Keramikmuseum Westerwald erweitert Barrierefreiheit
Mediaguides jetzt auch in Gebärdensprache und Leichter Sprache
Höhr-Grenzhausen. Einen ganz besonderen Meilenstein feierte das Keramikmuseum Westerwald: Die beliebten digitalen Führungen „Mediaguides“ stehen den Besuchern ab sofort in Gebärdensprache und zeitnah zudem in Leichter Sprache zur Verfügung.
„Dieses Projekt ist ein wertvoller Schritt in Richtung Barrierefreiheit und Inklusion. Das Keramikmuseum ermöglicht beeinträchtigten Menschen eine bessere kulturelle Teilhabe, sodass sie die Ausstellung eigenständig erkunden, verstehen und genießen können“, sagte Landrat Achim Schwickert bei der Präsentation.
Er dankte dem Museumsteam für das Engagement, den Gästen der Caritas für die Teilnahme am Testdurchlauf und nicht zuletzt der Naspa für die großzügige finanzielle Unterstützung mit 8.000 Euro.
„Auch wir möchten, dass möglichst viele Menschen, ob mit oder ohne Beeinträchtigungen, Kunst und Kultur erleben und genießen können – ohne Hürden, ohne Grenzen. Aus diesem Grund haben wir sehr gern die Förderung der neuen inklusiven Mediaguides zugesagt“, erklärte Michael Baumann, Vorstandsmitglied der Naspa, vor Ort.
Seit 2023 erfreuen sich die Mediaguides, die bislang auf Deutsch, Englisch und Französisch verfügbar waren, im Keramikmuseum großer Beliebtheit.
Da sie kostenfrei und flexibel ohne Installation einer App einsetzbar sind, werden sie sehr gern genutzt, um sich an 15 Stationen der Dauerausstellung über die Exponate und die Geschichte der Keramik zu informieren.
Doch schnell wurde erkannt: Es fehlten zwei zentrale Elemente, um wirklich alle zu erreichen – Gebärdensprache und Leichte Sprache. „Diese Lücke konnte nun geschlossen werden, was dafür sorgt, dass wir noch mehr Menschen willkommen heißen können – mit all ihren Unterschieden und Bedürfnissen“, freute sich Museumsleiterin Nele van Wieringen.
Dabei schilderte sie den nicht ganz so einfachen Entstehungsprozess der Mediaguides in Leichter Sprache, die speziell für Menschen mit Lernschwierigkeiten, kognitiven Einschränkungen oder geringen Deutschkenntnissen entwickelt wurden. „Schnell war klar: Nichts ist für Akademiker so schwierig wie das Schreiben in Leichter Sprache“, sagte sie schmunzelnd. Dabei galt es, die Balance zu finden, alle wichtigen Inhalte zu vermitteln, aber gleichzeitig kurz und verständlich zu bleiben. Hierbei half ein darauf spezialisiertes externes Büro.
Ob das zum gewünschten Ergebnis geführt hat, wurde nun gemeinsam mit der Zielgruppe getestet. Einige Beschäftigte der Caritas Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn, mit denen schon häufiger gemeinsame Keramikprojekte realisiert wurden, begaben sich auf einen Rundgang, um die neuen Mediaguides auszuprobieren.
Um die Anregungen für die finale Vertonung berücksichtigen zu können, wurde der Text diesmal noch von der Museumspädagogin Petra Britscho gelesen. Diese achtete genau darauf, ob die Inhalte verständlich waren, ob die Textlängen zu den Aufmerksamkeitsspannen passten und ob mit den Beschreibungen die Orientierung im Raum gelang.
„Der Probelauf war wichtig, denn die Zielgruppe gab direkt Rückmeldung, wo es noch Schwierigkeiten gibt und die Bedürfnisse konnten authentisch festgestellt werden“, erklärte Petra Britscho und fasste das Fazit zusammen: „Sehr vieles wurde gut verstanden, die meisten Fragen waren eher tiefgreifenderes Interesse an bestimmten Aspekten. Als hilfreich erwies sich die Einbindung von Bildern, die auch in den Mediaguide integriert werden.“
Die Erkenntnisse fließen nun noch in die Arbeit ein und dann erfolgt zeitnah die Aufnahme in einem professionellen Tonstudio.
Bald soll das Angebot der Leichten Sprache ergänzend zu den vorhandenen Mediaguides unter keramikmuseum.pwa.tonwelt.com zur Verfügung stehen – nicht nur für die Besucher vor Ort, sondern überall für Interessierte, die sich beispielsweise über Tonabbau, Dippewagen, Steinzeug, Krug-, Kannen- und Pfeifenbäcker informieren möchten.
Pressemitteilung der Kreisverwaltung des Westerwaltkreises
Bei der Präsentation der neuen Mediaguides verschafften sich alle Anwesenden zusammen einen praktischen Eindruck.
Gemeinsam freuten sich über die Umsetzung des Projekts vor Ort: (v.ln.r.) Annette Zeischka-Kenzler, wissenschaftliche Mitarbeiterin Keramikmuseum, Nele van Wieringen, Leiterin Keramikmuseum Westerwald, Petra Noll, Geschäftsführerin Museen im Westerwald GmbH, Michael Baumann, Vorstandsmitglied Naspa, Landrat Achim Schwickert, Jens Prange-Wegmann, Geschäftsführer Naspa Stiftung Fotos: Kreisverwaltung / Nicole Chemnitz
