister Andreas Lichius, Schriftführerin Dr. Ute Weiss, stellvertretender Schriftführer Jens Obermöller. Hinzu kommen neun Obleute in den unterschiedlichen Sparten sowie die Hegeringsleiter.
Kreisjagdmeister ist Dr. Stephan Schuck, dessen Stellvertreter Jürgen Kindgen. Dieser ist der fachliche Berater der Kreisverwaltung als Untere Jagdbehörde. Die wesentliche Aufgabe des Beirats, in dem neben Jägern und Jagdpächtern auch Jagdgenossenschaften, Gemeinden, Forst- und Landwirtschaft, Eigenjagdbesitzer sowie Naturschutzverbände vertreten sind, besteht darin, in wichtigen Fragen der Jagdverwaltung zu beraten und mitzuwirken. Dies betrifft besonders die Festlegung der Mindestabschusspläne für Jagdbezirke, in denen das waldbauliche Ziel erheblich gefährdet ist.
