Konzert des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen e.V.

Klezmer Duo Tangoyim überzeugtmit abwechslungsreichen Liedern

Klezmer Duo Tangoyim überzeugt
mit abwechslungsreichen Liedern

Stefanie Hölzle und Daniel Marsch bestritten als Duo Tangoyim den Abend mit Geige, Bratsche, Klarinette, Akkordeon und Gesang. Foto: Kultur- und Heimatverein

Niederzissen. Mit ihrer dritten musikalischen Klezmerreise überzeugte jetzt des Duo Tangoyim, Stefanie Hölzle und Daniel Marsch, erneut in der ehemaligen Synagoge Niederzissen. Von beiden Künstlern gekonnt moderiert, führte die Reise durch Osteuropa, über den Balkan bis hin zur versunkenen Welt des jüdischen Shtetl und weiter ins Amerika der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Gerade in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebten das jiddische Theater und das jiddische Musical am Broadway und an der Second Avenue eine Blütezeit. In dieser Zeit entstanden viele bekannte Lieder und Melodien.

Musikalischen Zeitreise

Die begeisterten Zuhörer erlebten mit der musikalischen Zeitreise ein weiteres Highlight im Angebot des örtlichen Kultur- und Heimatvereins. Das lag wesentlich daran, dass Hölzle und Marsch nicht nur technisch sehr anspruchsvoll musizierten, sondern dabei auch grundsympathisch und bodenständig auftraten.

Mit Geige, Bratsche, Klarinette, Akkordeon und Gesang interpretierten die beiden Künstler eindrucksvoll traditionelle Klezmermusik, jiddische Lieder und jiddische Tangos in einer wunderbaren Mischung mit Walzern und Liedern aus Osteuropa. So bot der Abend den Zuhörern tatsächlich mehr als den stets mitreißenden Klezmer mit Klarinette, Geige und Akkordeon. Mal traurig, mal heiter und oft mit einem Augenzwinkern, erzählten die Lieder von der einsamen, leidenden schwarzen Katze, die niemand mochte und selbst von den Artgenossen gemieden wurde, als auch von den in Taschen gesammelten Sünden, die ins fließende Gewässer gekippt werden, um anschließend fröhlich zu feiern, eindrucksvoll in hellen Tönen durch Hölzle mit der Klarinette interpretiert.

Neben den Hochzeitstänzen, der Sehnsucht nach einem besseren Leben in der neuen Welt, sowie dem goldenen Pfau, der als Fabelwesen die Liebenden in New York als Erinnerung an die alte Heimat besucht, erklang immer wieder der jiddische Tango. Er zieht sich wie ein roter Faden durch die Kompositionen in den 20er, 30er und 40er Jahren, denn der aus Argentinien stammende Tango war in dieser Zeit auch in Europa äußerst beliebt. Gerade in Osteuropa bildeten sich eigene regionale Tangostile heraus (Russland, Rumänien, Polen). Es dreht sich dabei immer um die Liebe, gepaart mit viel Alkohol und Seelenschmerz. Zwischen den Liedern rundeten wehmütige Klezmermelodien und Tänze voll überschäumender Lebensfreude das Programm ab. Dazwischen ließ der häufige Wechsel von getragenen und atemberaubend schnellen Tänzen bei den Zuhörern keine Langeweile aufkommen.

Marsch versprühte dabei mit dem Akkordeon auf seine ganz natürliche Weise ein Flair, das einen direkt ein wenig sehnsüchtig werden ließ. Verstärkt wurde das auch durch das leidenschaftliche Geigenspiel Hölzles. Sie bearbeitete ihr Instrument nämlich auf sehr emotionale Art und Weise, sodass es manchmal herzzerreißend jammerte, bevor sie es dann wieder himmelhoch jauchzen ließ. In beiden Fällen steckte sie aber gleichermaßen viel Herzblut hinein, was indes auch auf Hölzles Klarinettenspiel zutraf und sowieso auf das flinke, leichte und verspielte Akkordeonspiel Marschs. Den beiden Musikern merkte man an, dass sie schon lange Miteinander musizieren. Viel der Verständigung untereinander lief über kurze Augenkontakte, die Dynamik im Spiel und Gesang war sehr ausgeprägt und die Einsätze saßen perfekt.

Daniel Marsch sang mit seiner angenehm rauchigen Stimme von Liebe, Heirat und der jiddisch/englischen Frage „What can you makh, s’iz Amerike“, vom Verfall der Sitten gegenüber den strengen Gebräuchen in der alten Heimat. Stefanie Hölzle verfeinerte mit Geige und Bratsche den rauen Ton und umspielte kraftvoll den voluminösen Klang seiner Stimme und seines Akkordeons und überzeugte selbst mit ihrem hellen Gesang.

Die Besucher des Konzertes gingen im zweiten Teil begeistert mit, beteiligten sich mehrfach bei Refrains, sangen, klatschten im Rhythmus und entließen die beiden Musiker nach zwei Zugaben mit dem Versprechen, 2021 wieder in der ehemaligen Synagoge Niederzissen zu spielen.

Nächster Termin

Das nächste Konzert des Kultur- und Heimatvereins ist ein Klezmerkonzert am Sonntag, 13. Oktober, 17 Uhr, mit dem Duo NIHZ mit jiddischen Liedern, klassischer Musik und Klezmer. Der Eintritt beträgt 14 Euro, Einlass ist ab 16.30 Uhr. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Tickets und Info unter Tel. 0 26 36/64 82, E-Mail info@ khv-niederzissen.de oder www.duonihz.de