Ermittlungen in Andernach

Patientin in Klinik gleichzweimal in einer Nacht vergewaltigt?

Patientin in Klinik gleich
zweimal in einer Nacht vergewaltigt?

Auf der psychiatrischen Akutstation der Rhein-Mosel-Fachklinik soll in der Nacht zum 30. August eine Patientin gleich zweimal von Mitpatienten vergewaltigt worden sein. UBU

Andernach. Eine Patientin auf der psychiatrischen Akutstation der Rhein-Mosel-Fachklinik in Andernach soll in einer Nacht gleich zweimal von Mitpatienten vergewaltigt worden sein.

Die Koblenzer Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit nach eigenen Angaben gegen einen 23-jährigen deutschen Staatsangehörigen und einen gleichaltrigen somalischen Staatsbürger wegen des Verdachts der Vergewaltigung. Die Staatsanwaltschaft geht von folgendem Tatverlauf aus: Der deutsche Staatsangehörige, der sich am 29. August auf freiwilliger Basis in der Rhein-Mosel-Fachklinik aufhielt, soll gegen Mitternacht desselben Tages eine Patientin in seinem Zimmer mit Gewalt zum Geschlechtsverkehr genötigt haben. Er sei daraufhin verhaftet worden und sitze derzeit in Untersuchungshaft.

Der zweite Mann, der sich seit dem 27. August auf der Grundlage des Landesgesetzes für psychisch kranke Personen stationär in der RMF aufhielt, soll die Tat seines Mitpatienten, mit dem er im gleichen Zimmer wohnte, beobachtet haben und dem Opfer in sein Zimmer gefolgt sein, wo er die Frau dann ebenfalls vergewaltigt haben soll. Da es nach Angaben der Staatsanwaltschaft Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des zweiten Beschuldigten gebe, sei dieser zunächst in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen worden.

Erste Konsequenzen

wurden bereits gezogen

Die Verantwortlichen der Rhein-Mosel-Fachklinik zeigen sich über die vermutlichen Vorfälle in der Psychiatrie bestürzt und haben Konsequenzen angekündigt, um weibliche Patienten besser zu schützen.

„Ungeachtet der noch ausstehenden, abschließenden Klärung bedauern wir alle, Direktorium, Geschäftsführung und Beschäftigte, dieses tragische Ereignis insbesondere mit Blick auf die betroffene Patientin sehr. Wir werden den Vorfall zum Anlass nehmen, alle Möglichkeiten zu prüfen und nach Verbesserungen zu suchen, um Vergleichbares in Zukunft nach Möglichkeit zu verhindern“, sagt Pflegedirektorin Rita Lorse. So habe man bereits Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen. Drei Patientenzimmer auf jeder Station seien mit elektronischen Schlössern ausgestattet worden, die es den Patienten erlauben, die Türen von innen zu verschließen. Nach einer vierwöchigen Testphase sollen alle Zimmer entsprechend ausgestattet werden. Der bereits bestehende Frauenschutzbereich einer Station werde kurzfristig in einer weiteren Station eingerichtet.

Die Klinik nehme die Vorfälle auch zum Anlass, ihre Konzepte zur Identifizierung besonders schutzbedürftiger Frauen bei der Aufnahme in die Klinik zu überprüfen. Dazu gehöre es auch, Frauen, die neu aufgenommen werden, bevorzugt in Stationen mit Frauenschutzbereich unterzubringen.

Seit nunmehr 20 Jahren werden männliche und weibliche Patienten in der RMF auf gemischtgeschlechtlichen Stationen behandelt. Die Patienten haben in der Regel die Möglichkeit, sich auf der Station frei zu bewegen, auch nachts, da manche Patienten wegen ihrer Krankheit nicht zur Ruhe kämen. Auf einzelnen Stationen gebe es bereits einen besonders ausgewiesenen Frauenschutzbereich.

Zudem werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Stationen im Rahmen ihrer Ausbildung dazu qualifiziert, mögliche Konflikte zwischen den Patienten frühzeitig zu erkennen und präventiv zu handeln.

„Keine offensichtliche

Auseinandersetzung“

Die Geschehnisse in der besagten Nacht stellt die Klinikleitung in einer Pressemitteilung wie folgt dar: „Die Mitarbeiter im Nachdienst waren während der gesamten Zeit auf der Station und haben sich um die Versorgung der Patienten gekümmert. Die Mitarbeiter sind dabei rund um die Uhr anwesend und wach. Eine offensichtliche Auseinandersetzung hat es in der betreffenden Nacht nicht gegeben. Bereits ersten vagen Andeutungen der Patientin zu dem mutmaßlichen Geschehen wurde nachgegangen, und sie haben zu entsprechenden Reaktionen geführt. Aus der Patientendokumentation der betreffenden Nacht und den Gesprächen mit den Stationsmitarbeitern wird deutlich, dass sich die Kollegen unverzüglich und adäquat um die betreffende Patientin gekümmert haben. Dies gilt selbstverständlich auch für die Tage nach dem Vorfall, in denen die Patientin eine besondere Unterstützung erhalten hat, um die Geschehnisse zu verarbeiten.“

In der betreffenden Station seien in der Nacht zwei Krankenpfleger im Dienst, eine weibliche Pflegekraft aus der Nachbarstation und die diensthabende Ärztin zum Gespräch mit der Patientin hinzugezogen worden.

Die Klinik selbst habe am Morgen nach dem mutmaßlichen Geschehen die Polizei informiert und um objektive Aufklärung gebeten.

Die betroffene Patientin wurde zwischenzeitlich auf eigenen Wunsch in eine andere Klinik verlegt.