Vortrag im Rhein-Gymnasium Sinzig
Nachhaltigkeit, Wachstum und der Ernährungssektor
Ein global gerechtigkeitsfähiges Leben sei ein weitgehend sesshaftes Leben
Sinzig. Der Ganztagsbereich des RGS war voll besetzt, als Professor Niko Paech von der Universität Siegen seinen Vortrag im Rahmen der Reihe Forum Zukunft hielt. Und seine Themen waren für manche Zuhörer „schwere Kost“, wie Klaus Karpstein in seinen Begrüßungsworten bereits ankündigte. Zahlreiche Schüler, Eltern und Lehrer des Rhein-Gymnasiums, aber auch viele Bürger und Interessierte aus der Region waren anwesend, um sich den sehr inhaltsreichen gut einstündigen Vortrag von Professor Paech anzuhören. Auch in der anschließenden Diskussion zeigte sich das große Interesse des Publikums und die fachliche Kompetenz des Referenten.
„Wir stehen ökologisch am Abgrund. Was die Verbräuche und Emissionen angeht, sind wir seit 20 bis 30 Jahren nicht mehr überlebensfähig!“ Mit diesen deutlichen Worten leitete Paech seinen Vortrag ein. „Aber ich will keine Apokalypse an die Wand malen, sondern auch Lösungsvorschläge anbieten.“ Nachhaltigkeit sei eine Frage des Lebensstils. Was darf man als Europäer an Konsum, Material und Mobilität verbrauchen, um die gerechten Anteile an CO2- Emissionen nicht zu überschreiten? Die globale Gerechtigkeit ist an die Lebensführung gebunden. Paech machte deutlich, dass die Konsumgesellschaft einen riesigen Anteil am CO2-Ausstoß und an der Klimazerstörung hat.
Auch die neuen Techniken und regenerativen Energien, in Deutschland oft als Lösungsmöglichkeiten gepriesen, werden weit überschätzt, so Niko Paech. Bisherige Nachhaltigkeitsbestrebungen seien daran gescheitert, dass Ökostrom und Solarenergie ohne die geeignete Infrastruktur bleiben. „Ob ein Mensch klimafreundlich lebt, hängt davon ab, ob er fliegt und mit Kreuzfahrtschiffen unterwegs ist.“ Damit kam Paech noch mal auf den Lebensstil zurück. Ein global gerechtigkeitsfähiges Leben sei ein weitgehend sesshaftes Leben.
Von der Wirtschaft forderte der Referent Planungssicherheit und die Produktion von Gebrauchsgegenständen, die länger haltbar sind. Aber jeder Einzelne müsse sein Leben umstellen. Paech zeigte auf, dass man mit weniger Arbeitszeit und mehr Selbstversorgung ein genügsameres und zufriedeneres Leben führen könne. Als Beispiele nannte er „Urban Gardening“, „Foodsharing“, Solidarische Landwirtschaft, Genossenschaften und andere Gemeinschaftsaktionen, mit denen aus Konsumenten „Prosumenten“ werden könnte.
Die Fragen in der anschließenden Diskussion zeigten, wie schwierig das Thema ist und wie viel ein zukunftsgerechtes Leben von den Menschen abverlangt. Zur Schlussunterredung, die in vielen Beiträgen sehr persönlich wurde, war noch etwa ein Drittel der über 300 Zuhörer dageblieben. Für das große Interesse, auch von Schülerseite, gab Niko Paech dem Sinziger Publikum und der Schule abschließend ein großes Kompliment.
Professor Paech möchte Lösungsvorschläge anbieten.
