Gefällte Rotbuchen im Vogelschutzgebiet im Forstrevier Remstecken.  Foto: Marcel Rolf Hoffmann

Am 08.07.2025

Allgemeine Berichte

PEFC – Etikett ohne Kontrolle?

Klimabündnis kritisiert unzureichenden Schutz von Natura-2000-Gebieten im Stadtwald Koblenz

Koblenz. Ein jetzt öffentlich gewordener interner Schriftwechsel zwischen Führungskräften der Zertifizierungsorganisation PEFC Deutschland (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) belegt, was Fachleute und Umweltverbände seit Jahren kritisieren: Die PEFC-Zertifizierung garantiert keinen wirksamen Naturschutz in FFH- und Vogelschutzgebieten – auch nicht im kommunalen Stadtwald von Koblenz, der großflächig unter europäischem Schutz steht.

Ausgangspunkt war eine Anfrage des Klimabündnisses Koblenz an den PEFCRegionalmanager für Rheinland-Pfalz, German Bell. Die zentrale Frage lautete: Welche konkreten Standards und Schutzanforderungen gelten bei PEFC für Waldflächen, die Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 sind?

Die schriftliche Antwort fiel ernüchternd aus: Es existieren derzeit keine spezifischen Anforderungen, lediglich allgemeine Hinweise auf geltendes Recht. Noch brisanter: In einer E-Mail räumte der Geschäftsführer von PEFC Deutschland, Dirk Teegelbekkers, offen ein, dass die Standards „für diese Fragestellung wenig geeignet“ seien. Die Aussage des Regionalmanagers, wonach selbst Gesetzesverstöße bei internen PEFC-Audits „grundsätzlich korrigierbar“ seien, wurde anschließend relativiert – und die Mail umgehend versucht zurückzurufen.

„Diese interne Kommunikation legt offen, dass PEFC weder klare Regeln noch eine konsequente Kontrolle für ökologisch besonders sensible Wälder bietet“, erklärt Marcel Hoffmann vom Klimabündnis Koblenz. „Dass selbst Verstöße gegen das Verschlechterungsverbot der FFH-Richtlinie offenbar als ‚Abweichung mit Optimierungspotenzial‘ behandelt werden, ist aus Sicht des echten Naturschutzrechts schlicht untragbar.“

Hinzu kommt: Laut PEFC fand das letzte Audit im Stadtwald Koblenz vor 2017 statt. Da PEFC-Audits nur stichprobenartig durchgeführt werden und die Kontrolle innerhalb der Gruppenzertifizierung erfolgt, fehlt eine verlässliche Überprüfung vor Ort. Das Siegel entpuppt sich damit als bloßes Label ohne ökologische Substanz – insbesondere in Kommunalwäldern mit hoher Schutzverantwortung.

Das Klimabündnis fordert daher die Stadt Koblenz und die Ratsfraktionen auf, die Eignung der aktuellen PEFC-Zertifizierung im Stadtwald grundsätzlich neu zu bewerten. Es gehe nicht um Symbolpolitik, sondern um die tatsächliche Verantwortung für Natura-2000-Flächen. Bereits im November 2022 hatte die Kommunalpolitik die Stadtverwaltung beauftragt, den Wechsel zur ökologischen Waldzertifizierung nach FSC/Naturland vorzunehmen. Der Umstieg wurde in den letzten 30 Monaten nicht vollzogen und nun in der letzten Forstausschussitzung im April 2025 von einer Mitte-Rechts-Konservativen Mehrheit wieder abgewählt, nachdem die Stadtverwaltung selbst ein Downgrade zu einer nicht ökologischen FSC-Zertifizierung ohne Naturland e.V. ins Spiel gebracht hatte.

Klimabündnismitglied Uwe Lütge erklärt: „Anders als PEFC setzt FSC samt Naturland auf konkrete Mindeststandards, Prozessschutzflächen, Habitatbaumkonzepte und klare Anforderungen zur Einhaltung des europäischen Naturschutzrechts – PEFC dagegen ähnelt derzeit eher einem Etikettenschwindel.“

Forderungen des Klimabündnisses Koblenz:
• Neubewertung der PEFC-Zertifizierung durch Rat und Verwaltung mit Blick auf Schutzgebietsrecht und Rückkehr zur FSC/Naturland-Zertifizierung

• Einführung von mindestens 10 % Prozessschutzflächen im Stadtwald – unabhängig von einer Zertifizierung

• Öffentliche Diskussion über ein verlässliches, ökologisch glaubwürdiges und klimagerecht weiterentwickeltes Forstkonzept für Koblenz

„Unser Stadtwald ist Teil des europäischen Naturerbes“, so Lütge. „Wer diesen Wald verantwortungsvoll bewirtschaften will, braucht mehr als ein anspruchsarmes Label – er braucht verbindliche, angemessen anspruchsvolle und überprüfbare Standards, die dem Natura-2000-Schutzgebietsmanagement gerecht werden.“

Pressemitteilung des

Klimabündnis Koblenz

Gefällte Rotbuchen im Vogelschutzgebiet im Forstrevier Remstecken. Foto: Marcel Rolf Hoffmann

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Lothar Gast: Wo kann man bei der Musterung seinen Rollator und die Sauerstoffflasche parken?
  • Monika Engler: Naja, es kommt immer auf den Ton an, wie in Deutschland etwas kommuniziert wird. Vielleicht könnte Herr Fratzscher auch Pensionär/innen ins Visier nehmen, auch wenn sie nicht in die Rentenkassen einzahlen mussten.
  • Tünn : Ich finde die Idee erbärmlich. Gerade die Männer der Generation hatten lange Wehrpflicht und sollen jetzt noch so ein Jahr machen. Das geht garnicht. Soll die junge Generation mal ran. Hauptsache ein...
  • D. Borrmann: Altersdiskriminierung im Tarnmantel der Fürsorge Ich bin 70 Jahre alt und arbeite seit über fünf Jahrzehnten – seit vier Jahren in Teilzeit, aber mit voller Hingabe. Auch mit 71 werde ich weiterarbeiten, so der liebe Gott mich lässt.
  • Lothar Pohl : Mit der Pension die sich aus der Besoldungsgruppe ergibt lebt er auch mit einem Drittel weniger mehr als gut. Viel mehr tun mir die armen Menschen leid die alles verloren haben und bis heute auf Hilfe warten
Weinfest Altenahr
Kirmes in Heimersheim, 12. – 14.09.25
Pellenzer Lehrstellenbörse
Kirmes Ettringen
Anzeige Willst Du mit mir arbeiten?
pädagogische Fachkräfte
Heizölanzeige
Skoda 130 Jahre Paket
Empfohlene Artikel

Kreis MYK. Nach den massiven und anhaltenden Problemen bei der Schülerbeförderung – insbesondere seit dem Schuljahresbeginn – hat die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz umgehend das Gespräch mit dem beauftragten Verkehrsunternehmen, der Transdev-Tochter Verkehrsbetriebe Mittelrhein (VREM), gesucht. In der vergangenen und in dieser Woche wurden in Gesprächen intensiv mögliche Lösungswege erörtert – mit dem klaren Ziel, die Schülerbeförderung dauerhaft zuverlässig sicherzustellen.

Weiterlesen

Lützel. Die Störung der Gasversorgung in Koblenz-Lützel ist nahezu vollständig behoben. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle rund 500 betroffenen Haushalte in der Karl-Russell-Straße und der Mayener Straße wieder mit Gas versorgt. Die Energienetze Mittelrhein (enm), die Netzgesellschaft der Energieversorgung Mittelrhein (evm-Gruppe), konnte die Versorgung deutlich schneller als ursprünglich geplant wiederherstellen.

Weiterlesen

Weitere Artikel

77-Jähriger wird Opfer eines Trickdiebstahls

VG Rengsdorf-Waldbreitbach: Trickdiebe erleichtern Senior um 800 Euro

Breitscheid. Am Donnerstagmittag im Zeitraum von 11.30 und 11.45 Uhr kam es in der Alten Dorfstraße in Breitscheid zu einem Trickdiebstahl durch zwei unbekannte männliche Personen. Einer der beiden Männer, die sich als Schrottsammler ausgaben, betrat unter einem Vorwand das Haus des 77-jährigen Geschädigten und entwendete 800 Euro aus einem Geldbeutel.

Weiterlesen

Kilometerlange Ölspur zog sich durch umliegende Ortschaften

L318 bei Montabaur: Ölspur führt zu Unfall

Montabaur. Am Freitag, 5. September gegen 6.45 Uhr, wurden größere Verunreinigungen durch ausgetretenen Dieselkraftstoff auf der L318 zwischen Montabaur und Görgeshausen gemeldet. Durch die verunreinigte Fahrbahn kam es zu einem Verkehrsunfall mit Personenschaden zwischen Großhohlbach und Montabaur.

Weiterlesen

rund ums Haus
Stellenanzeige Fahrer
9_7_Bad Honnef
Weinfest in Altenahr
Kirmes in Heimersheim
Kirmes Ettringen
Kirmes in Ettringen
Stein- und Burgfest
Neukunden Imageanzeige
Titel-Eckfeld - Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606
Titel
Servicekraft (m/w/d) -Minijob
Kirmes in Heimersheim, 12. – 14.09.25
Sonderseite Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Sonderseite Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Kirmes in Heimersheim