Allgemeine Berichte | 09.11.2020

Interessante Menschen der Verbandsgemeinde im BLICK

„Man sollte niemals aufhören, seinem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen“

Simone Theisen-Diether beantwortet 7 Fragen im Interview mit Blick-Reporterin Katja Gaebelein

Im Interview mit unserer Blick-Reporterin verriet Simone Theisen-Diether auch, wie ihre literarischen Zukunftspläne aussehen.

Weißenthurm. „Lesen ist für den Geist, was Gymnastik für den Körper ist“, heißt es in einem Sprichwort. Besonders die kalte und dunkle Jahreszeit eignet sich dazu, ein gutes Buch zur Hand zu nehmen. Eine junge Autorin lebt auch in der Verbandsgemeinde Weißenthurm, genauer gesagt in der namensgebenden Stadt: Simone Theisen-Diether hat vor einigen Monaten ihr zweites Werk veröffentlicht. Bereits mit ihrem ersten Buch mit dem Titel „Wackelköpfchen – Mein Leben mit einer Kopfgelenkinstabilität“ fand die junge Weißenthurmerin bundesweite Beachtung. Ihr neues Werk heißt „Der HWS-Stammtisch“. Hierin erzählen neunzehn völlig unterschiedliche Menschen von ihrem Leben mit einer unsichtbaren Krankheit. Die Geschichten, die Simone Theisen-Diether in gebündelter Form zusammengefasst hat, sind zum Teil tragisch, berührend und unbegreiflich, manche machen Mut, andere rühren zu Tränen. Alle Geschichten eint eines: Der Wunsch nach Anerkennung von Ärzten, Versicherungen und der Gesellschaft. Die Betroffenen wehren sich gegen Ungerechtigkeit, die Vorverurteilung als Simulanten und die soziale Isolation.

In Abstimmung mit allen Beteiligten des „HWS-Stammtischs“ werden die Provisionseinnahmen für caritative Zwecke gespendet. Mit dem Buch möchte Simone Theisen-Diether also keine Einnahmen erzielen. Unsere Blick-Reporterin sprach mit der jungen Autorin über ihr Werk, das anderen Menschen Mut macht.

Sie haben zwischenzeitlich zwei Bücher veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Das erste Buch war zu Beginn als eine Art Bewältigung des Geschehenen gedacht. Eine Instabilität im Bereich der oberen Halswirbelsäule, das hört man nicht alle Tage, insofern waren meine Erlebnisse rund um die Diagnosesuche und den Kampf um die Anerkennung dieses Krankheitsbildes zum Teil sehr erschreckend und belastend. Es tat gut, alles einfach einmal aufzuschreiben und nochmal zu reflektieren. Während des Schreibens kam mir die Idee, dass ich vielleicht anderen Menschen mit meiner Geschichte helfen könnte. Bestimmt gäbe es noch weitere Betroffene, die auf der Suche nach einer Diagnose waren. Das war dann tatsächlich so. Die Rückmeldungen zum ersten Buch motivierten mich, ein weiteres zu schreiben. Dabei sollte es nicht mehr um meine eigene Krankheitsgeschichte gehen, sondern vielmehr um neunzehn weitere Menschen und deren Leben mit einer Kopfgelenksinstabilität. Dieses zweite Buch bezeichne ich gerne als Awareness-Projekt, es ist also dafür gedacht, Bewusstsein für das Krankheitsbild der Kopfgelenksinstabilität zu schaffen, das Thema in Deutschland bekannt zu machen.

Haben Sie eigentlich schon immer gerne geschrieben oder waren ihre persönlichen Erlebnisse der ausschließliche Grund, dass Sie Autorin wurden?

Ich habe schon immer gerne geschrieben. Begonnen hat es mit Anfang 20 damit, dass ich eine Weile die Pressearbeit für die Judoabteilung des SV Urmitz übernahm und später für einige Jahre ehrenamtlich als Pressereferentin des Judoverband Rheinland tätig war. Seit einiger Zeit engagiere ich mich auch auf kommunalpolitischer Ebene und bin dort aktuell für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Bücher zu schreiben, war aber tatsächlich nochmal eine ganz neue Herausforderung.

Ihr aktuelles Buch heißt „Der HWS-Stammtisch“. An einem Stammtisch treffen sich Menschen normalerweise regelmäßig. Stehen sie mit ihren „Stammtisch-Kollegen“ auch nach der Veröffentlichung des Buches noch im Kontakt?

Ja, mit einem Großteil der „Stammtisch-Kollegen“ findet ein reger Austausch in einer WhatsApp-Gruppe statt. Da wir über ganz Deutschland verstreut sind, zwei weitere Personen in Österreich und eine aktuell in den USA leben, fanden leider bislang noch keine persönlichen Treffen in großer Runde statt, was natürlich auch der Corona-Situation geschuldet ist. Eine kleine Gruppe arbeitet gerade am Aufbau einer Selbsthilfegruppe, so dass in Zukunft hoffentlich auch regionale persönliche Treffen stattfinden können.

Welche Rückmeldungen haben Sie bislang von der Leserschaft auf ihr erstes und zweites Buch erhalten? Gab es eventuell Unterschiede?

Auf beide Bücher gab es bislang viele positive Rückmeldungen. Es ist faszinierend, über welche Wege zum Teil mit mir Kontakt aufgenommen wird. Tatsächlich gibt es Unterschiede. Bezogen auf das erste Buch erhalte ich viel Dank dafür, dass ich meine Geschichte so ehrlich aufgeschrieben, Untersuchungsmethoden und Behandlungsansätze konkret geschildert habe. Das hilft vielen Betroffenen, die meinen Weg erst noch gehen müssen. Hinsichtlich des zweiten Buches ist es so, dass die Rückmeldungen bestätigender und unterstützender Natur sind. Sie bekräftigen mich in meinem Anliegen, die Fehler im System aufzuzeigen und daran etwas ändern zu wollen.

Es gibt eine Vielzahl der unterschiedlichsten Erkrankungen. Nicht immer wird die Ursache gefunden. Welchen grundsätzlichen Rat geben Sie Mitmenschen, bei denen dies der Fall ist?

Man sollte niemals aufgeben, vor allem sollte man niemals aufhören, seinem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen. Wenn man einen Verdacht hat, wo die Ursache liegen könnte, sollte man diesem nachgehen, egal wie oft man zu hören bekommt, das könne nicht sein.

Ihr erstes Buch ist 2016 erschienen, das zweite im Jahre 2020. Dürfen wir von Ihnen im Jahr 2024 ein weiteres Buch erwarten?

Eine gute Frage. Interessant wäre es vielleicht, die Personen aus dem „HWS-Stammtisch“ in ein paar Jahren nochmal zu Wort kommen zu lassen, zu schauen, was sich verändert hat und ob unsere Aufmerksamkeitsarbeit etwas bewirken konnte. Konkrete Pläne gibt es dahingehend aber noch nicht.

Können Sie sich vorstellen, in der Zukunft auch einmal einen Krimi oder einen Roman zu verfassen?

Tatsächlich habe ich eine Idee für einen regionalen Krimi im Kopf. Das wäre für mich dann ein völlig neues Terrain, weg von den bisherigen Sachthemen. Ich muss mich überraschen lassen, ob es mir gelingt, die Geschichte auch zu Papier zu bringen.

Vielen Dank für das Interview.

KH

Die Weißenthurmer Simone Theisen-Diether veröffentlichte vor kurzer Zeit ihr zweites Buch.

Die Weißenthurmer Simone Theisen-Diether veröffentlichte vor kurzer Zeit ihr zweites Buch.

Im Interview mit unserer Blick-Reporterin verriet Simone Theisen-Diether auch, wie ihre literarischen Zukunftspläne aussehen.

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