Mediterranes Flair bei Geburtstagsfeier im altehrwürdigen Helenensaal
Portugiesischer Kulturverein feierte fünfzigjähriges Jubiläum
Sinzig. Da wehte eine ganz besondere Geburtstagsstimmung durch die altehrwürdigen Mauern des Sinziger Helenensaals. Am vergangenen Samstag feierte der portugiesische Folkloreverein sein 50-jähriges Bestehen. Im Saal gab es viel Stimmung und viel südländisches Flair bei einer großen Feier ganz auf portugiesischer Art. Wegen der Corona Pandemie kam die nicht ganz zeitgenau daher. Denn gegründet wurde der Verein ja bereits am 27.2.1972 in der Sinziger Mühlenbachstraße.
Der Verein der Sinziger Portugiesen steht dabei symbolhaft für gelungene Völkerverständigung und Integration aber auch für die intensive Pflege der eigenen Kultur. Und er steht für ein Stück Arbeits- und Industriegeschichte in der gesamten Bundesrepublik aber vor allen Dingen in Sinzig. Die eigentliche Grundlage bildete der am 17.3.1964 geschlossene Grundlagenvertrag über die Vermittlung portugiesischer Arbeitskräfte nach Deutschland. In Portugal gab es viele Fachkräfte in Sachen Fliesen, auch wenn deren Produktion in dem Land meist noch Kunst handwerklich organisiert war. Solche Leute braucht die AGROB (Plaattefabrik) sagen nicht nur die Sinziger, sondern auch die meisten der Portugiesen, ganz dringend. Und so kamen immer mehr portugiesische Gastarbeiter in ihre neue Heimat Sinzig. Die portugiesische Lebensfreude und die Einstellung zum Leben der Rheinländer und der Sinziger erwiesen sich dabei als überaus kompatibel. Denn eines hat der portugiesische Kulturverein in den fünf Jahrzehnten seines Bestehens immer gerne gemacht: große Feste organisieren. Und da waren die Sinziger natürlich dabei beim Organisieren und beim Feiern versteht sich auch.. Und so wurden die Vertreter der beiden Vereine, mit den die Portugiesen in Sachen Feiern am meisten zu tun hatte auch besonders begrüßt. Dies galt für Peter Krupp den neuen Chef der Aktivgemeinschaft ebenso wie für Manfred Ruch, Gründungsvorsitzender des Sinziger Bürgerforums.
Auch im Jecken Rheinland sind die Portugiesen im Lauf der Jahrzehnte sehr gut angekommen. In der Karnevalssession 2014 stellten sie aus ihren Reihen bei den närrischen Buben mit Fernanda und Adriano da Cunha das allererste portugiesische Prinzenpaar. Das sorgte in Sinzig dafür, dass die portugiesischen Fernsehteams sich sozusagen die Klinke in die Hand gaben .
In den vergangenen Jahrzehnten gab es kaum ein Fest in der Stadt, bei dem nicht die Folkloretruppe der Portugiesen mit ihren traditionellen Tänzen begeistert gefeiert hatte. Musik und Kultur standen natürlich immer mit im Mittelpunkt. Aber vor allen Dingen für die Männer im Verein ging es zentral um Fußball, ob in der Vereinsmannschaft oder in der Betriebsmannschaft der Agrob.
Den Helenensaal kennen die Portugiesen aus Sinzig übrigens bestens. Denn dort gab es schon einen rauschenden Silvesterball und diverse große Kulturveranstaltungen. „Bei den Portugiesen ging es da immer etwas gelockert zu“, wird in Sinzig der Grund für das eifrige Besuchsverhalten vieler Sinziger bei Veranstaltungen der Portugiesen gleich mitgeliefert.
Bei der Geburtstagsfeierlichkeit im Helenensaal galt dann übrigens aber deutsche Zeit. Fast pünktlich um 20 Uhr ging es mit der offiziellen Begrüßung los. „Es liegt wohl in der Natur vieler Portugiesen wegzugehen und so etwas wie Entdecker zu sein. Wir passen uns in der Fremde aber auch immer sehr gut an,“ nannte Helena Baretto bei Ihrer Begrüßungsansprache einig nationale Besonderheiten. Sehr wechselvoll ist die Geschichte des Vereinsheims. 1988 residierte man in einer Agrob Baracke in der Rheinallee und zog dann in die Innenstadt in die Bachovenstraße. Mit dem neuen Vereinsheim in der Koblenzer Straße musste man sich zwar erheblich verkleinern, hat aber eine Kulturreihe mit Kultcharakter auf die Beine gestellt. Seit 2011 gibt es die Veranstaltungsreihe „Rotas - portugiesische Musik trifft Weltmusik“. Zu der wird regelmäßig eingeladen und unter den Besuchern sind auch stets ganz viele Sinziger.
Für die musikalische Unterhaltung sorgten das Ensemble Cantus Portogueses aus Köln. Die meist jungen Musiker gehören eigentlich an die Kölner Musikhochschule und waren als Solisten oder in kleinen Gruppen meist schon in Sinzig zu Gast. Sie interpretierten traditionelle portugiesische Musik in großer Orchesterbesetzung aber auch mit traditionellen portugiesischen Instrumenten. Stimmungsvoll und besinnliche Momente auch zum Mitsingen gab es bei Geracoes und ihrem Fado.
Auch die Sinziger besuchten die Vereinsheime an den verschiedenen Standorten immer sehr gerne. Es gab immer ein gut gekühltes Stubi oder ganz leckeren portugiesischen Wein zu sehr zivilen Preisen. So richtig aus dem Haus locken konnten die Portugiesen ihre deutschen Freunde aber stets mit ihren kleinen kulinarischen Leckereien. In Sinzig weiß nun fast jeder was Bifanas sind. Die kleinen Schnitzelstückchen im Brötchen gab es im Helenensaal natürlich auch diesmal in einer weinhaltigen Knoblauchsauce. Aber auch Stockfischkroketten und Krabbenpasteten standen auf der Speisekarte. 50 Jahre portugiesische Folkloregruppe, das war im Helenensaal einfach nur eine richtig gute und stimmungsvolle Geburtstagsfeier. BL
Blick in den bestens gefüllten Helenesaal bei der großen Jubiläumsfeste.
Das Großangebot an portugiesischen Leckereien.
