Allgemeine Berichte | 19.11.2019

Förderverein Altes Jugendheim und Bündnis für Frieden und Demokratie setzten deutliches Zeichen gegen Neonazis

Ministerpräsidentin Malu Dreyer lobte die Remagener für Einsatz gegen „Rechts“

„Unseliger Nazi-Spuk“ muss ein Ende haben - „Wir wehren uns hier nicht den Anfängen, sondern wir sind mitten drin im Kampf gegen „rechts““

Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit Bürgermeister Björn Ingendahl und einer Vertreterin der Polizeigewerkschaft.Fotos: AB

Remagen. „Null Bock auf Nazis - Remagen ist bunt und vielfältig“. So wehrten sich am Samstag beim Tag der Demokratie in Remagen weit über 600 Menschen auf dem Marktplatz und an der Erinnerungskapelle Schwarze Madonna gegen den Aufmarsch der Neonazis, die schon zum 12. Mal in Remagen, und das mit nur 130 Anhängern, für den Ausnahmezustand sorgen. Sowohl der Förderverein Altes Jugendheim um Rolf Plewa, als auch das Friedensbündnis für Frieden und Demokratie um Karin Keelan setzten mit ihren Veranstaltungen ganz deutliches Zeichen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus und Fremdenhass.

Neben den 130 Neonazis waren etwa 1000 Antifaschisten gekommen, um lautstark den „Trauermarsch“ zu stören. Die Polizei hatte die Situation vor Ort immer im Griff gehabt. Lediglich ein paar Sitzblockaden der Antifa-Gegendemonstranten mussten aufgelöst werden.

Ökumenischer Gottesdienst an der Schwarzen Madonna

Begonnen hatte der „Tag der Demokratie“ in Remagen mit einem ökumenischen Gottesdienst an der Erinnerungskapelle Schwarze Madonna an der Goethestraße in unmittelbarer Nähe zur Fachhochschule und zur Joseph-Rovan-Allee, über die die Neonazis später aufzogen. „Die „Schwarze Madonna“ ist ein Zeichen des Lebens und der Hoffnung“, so Dechant Frank Klupsch, der gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer im Ruhestand, Udo Grub, den Gottesdienst zelebrierte. „Wir müssen gegen alles aufstehen, was menschenfeindlich ist“, so Klupsch. Grub betonte in seinen Worten, dass er es unerträglich finde, dass heute wieder jüdische Mitbürger Angst um ihr Leben haben müssen. In weiteren Gebeten baten die rund 100 Menschen an der Kapelle um Gerechtigkeit, und dass es keine Diskriminierungen gebe.

Auf der Bühne vor der Kapelle begrüßte Agnes Menacher im Namen des Bündnisses. Der Präsident der Fachhochschule Koblenz Prof. Kristian Bosselmann-Cyran zeigte sich in seiner Ansprache stolz, dass die Fachhochschule Remagen die Adresse Joseph-Rovan-Allee habe. Rovan sei Jude und historischer Wissenschaftler gewesen, der die Nazizeit überlebt habe.

Dietmar Muscheid, der Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz und Saarland, dankte dem Bündnis für die Besetzung des Platzes zwischen Fachhochschule und Kapelle. Für die Polizeigewerkschaft, die mit einer ganzen Gruppe am Tag der Demokratie teilnahm, sprach Sabrina Kunz. „Wir verurteilen Menschenhass auf das Schärfste. Wir wollen nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, nie wieder Nazis“, so Kunz.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Remagen

Sowohl auf der Bühne des Bündnisses an der Goethestraße als auch auf dem Marktplatz dankte Ministerpräsidentin Malu Dreyer den rund 480 Polizisten für ihren Einsatz, als auch der Stadt Remagen, die jährlich diesen unsinnigen Naziaufmarsch toleriere. „Wenn die Neonazis sich hinstellen, um die Hüter unserer Gedanken zu sein, dann ist das falsch“,so Dreyer. Sie erinnerte an Halle, wo nur durch Glück kein riesiges Blutbad entstanden sei. „Wir sind dankbar, dass nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Frieden ist. Wir müssen uns an diese Schrecken und Gräuel erinnern und uns den Frieden bewahren, damit wir ihn an unsere Kinder übergeben können. Wir sind aufgefordert aufzustehen und deutlich unsere Meinung zu sagen. Deutschland hat wieder ein strukturelles Problem mit den „Rechten“. Dieser deutsche Ungeist vergiftet unsere Gesellschaft, bis hin zum Mord. Es sind keine Einzeltäter. Die Sprache ist längst in den Rechtsextremismus gerutscht. Hier in Remagen zeigen wir den Rechten die rote Karte. Die Rechtsextremisten kommen nicht nur in Bomberjacken und Springerstiefeln, sondern auch in Jacket und Schlips. Die neuen Rechten im Parlament sind genauso gefährlich. Wir wollen keine Nazis, nicht im Netz, nicht in der Gesellschaft. Wenn ein Mensch in Thüringen von der AfD als Faschist bezeichnet werden darf, dann müssen wir uns von der AfD distanzieren“, so die Ministerpräsidentin. Gewalt beginne im Kopf. Inzwischen gebe es bereits mehr als 8600 rechte Gewalttaten bundesweit. Ganz wichtig sei für die Demokratie, den Kindern in den Schulen bereits die Grundlagen für eine freiheitliche Demokratie zu vermitteln. „Junge Menschen sind stark und ich möchte, dass sie dies auch bleiben. Wir wollen in Frieden leben, auch in Rheinland-Pfalz“, schloss die Ministerpräsidentin ihre Ansprache und dankte, dass die Remagener klare Kante zeigen würden.

Viele Institutionen waren beteiligt

Vor ihrer Rede hatte sich die Ministerpräsidentin an den vielen Ständen rund um den Marktplatz informiert. Ob Nonnenwerth oder die IGS, ob die Caritas oder das DRK, ob der Seniorenbeirat oder die Barbarossaschule, ob der Beirat für Migration und Integration, das Arp-Museum oder die SPD 60+, viele beteiligten sich hier am Tag der Demokratie. In der Goethestraße gab es ebenso viele Stände, die Infos im Sinne der Demokratie bereit hielten. Ob Amnesty International, die Fachhochschule Koblenz, das Hot Sinzig, Bündnis 90 oder die Gewerkschaften.

Landrat Dr. Jürgen Pföhler hielt eine eindringliche Ansprache auf der Rathausbühne. „Jahr für Jahr muss Remagen hier den Aufmarsch der Rechten ertragen, die die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus verherrlichen und zugleich die Gedenkstätten in Remagens unmittelbarer Umgebung für ihre Zwecke missbrauchen.

Dies alles vor dem Hintergrund, dass Hass, rechter Terror und Antisemitismus von Jahr zu Jahr eine immer größere Dimension erreichen. Nach meiner festen Überzeugung entwickelt sich dies mittlerweile zur akuten Bedrohung unserer demokratischen Freiheitswerte“, mahnte der Landrat. .

Dank gilt auch allen bürgerlichen Gruppierungen, die zusammen mit der Politik, den Schulen und Kirchen hier auf dem Remagener Marktplatz und auf dem Campus der FH Remagen gemeinsam mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer ein klares und friedliches Zeichen gegen rechts setzen.

Zu den Akteuren gehört auch der Gewerkschaftsbund DGB, der AStA der Fachhochschule und das Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie“, lobte der Landrat abschließend.

Bürgermeister Björn Ingendahl verlieh in seiner Ansprache auf dem Marktplatz seiner Freude Ausdruck, dass sich auf dem Marktplatz und an der Goethestraße vor der FH so viele Menschen versammelt hätten. Er erinnerte an die grausamen Folgen des Zweiten Weltkrieges mit 65 Millionen Toten und sechs Millionen toten Juden. Die Europäische Union sei seit mehr als 70 Jahren Garant für den Frieden unter den Völkern Europas. Den „Rechten“ rief er zu: „Bleibt zu Hause, denn Remagen ist unser Zuhause“, schloss der Stadtchef.

Mit Kunst-Ausstellungen und Musik wurde vor und nach den Reden und Demonstrationen auch kulturell gefeiert. An der Goethestraße auf der Bühne sorgten Eze Wendtoin und Alice Tunney für Musik und auf den Rathaustreppen begeisterte nicht nur die Bigband von Nonnenwerth, sondern hier gab es zum Schluss kölsche Stimmung mit Jörg P. Weber mit seiner „Flitsch“ und den Domstürmern, die für Hochstimmung auf dem Marktplatz zeichneten.

Und gegen 18 Uhr herrschte dann wieder halbwegs Ruhe in Remagen, die Straßen konnten wieder befahren werden und die Menschen, die deutlich Kante gegen Rechts gezeigt hatten, konnten auch mit dem Auto wieder ihre Wohnungen erreichen. Eine Bereicherung war in diesem Jahr sicher auch die Bühne an der Friedenskapelle. Hier kam es trotz der „Rechten“ von der Joseph-Rovan-Allee und der Antifa über die Goethestraße zu keinerlei Auseinandersetzungen.

AB

Vertreter der verschiedenen Konfessionen sprachen Gebete für den Frieden.

Vertreter der verschiedenen Konfessionen sprachen Gebete für den Frieden.

Menschen gegen rechts vor dem RheinAhr-Campus.

Menschen gegen rechts vor dem RheinAhr-Campus.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit Bürgermeister Björn Ingendahl und einer Vertreterin der Polizeigewerkschaft.Fotos: AB

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