In der Reihe „Tierisch herzlich“ stellt BLICK aktuell die Arbeit engagierter Tierschützer vor
Jede Katze wird bestmöglich versorgt
Die Katzenschutzfreunde Rein-Ahr-Eifel e. V. wendeten 2020 ganze 84.000 Euro für den Tierschutz auf

BLICK aktuell: Was ist Ihre Aufgabe im Bereich des Tierschutzes?
Andrea Brezina: Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Aufnahme, Versorgung und Vermittlung von Fund- und Abgabekatzen und in der Verbesserung der Situation der verwilderten Hauskatzen, die es überall in großer Zahl gibt und die fast immer in sehr schlimmen Verhältnissen leben müssen.
Ebenso haben wir eine Telefonhotline, die sechs Tage die Woche von 9 bis 18 Uhr für Hilfesuchende rund um die Katze erreichbar ist.
BLICK aktuell: Wann hat sich Ihre Initiative gegründet? Was war der Funke, der zur Gründung führte?
Andrea Brezina: Der Verein der Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel e. V. wurde ursprünglich am 20.02.2008 ins Leben gerufen. Aus dem damals gegründeten Aktivkreis „Katzenschutzfreunde Brohl-Vinxtbachtal“ wurde dann im März 2009 „Katzenschutzfreunde Rhein-Ahr-Eifel e. V.“ Der Funke der Gründung war: „Der Anspruch, eine gute Tierschutzarbeit zu leisten.“
BLICK aktuell: Wie groß ist Ihr Team mittlerweile? Haben alle Helfer*innen feste Aufgaben, oder tut einfach jede*r das, was gerade anfällt?
Andrea Brezina: Der Verein hat mittlerweile 820 Mitglieder, davon sind ca. 60 Personen aktiv tätig. Die komplette Organisation läuft über mich als Erste Vorsitzende und Vereinsgründerin.
Wir haben verschiedene Helfergruppen z. B. Pflegestellen, die Katzen bei sich zu Hause aufnehmen und zum Teil über längere Zeit versorgen.
Die sogenannten Wildchen (Katzen, die noch nie oder nur sporadisch Kontakt zu Menschen hatten) werden mit viel Liebe und Geduld an Menschen gewöhnt.
Hier werden auch tragende Katzen oder Mutterkatzen mit Kitten aufgenommen. Die Mütter und Babys werden solange versorgt, bis die Kleinen (frühestens ab der 12. Lebenswoche) und dann oft auch die Mutter zu katzenlieben Menschen vermittelt werden können.
Ein Fang-Team, dass regelmäßig Fangaktionen durchführt. Das heißt, es werden an Stellen, an denen sich bekanntermaßen Katzenpopulationen unkontrolliert vermehren, Lebendfallen aufgestellt. Die gefangenen Tiere werden tierärztlich untersucht, kastriert, entwurmt, gechipt und wenn nötig werden auch Zahnsanierungen oder Ähnliches durchgeführt.
Nach der nötigen Erholungszeit werden die Tiere, falls sie nicht mehr an Menschen gewöhnt werden können, an gesicherten betreuten Futterstellen wieder ausgewildert.
Auch danach sind wir bei Problemen ansprechbar und finanzieren weitere anfallende Tierarztbesuche, die notwendig sind.
Die Katzenhausgruppe kümmert sich um das vereinseigene kleine Tierheim, in dem Katzen aufgenommen werden, die entweder anschließend ausgewildert werden oder die man nach einer gewissen Zeit der Eingewöhnung vermitteln kann. Hier werden auch Abgabekatzen aufgenommen, die uns von Menschen, die sich nicht mehr um ihr Tier kümmern können, übergeben werden. Auch Fundtiere, die irgendwo herrenlos aufgefunden wurden, werden hier aufgenommen. Wir suchen dann für diese Tiere (bei Fundtieren nur, falls sich kein Eigentümer feststellen lässt) ein neues Zuhause.
Die Katzenstreichelgruppe hat sich bei verwilderten und ängstlichen Katzen sehr bewährt, so konnten wir wesentlich mehr Katzen durch das intensive Kümmern vermitteln.
Die Telefonhotline kümmert sich um die Anfragen, die täglich per Mail oder Telefon ankommen. Anfragen zu Katzen, die zur Vermittlung stehen, ebenso wie Bitten eine Fund- oder Abgabekatze bei uns aufzunehmen. Sowie Fragen zu allen Problemen rund um die Katzenhaltung.
Das Social Media Team betreut unsere Homepage und unseren Facebookaccount. Beide werden regelmäßig aktualisiert und mit Nachrichten zur Katzenschutzarbeit versorgt.
Die kreative Köpfe Gruppe fertigt aus verschiedenen Materialien Katzenspielzeug, Schnüffelteppiche, Bettchen, Tipis, Katzenminze- und Baldriankissen, bestickte hochwertige Geschirrhandtücher mit Katzenmotiven oder Ähnliches.
Weihnachts- und Ostergeschenke, hangestrickte Socken und Schals, gravierte Gläser mit Kätzchen, Schmuck, gehäkelte Schlüsselanhänger in Tiermotiven. Handytaschen, Kosmetikbeutel mit Katzenmotiven und vieles mehr. Diese Dinge werden auch über unseren online-shop verkauft.
Die Eventgruppe fährt auf Märkte und informiert über unsere Tierschutzarbeit, nebenbei verkaufen die Helfer unsere handgefertigten Sachen, Kuchen oder frische Waffel mit Kaffee runden die Nachmittage ab. Bei größeren Festen kommt unser Glückrad für die Kinder zum Einsatz, da gibt es Gewinne ohne Ende.
BLICK aktuell: Womit verbringt das Team die meiste Zeit?
Andrea Brezina: Für die Pflege der kranken Katzen und das Einfangen von verwilderten Katzen wird die meiste Zeit aufgewendet.
Auch ist die Versorgung der kranken und scheuen Katzen im Katzenhaus ist durch die verschiedenen Quarantänestationen sehr arbeitsintensiv. Die Tierarztbesuche die individuell ausgeführt werden müssen kosten uns viel Fahrerei und Zeit, da auch der Tierschutz trotz Termin oft lange Wartezeiten hat.
BLICK aktuell: Haben Sie auch Unterstützer*innen, die sich regelmäßig einbringen, aber nicht zum festen Team gehören?
Andrea Brezina: Nein. Diese Menschen, die sich in den verschiedenen Gruppen einbringen, gehören alle zu unserem festen Team.
BLICK aktuell: In welchen Bereichen würden Sie sich mehr Unterstützung wünschen?
Andrea Brezina: Wir versuchen seit Langem, die verantwortlichen Politiker dafür zu gewinnen, sich für eine allgemeine Registrierungs- und Kastrationspflicht, die sogenannte „Katzenschutzverordnung“ für Katzen einzusetzen. Im Brohltal im LK Ahrweiler gibt es sie schon, aber leider sonst nicht. Einige der Verantwortlichen vor Ort sehen offensichtlich kein Problem in der Tatsache, dass sich in ihrem Verantwortungsbereich Katzen unkontrolliert vermehren und dass die Tiere unter gravierenden Gesundheitsmängeln leiden.
Ständiger Hunger und Parasitenbefall sind da nur die kleinsten Übel. Durch Inzucht innerhalb der Populationen und ständige Trächtigkeit sind die weiblichen Tiere zum Teil chronisch krank, die Kitten werden bereits krank geboren und haben oft ein kurzes sehr elendes Leben.
Die Kater tragen bei den ständigen Revierkämpfen zum Teil schwere Verletzungen davon, die unbehandelt zu schweren Schmerzen, vielleicht zu einer Sepsis und damit zum Tod führen. Die verwilderten unkastrierten Kater können Katzenaids und andere Krankheiten an unsere zahmen Hauskatzen übertragen. Verwilderte hungernde Katzen sind ebenso eine Bedrohung für unsere Vogelwelt.
Dadurch, dass die Tiere nicht gefüttert werden und ständig einen hohen Parasitenbefall haben, sind sie in großen Populationen auch eine Gefahr für Mensch und Tier. Hier ist kontrollierte Katzenhaltung gefragt.
Die Verantwortlichen in den Gemeindeverwaltungen sollten einsehen, dass sie für die verwilderten Katzen in ihren Gemeinden Verantwortung übernehmen müssen, sie sollten uns unterstützen und nicht, wie es hin und wieder vorkommt, unsere Arbeit behindern.
BLICK aktuell: Die finanzielle Ausstattung vieler Initiativen zum Tierschutz reicht nicht aus, um alle Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Wie sieht das bei Ihnen aus? Wo fehlt das Geld?
Andrea Brezina: Ein sehr großer Kostenblock sind die Tierarztkosten, 2020 mussten wir über 42.000 Euro zahlen. Wir haben uns vorgenommen, jede Katze, die in unsere Obhut kommt, so zu versorgen, wie sie es braucht. Da kommen dann schon mal einige Hundert Euro für eine Zahnsanierung oder eine komplizierte Operation nur für eine Katze zusammen.
Die Summe der Ausgaben 2020 betrug über 84.000 Euro. Ein gewaltiger Betrag, der durch Spenden unserer Mitglieder, von Paten oder Menschen, die unsere Arbeit unterstützen wollen, aufgebracht wird.
Die Zeit, die größtenteils der Vorstand in die Kontaktpflege der Mitglieder und Spender investiert, ist enorm. Wir sind aber auf diese Gelder angewiesen, da Zuschüsse von den Behörden gerade einmal 1,2 % unserer Ausgaben decken.
BLICK aktuell: Jetzt im Frühjahr werden wieder viele Tierbabys zur Welt kommen, die unter anderem dank Ihnen hoffentlich bald ein Zuhause finden. Diese Tiere werden meist gegen eine sogenannte Schutzgebühr vermittelt. Was hat es damit auf sich und wieso ist diese Gebühr wichtig?
Andrea Brezina: Zum einen erheben wir eine Gebühr weil den Menschen oftmals das, was nichts kostet, auch nichts wert ist. Wir wollen vermeiden, dass aus einer Laune heraus ein Tier aufgenommen wird, dessen Bedürfnissen man irgendwann nicht mehr gerecht werden kann und das man dann wieder loswerden will.
Man muss sich immer darüber im klaren sein, dass ein Haustier auch Kosten verursacht. Nicht nur Futter und Streu müssen bezahlt werden, sondern man muss immer auch mit (zum Teil hohen) Tierarztkosten rechnen.
Der zweite Grund sind die Tierschutzkosten, die bei uns anfallen. Katzen von unserem Verein sind, mit Ausnahme von Katzenbabys, immer kastriert, geimpft, gechipt und mehrfach entwurmt oder entfloht. Sie werden bei uns zum Teil über längere Zeit versorgt.
Die meisten Katzen haben mindestens einen Tierarztbesuch inklusive Behandlung auf unsere Kosten hinter sich.
BLICK aktuell: Woher stammen die meisten Tierbabys, die Sie vermitteln?
Andrea Brezina: Der größte Teil sind Fundtiere, tragende Katzen werden oft ausgesetzt und auch im Sommer kann es vorkommen, dass wir einfach einen Wurf Kitten im Wald oder in der freien Wildbahn finden. Ebenso von verwilderten tragenden Hauskatzen, die von uns eingefangen werden. Die gebären dann in Ruhe ihre Babys bei uns im Katzenhaus oder auf einer Pflegestelle.
BLICK aktuell: Bevor die Tiere in ihr neues Zuhause einziehen können, gibt es einiges zu tun. Wie bereiten Sie die Tiere und ihre neuen Besitzer darauf vor?
Andrea Brezina: Für uns sind Beratung und Hilfe vor und auch nach der Vermittlung ganz besonders wichtig. Dafür ist die Hotline als erster Ansprechpartner zuständig.
Bevor eine Katze in eine neue Familie kommt, erfolgt immer über die Hotline ein ausgiebiges Telefongespräch. Sinn dieses Vorgesprächs ist es, zu erfahren, ob es auch die richtige Katze für den Interessenten ist. Dann wird ein Termin für den Katzeninteressierten auf der Pflegestelle oder im Katzenhaus vereinbart. So lernt man sich kennen und der Tierpfleger kann sich einen Eindruck von dem Menschen und dem Kennenlernen der Katze machen. Ebenso werden Vorkontrollen getätigt, so ist es möglich, Fragen vor Ort zu klären, Unsicherheiten und eventuelle Gefahrenquellen bereits im Vorfeld zu beseitigen; nicht jeder hat jahrelange Erfahrung im Umgang mit Katzen.
Dann werden die Tiere von uns zum neuen Besitzer gebracht und wir schauen, wie das Tier in der neuen Umgebung ankommt.
Nach der Vermittlung erfolgen eine oder mehrere Nachkontrollen. Für einige Wochen bleiben wir mit dem neuen Besitzer in Kontakt und stehen auch später immer gern für Fragen zur Verfügung.
BLICK aktuell: Nicht alle Tiere finden zeitnah ein neues Zuhause. Welche Tiere sind derzeit besonders beliebt und welche bleiben auch mal länger als einige Wochen bei Ihnen?
Andrea Brezina: Da wir alle Tiere aufnehmen, also auch alte und kranke, kommt es vor, das vor allem diese Tiere schon mal etwas länger auf eine neue Familie warten müssen. Wir sind aber stolz darauf, dass wir bisher mit Ausnahme von ein oder zwei, die dann als Gnadenbrottiere in unserem Katzenhaus bleiben konnten, allen Katzen in ein gutes Zuhause vermitteln konnten.
BLICK aktuell: Abschließend möchte ich Sie einladen, einen Wunsch an unsere Leserschaft zu äußern. Was wünschen Sie sich von den Menschen?
Andrea Brezina: Bitte schauen Sie hin. Seien Sie nicht gleichgültig gegenüber dem Tierelend. Wenn Sie nicht selber helfen können, wenden Sie sich an eine Tierschutzorganisation in Ihrer Nähe. Sollte es ein Fundtier sein, nicht einfach behalten, es könnte vermisst werden. Fragen Sie bei einer Organisation nach, wie Sie vorgehen sollen.
Und vor allem, wenn Sie ein Tier bei sich aufnehmen wollen, erkundigen Sie sich bitte bei den Tierschutzorganisationen, dort warten so viele Katzen, Hunde, Kaninchen und andere Tiere auf ein liebevolles neues Zuhause.
BLICK aktuell: Das ist ein wichtiger Punkt – wir hoffen, dass Ihr Appell erhört wird. Vielen Dank für das Gespräch und vor allem für Ihr unermüdliches Engagement zum Wohl aller Tiere. Danke!
-MX-

Katzenfamilie im Außengehege des Quarantänebereichs

Kratzbäume und Kuschelbereiche im Außengehege

Das Katzenwohnzimmer des Katzenhauses

Das Außengehege als Frischluftbereich

Arbeitseinsatz am Katzenhaus (vor Corona)

Mitglieder helfen, das Katzenhaus zu streichen.

Spielzimmer von Pflegekätzchen

Fangaktion mit Lebendfalle

Fundkatzenmutter mit Kitten