Allgemeine Berichte | 15.12.2025

Die bei der Ahrflut zerstörte Brücke liegt seit einiger Zeit in einer Bad Neuenahrer Parkanlage

Leserbrief: „Maria Hilf-Brücke muss als Flutdenkmal erhalten bleiben“

Die Überbleibsel der Maria-Hilf-Brücke in Bad Neuenahr. Foto: Bernhard Meinke

Es fällt schwer, das zu glauben: Nach fünf Jahren, während der die angeschwemmten Überreste der Maria-Hilf-Brücke mühsam allem „Aufräumenthusiasmus“ nach der furchtbaren Flut vom 14./15. Juli 2021 standgehalten haben, sollen diese Überreste jetzt doch noch weg. Einfach so, ab auf den Schrottplatz, aus den Augen, aus dem Sinn, auf den Müll und damit auch raus aus jedem Gedächtnis und Gedenken! Was für ein Frevel!

Es ist das einzige Überbleibsel aus der Flut, das mehr als alles andere die verheerende Gewalt des Wassers zeigt: 74 t Stahl wurde mit dem Nordauflieger der Brücke fortgerissen, gut 40 Meter vor sich hergetrieben, um dann an Bäumen im östlichen Zipfel des Kurparkes liegen zu bleiben. An diesem authentischen Ort, inzwischen durch eine geschmackvolle Stele mit exakt 135 Löchern, die den Ahrlauf gleichermaßen wie die Anzahl der Toten dieser Katastrophe symbolisieren, ergänzt, liegt sie noch heute und stellt damit einen ganz besonderen Ort dar, der durch keine noch so hochgerühmtes, künstliches „Flutdenkmal“ auch nur ansatzweise ersetzbar ist. Denn es war, ist und bleibt authentisch. Es zeigt unvergleichlich die Gewalten, die auf Material und Menschen einwirkten, die Kraft der Zerstörung, die Verwüstung und massive Veränderung der Umgebung, die groteske Verformung des vorher Gewohnten, die Brutalität, wie sich die weggerissenen Dinge ihren Weg mit der Flut genommen haben, und dabei nicht nur Dinge, sondern auch Menschen mit sich riß, das so viele, um ihr Leben kämpfend, in dieser einen Nacht unter schlimmen Umständen verlieren sollten.

Inzwischen sind mehr als fünf Jahre vergangen, das Bild der Stadt hat sich glücklicherweise wieder zum Positiven verändert, einhergehend mit dem Versprechen aus Politik, Verwaltung, Ingenieuren und sonstigen Verantwortlichen, dass neben der Widerherstellung des gesamten Ahrtals dies künftig auch „hochwassersicher“ sein würde. Ob das tatsächlich gelingt, kann aber niemand zu 100 Prozent garantieren – letztendlich wird die „Feuertaufe“, sprich eine nächste Flut solchen Ausmaßes, erst zeigen können, ob diese Versprechen halten oder sich erneut eine Katastrophe ereignen wird. Ich bin mir sicher - und es gibt Experten, die das ausdrücklich bestätigen - dass der Brückenrest in keinster Weise singulärer Grund für eine erneute Flut sein wird. Ideen, diesen Zusammenhang, der zwanghaft die Beseitigung der Brückenreste fordern soll, aus der Welt zu schaffen, gibt es – aber man muss sich diesen Ideen auch öffnen wollen. Stattdessen vergräbt man sich hinter Schreckensszenarien einer nächsten Flut, um „das rostende Ding“ auf diese galante Tour final zu beseitigen.

„Hochwasser-Demenz“ der Vergangenheit sorgte für völlig absurd geringe „HQ-Werte“ für ein hundertjähriges Hochwasserereignis, sie sorgte für Brückenbauwerke, die geradezu zu „Stauseen“ in Form von Verklausungen führten, für unnötige Flächenversiegelungen und für eine Bebauung in Bereichen, die von vorne herein als hochwasserriskant eingeschätzt wurden, aber schöne Wohnlagen versprachen und auch herrliche Direktblicke auf die beruhigend dahinplätschernde Ahr boten.

Gegen diese Demenz hilft Erinnerung, und zwar eine authentische Erinnerung, die gewährleistet, das eben nicht wieder vergessen wird, welche massiven Gefahren durch das Wasser entstehen können, dass Menschenleben gefährdet sind, dass man künftig nicht verdrängt, was ja immer wieder die Ahr heimgesucht hatte und mit Sicherheit wieder heimsuchen wird. Und Erinnerung wird nicht mit künstlichen Gedenkstätten lebendig, sondern mit Authentizität – mit dem brutalen Kontrast des Geschehenen in Form der Brückenruine im Umfeld einer später wieder komplett von den Schäden geheilten Umgebung, die es dann völlig absurd erscheinen läßt, wie schlimm es nach dem Hochwasser hier in Bad Neuenahr ausgesehen hat, wie brutal das Wasser Menschen aus dem Leben riß und so viel zerstören konnte, wo Lebenserinnerungen ganz persönlicher Natur unwiederbringlich vom Wasser mitgerissen und für immer vernichtet wurden.

Die Brückenüberreste, komplett erhalten mit ihren durch das Wasser erfolgten, unwirklich erscheinenden Verbiegungen ihrer Stahlträger, geben krass und unverhohlen genau diesem Gedenken ein Aussehen. So wie das Friedensdenkmal in Hiroshima, der „Atomic Bomb Dome“ nur ca. 140 m vom Bodennullpunkt des Atombombeneinschlages entfernt. Oder der „Hohle Zahn“ in Form der Ruine des Turmes der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche inmitten der City-West am Kurfürstendamm in Berlin als authentischer Gedenkort für den Bombenkrieg und seine Grausamkeiten. Diese sind die wirklichen, echten Gedenkstätten dieser beiden in der Geschichte brutal heimgesuchten Städte. Sie wirken ungleich stärker und intensiver als jede künstliche Gedenkstätte. Und so gehört diese Gedenkstätte „Maria-Hilf-Brücke“ als Erinnerungsort für das mit Abstand bisher schlimmste Ereignis der noch jungen Stadtgeschichte von Bad Neuenahr erhalten – und zwar zwingend erhalten!

Als Stadtführer von Berlin mit der Gedächtniskirche, aber auch von Bad Neuenahr, bemerkt man dies intensiv bei den Gästen, die auch mit Blick auf die Flut und den Wiederaufbau zu uns kommen, wenn sie vor den Resten der Maria-Hilf-Brücke beklommen sitzen und vor eigenen Augen sehen, was eine solche Flut anrichten kann.

Und das soll jetzt mal eben so abgeräumt werden?

Weil der Anblick „stört“? Weil das „Ding“ rostet? Weil man von der Flut „genug“ hat? Oder weil man erneut vergessen will, einer neuen „Hochwasser-Demenz“ statt authentischem Gedenken Platz machen will?

Umso wichtiger erscheint auch der Erhalt, als dass „Hochwasser-Demenz“ bei manchen Zeitgenossen bereits jetzt, also recht früh nach der Katastrophe wieder eingesetzt zu haben scheint, wenn man die teilweise völlig enthemmt erscheinenden Neuzupflasterungen von einstigen Garten- und Grünflächen insbesondere Privater selbst mitten im Hochwassergebiet betrachtet. Wie es zusammenpasst, Hochwasserprävention durch Flächenversiegelung erreichen zu wollen, kann ja vielleicht mal einer der „Zupflasterer“ der Allgemeinheit erklären. Ich wäre sehr gespannt auf diese Logik.

Genauso frage ich mich, wie es zusammenpassen soll, ein angemessenes und würdevolles Gedenken durch das Abräumen dieser letzten authentischen Gedenkstätte in Bad Neuenahr zu ermöglichen.

Das muss verhindert werden!

Bernhard Meinke,

Bad Neuenahr-Ahrweiler

Die Überbleibsel der Maria-Hilf-Brücke in Bad Neuenahr. Foto: Bernhard Meinke

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  • Thomas H.: In dem Bericht falsch dargestellt ist, dass die 5 Umspannwerke inkl. Transformatoren und Schaltanlagen durch die EVM übernommen werden. Diese werden allerdings komplett weiterhin zuverlässig durch die Westnetz GmbH betrieben.
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