Landrat Dr. Alexander Saftig wurde nach 16-jähriger Amtszeit in seiner Heimatgemeinde Kottenheim verabschiedet
Mit dem Großen Zapfenstreich endete eine Ära
Zahlreiche Gäste und Weggefährten sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft würdigten im Bürgerhaus sein Wirken für den Kreis Mayen-Koblenz
Kottenheim. Mit Ablauf des Monats Dezember 2024 endete die 16-jährige Amtszeit von Landrat Dr. Alexander Saftig. Am 12. Februar 1958 erblickte er in Weißenthurm das Licht der Welt. Seine Jugend verbrachte er in Saffig, danach führte seine Reise über mehrere Stationen nach Kottenheim. Kein Wunder, dass er ausgerechnet in seiner Heimatgemeinde feierlich verabschiedet wurde. Das Bürgerhaus platzte aus allen Nähten, zuvor war auf den engen Straßen bereits ein Verkehrschaos ausgebrochen. Zahlreiche Gäste und Weggefährten sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft würdigten sein Wirken für den Landkreis Mayen-Koblenz.
Zu Beginn stand ein festlicher Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Nikolaus auf dem Programm. Neben Pfarrer Dr. Artur Schmitt schaute auch noch Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg vorbei. Für einen gläubigen Menschen wie den 66-jährigen Saftig eine große Ehre und Auszeichnung. Frühere Weggefährten wie Gerhard Lütke und Dr. Ute Stuhlträger-Fatehpour hatten spezielle Fürbitten mitgebracht: „Hab Freude an dem, was jetzt beginnen kann. Sei mutig, Neues zuzulassen, Dinge anders zu tun. Sei achtsam mit dir, auch mit deinem Körper. Lass die Zwanglosigkeit selbstgenügsamer Tage zu.“
Anschließend ging es weiter zum Bürgerhaus, das die neue Ortsbürgermeisterin Corinna Behrendt gern zur Verfügung gestellt hatte. Katrin Wolf übernahm auf charmante Weise die Moderation, der Erste Kreisbeigeordnete Pascal Badziong begrüßte die Gäste, die alle auf irgendeine Weise Saftig charakterisieren wollten.
„Es ist sicherlich etwas ganz Besonderes, als Landrat und zuvor als Verbandsbürgermeister wiedergewählt zu werden. Das ist ein Signal des Vertrauens“, erklärte der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, Thomas Linnertz. „Er hat es geschafft, die Menschen zu erreichen. Er war Moderator und Vermittler. Er wurde von allen respektiert.“
Als „bodenständig“ beschrieb der Landrat des Westerwaldkreises seinen Mitstreiter. „Er war immer auf heimischen Wurzeln unterwegs, und eine der Wurzeln führte zum Glauben. Es ist nicht immer schön, Landrat zu sein. Zu schmerzhaften Kompromissen war er aber immer bereit“, blickte Achim Schwickert zurück. „Im Ruhestand braucht die Wurzel genügend Nahrung. Du bist ein toller Freund.“ CDU-Fraktionssprecher Georg Moesta als Vertreter des Kreistags brachte es auf den Punkt: „Politik ist ein Wettbewerb um Macht und verlangt auch Kreativität. Nie stellte er sich in den Vordergrund, nie war er bereit, die Brechstange auszupacken. Ohne wechselseitigen Respekt geht es nicht.“
Der stellvertretende Landesvorsitzende des Gemeinde- und Städtebunds sah es nach zwei einfühlsamen Stücken der Kreismusikschule ähnlich. „16 Jahre lang war er unermüdlich, Tag und Nacht, praktisch 24/7, für alle da und ist dabei über die persönliche Schmerzgrenze gegangen. Kein Weg war ihm zu schwer, um Brücken zu bauen“, so Thomas Przybylla. „Er war ein Landrat mit Herz und Seele. Bei Festen war er immer zugänglich. Die berufliche Karriere geht nun dem Schluss entgegen, aber viele Freundschaften enden nicht zum 31. Dezember.“
Der CDU-Landtagsabgeordnete Torsten Welling hatte ein „mittlerweile eingelaufenes“ T-Shirt mit der Aufschrift „ALEX wählen“ mitgebracht. Damit unterstützte er Saftig einstmals beim Wahlkampf. „Er hat für dieses Amt gebrannt. Verlierer geben ihr Bestes, Sieger geben alles. Und er hat alles gegeben. Über Parteigrenzen hinweg war er geschätzt, jetzt soll er seinen Ruhestand genießen.“ Aus persönlicher Erfahrung sprach die Personalratsvorsitzende Heike Breitbach, die einige alte Bilder mit im Gepäck hatte: „Dankbarkeit und Wehmut können sich heute die Hand geben. Das Leben ist wie eine Rikscha, es ist am Ende immer eine spannende Reise. 16 Jahre lang gab es jeden Tag ein kleines Abenteuer, manchmal auch ein großes. Auf sein Wort konnte ich mich immer verlassen. Wenn er Nein sagte, dann meinte er das auch so. Er war standhaft, manchmal dickköpfig und äußerst hartnäckig.“
Das Schlusswort gehörte dem Verabschiedeten. „Jetzt stehe ich hier und muss mir eingestehen, dass meine Zeit vorbei ist. Manche Gesetzte sind richtig blöd. Ich wäre gern noch 100 Jahre Landrat. Als Fan des FC Bayern München halte ich es mit dem damaligen Trainer Giovanni Trapattoni: Flasche leer, habe fertig.“ Zu Ende war der Abend aber noch nicht. Zu Ehren Saftigs gab es vor dem Bürgerhaus bei Dauerregen und Temperaturen knapp über null Grad einen Großen Zapfenstreich. Einige benachbarte Musikvereine sowie zahlreiche Feuerwehrleute und Bundeswehrsoldaten sorgten für eine eindrucksvolle Atmosphäre, die Saftig sicherlich nie vergessen wird.
„Was macht er denn jetzt eigentlich?“ Mit seiner eigenen Frage gab er zugleich die Antworten. Saftig will seinen VW Käfer, einen Oldtimer aus dem Jahr 1967, mehr als 200 Kilometer jährlich auf der Straße haben, schließlich hätten die Leute vom TÜV schon geschimpft ob dieser geringen Fahrleistung. Freundschaften will er pflegen, bei den Schützen will er sich regelmäßiger sehen lassen. Und der EDV will er sich widmen. Na dann.
Viele Geschenke konnte der scheidende Landrat entgegennehmen, wie hier von Torsten Welling MdL (CDU).
Das Kottenheimer Bürgerhaus war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Die Kreismusikschule des Landkreises sorgte für den musikalischen Rahmen.
Personalratsvorsitzende Heike Breitbach.
Der Große Zapfenstreich zur Verabschiedung von Dr. Alexander Saftig als Landrat des Kreises Mayen-Koblenz.
