Allgemeine Berichte | 25.04.2024

In Bad Neuenahr fand der Bürgerdialog der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft zum Wiederaufbau der Bad Neuenahrer Parkanlagen statt

Landschaftsarchitekten orientieren sich am historischen Original

Der Etagen-Brunnen im Lenné-Park soll saniert und zugänglich gemacht werden.  Foto: GS

Bad Neuenahr. Sie waren Orte der Erholung, der Muße und des Sports – die Parks im Osten von Bad Neuenahr. Sie waren Herzstücke des Kurbetriebs, Orte der Entspannung für Einheimische und der „Vorgarten“ des Wohnstifts Augustinum. Orte mit einer langen Geschichte, mit Tradition und sportlichen Höchstleistungen bei Tennissenioren und Bogenschützen. Doch die Flut im Juli 2021 bereitete dem Idyll ein jähes Aus. Die braunen Schlammmassen der Ahr verwüsteten in einer Nacht, was Generationen aufgebaut und mit viele Liebe zum Detail gestaltet hatten. Die Flutkatastrophe hat die Bad Neuenahrer Parks massiv zerstört. Doch sie sollen wieder in alter Pracht erstrahlen. Das wollen die Bürger, das will der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Den entsprechenden Auftrag hat der Stadtrat der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft (AuEG) um Hermann-Josef Pelgrim gegeben.

Und Pelgrim setzt aus Transparenz. Dazu nutzt die AuEG das Format des Bürgerdialogs, der sich schon Themen wie Hochwasserschutz oder auch Brücken mit Vorträgen und Diskussionen gewidmet hat. Jüngstes Thema war: „Städtische Parkanlagen im Wiederaufbau: Lenné- und Kaiser-Wilhelm-Park“. Referent dazu war Joachim Evers vom Kölner Landschaftsarchitekturbüro GROW, das sich im Auftrag der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Gedanken darüber gemacht hat, wie die wertvollen und für die Stadt und ihre Kliniken so wichtigen Grünflächen im Wiederaufbau gestaltet werden können. Wobei Evers jahrzehntelange Erfahrung, unter anderem von der Bundesgartenschau in Koblenz, einbringen kann. „Wir haben uns Spurensuche der historischen Parkanlagen gemacht und die Vorplanung für die Wiederherstellung entwickelt“, leitete Evers seinen Vortrag vor rund 50 Teilnehmern ein. Spurensuche mit alten Fotografien, Postkarten und Plänen, denen man laut Evers „allerdings nicht so ganz trauen darf“. Dennoch würde versucht, „möglichst am historischen Original“ zu bleiben.

Mühlenteich und Ehrenmal

Zu den wichtigen Zwischenetappen im 1925 geschaffenen Lenné-Park gehöre die Wiederherstellung der Tennisplätze, führte Evers aus. Die zentral in der Grünfläche gelegene Sportanlage ist in Teilbereichen fertig gestellt, auch das Clubhaus hat wieder geöffnet. Und alle Weichen sind dafür gestellt, dass die Deutschen Meisterschaften der Tennissenioren im nächsten Jahr wieder an ihren Traditionsort Bad Neuenahr kommen können. Pflanzliche Ergänzungen mit „Frühjahrsaspekten“ seien im Lenné-Park angebracht, „Beete im Gras“ mit „Spaß an der Pflanze“, meinte Landschaftsarchitekt Elvers nach vorausgegangener Analyse der „Parkbausteine“ wie Wege, Topografie und Vegetation. Wichtig: Der Etagen-Brunnen unweit des Entrées soll saniert und wie in den 1930-er Jahren auch zugänglich gemacht werden. Seien im Lenné-Park die Wegeverbindungen geradlinig und eingefasst, so gebe es im benachbarten Kaiser Wilhelm-Park naturnahe Rundwege. Der Kaiser-Wilhelm-Park - 1904 bis 1905 erbaut - schließt sich östlich an den Lenné-Park an. Dort befinden sich der vom Mühlenteich gespeiste Schwanenteich und das Ehrenmal. Den Mühlenteich naturnah mit abgeflachten Ufern in die Landschaft einbauen, ist eines der Ziele von Evers und seinem Team. Mit dem Ehrenmal aus dem Jahr 1938 stehen die Landschaftsarchitekten jedoch etwas auf „Kriegsfuß“, denn so ganz will es in ihr Konzept nicht mehr passen. „Da suchen wir nach Lösungen.“ Ebenso bei der Frage, ob es im Schwanenteich wieder eine Insel geben soll.

Retentionsräume schaffen

Ob Kastanienallee, Rondells, Linden- oder Ahornalleen: Gräser-Landschaften oder Staudenbereichen. Der Objekt- und Hochwasserschutz bilde ohnehin eine „übergeordnete Zielsetzung“. Auf ihrer Homepage schreibt die Aufbaugesellschaft: „Das Gewässerbett soll dabei so ausgestaltet werden, dass es im Stande ist, mehr Wasser aufzunehmen und abzuleiten. Wo möglich, sollen Retentionsräume entstehen. Zugleich soll die Ahr als attraktiver Erlebnisraum in das Stadtbild integriert werden, sichtbar und erlebbar sein. Dabei gilt es, die Gewässeraue und die Parks als Lebensraum seltener Tiere zu erhalten und aufzuwerten.“

Bei der Wiederherstellung der Parkanlagen in Bad Neuenahr plane man mit „Gestaltungselementen für alle Generationen mit gut begehbaren Parks, Liegewiesen, Spielplätzen für verschiedene Altersstufen und ruhigen Rückzugsmöglichkeiten“. Dies, ohne die ökologischen Herausforderungen der Gegenwart außer Acht zu lassen. Für alle Maßnahmen in den Park gibt es laut Evers drei Bausteine: Topografie, Wege und Plätze sowie die Vegetation. Wobei der erste Punkt in Sachen Hochwasserschutz von besonderer Bedeutung sei, denn es gelte auch Retentionsräume für künftige Hochwasser zu schaffen. Dabei wird sich an den neuen Werten eines hundertjährigen Hochwassers orientiert. Wie das Ahrufer künftig gestaltet wird, soll noch geklärt werden. Fest steht jedoch bereits, dass die im Zuge der Vorbereitung auf die Landesgartenschau geplante Schwanenteichbrücke an den Platz der alten Brücke soll. „Dort sind die besten Möglichkeiten“, so Evers. Und auf ihrem alten Platz bleiben soll auch die Bogenschießanlage des Turn- und Sportvereins Ahrweiler im Osten des Kaiser-Wilhelm-Parks.

GS

Der Etagen-Brunnen im Lenné-Park soll saniert und zugänglich gemacht werden. Foto: GS

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