Sessionseröffnung und Proklamation im Hotel Weinstock
Prinz Baffy I.übernahm das Narrenzepter von Ex-Prinzessin Yvonne
Im Saal steppte der Bär und auf der Bühne wibbelte die Tollität „vum Stippeföttche-Corps“
Linz. Zwei Wochen nach der Vorstellung des neue Dreigestirns hatte die Große Linzer KG am Samstagabend mit der Proklamation Prinz Baffy I. „vum Stippeföttche-Corps“ zur Sessionseröffnung in das Hotel Weinstock eingeladen. In dem knubbelten sich nicht nur im Saal die bunt kostümierten Jecken, auch im Barraum war entlang der Theke kaum ein Durchkommen, während sich die Corps bereits im Wintergarten in Stellung brachten. Angeführt von den Grün-Weißen Husaren zogen diese auf die Bühne, die sie jedoch direkt wieder durch den Seitenausgang verließen mit Ausnahme des Funkencorps Blau-Wiess, aus dessen Reihen die erste weibliche Strünzer-Tollität, Prinzessin Yvonne I. „vom Renneberger Tal“ mit ihren Adjutanten Oliver Brockhaus und Thilo Henze stammt. Dem scheidenden Dreigestirn widmete sich Heike Paffhausen, nachdem sie die Proklamation eröffnet hatte. „Du hast uns vill Freud un Spass jebracht, hast alles richtich jemaat un die KG weit über die Grenzen von Linz hinaus toll repräsentiert“, lobte sie et Yvönnche, um dann neben dem Dreigestirn auch den beiden Ehrendamen, Rosi und Andrea, sowie „Altargeschenk“ Boris für ihr Engagement zu danken. „Es war ein aufregend schönes Jahr und ich bin dem Vorstand wie auch meinem Corps überaus dankbar, dass wir ausprobieren durften, ob das in Linz mit ner Prinzessin im knatschverdötschten Brauchtum Fastelaer überhaupt geht“, so Yvonne Adams-van Beek, bevor sie auch allen übrigen Corps für deren Unterstützung dankte.
Nach einem „Linz- Blau-Wiess - alle Strünzer – Alaaf“ schloss sich diesem Dank an alle Helfer auch Kommandant Markus Zimmermann an, der seiner Prinzessin attestierte, ihr Corps mit einer super Show toll vertreten zu haben. Dann aber machten die Blau-Wiessen dem Jubiläumscorps, den 85-jährigen Stadtsoldaten um Kommandant Markus Paffhausen, auf der Bühne Platz. „Ach wär ich nur ein einzig Mal ein schmucker Prinz im Karneval“ intonierte der Musikzug unter Leitung von Markus Mollberg und das nahezu in Dauerschleife, dauerte es doch unheimlich lange, bis Baffy I., eskortiert von seinen Adjutanten, Ralf „Shelly“ Scheid und Frank „Franky“ Keller, die Bühne erreichte. Neben Röscher jede Menge Bützcher links und rechts verteilend, hatte die Tollität das Bad in der Menge, die ihn frenetisch feierte, ausgiebig genossen. „Esu kenne mer dich. Groß vorzustellen brauch ich dich ja wirklich nich“, so die Präsidentin zu dem 49-jährigen Sohn von Edith und Rolf Baars. Sein Vater hatte als Prinz Rolf II. „von Rat und Tat“ 1987 die Linzer Jecken regiert, während einer seiner Großväter, der aus dem Hause Asteroth, als Hans I. „von der roten Aster“ 1950 Prinz von Linz war. Außerdem arbeitet die Tollität, die schon seit über 30 Jahren zu den staatsen Rut-Wiessen zählt, seit 27 Jahren in der Linzer Sparkassenfiliale. Auf so viel jecke Gene können Baffys Adjutanten zwar nicht verweisen, als langjährige Mitglieder des rut-wiessen Stadtsoldatencorps sind der 48-jährige Shelly und der 40-jährige Franky jedoch zumindest in Fastelovend-Kreisen als echte rheinische Frohnaturen bestens bekannt. „Ganz ohne eure Fraue jeht et aber nit“, erklärte die Präsidentin und holte Baffys Prinzessin Petra mit den Ehrendamen Tanja Scheidt und Anke Keller auf die Bühne. „Ab Aschermittwoch sin mer widder voll für Üch da. Aber verzeiht uns, dat mer daran jetz noch nit denke wolle!“, erklärte Baffy der holden Weiblichkeit und begründete auch, warum das so ist: „Jetz jeht et loss. Mir drei sinn scharf wie Frittefett op de neue Session. Linz ist bunt, Linz is jeck un mir werden die Stadt zur Karnevals-Hochburg maache!“, versprach die Tollität. Da aber musste Heike Paffhausen Baffy I. zunächst noch bremsen. Rote Schuhe alleine würden noch keinen Prinzen machen, die habe auch der Papst. „Noch fehlen dir die Insignien deiner Macht als Narrenherrscher. Ich sehn äwer et Yvönnche nit. Dat is jetz jet schad für dich“, so die Präsidentin, bevor sie sich hilfesuchend nach dem Ex-Dreigestirn umsah.
„Wir haben einen neuen Prinzen!“
Das verbreitete nur mit seiner Verspätung „Allgemeine Verunsicherung“, bis es dann endlich zum Hit der 80-er Jahre, dem „Ba- Ba- Banküberfall“ als Panzerknacker-Trio, allerdings den Farben ihres Corps entsprechend nicht in roten, sondern in blau-weiß gestreiften Ringel-T-Shirts einzog, während schwarze Augenmasken die drei als Bankräuber auswiesen. „Der Thilo hat wieder den Termin verschwitzt und uns zur Sparkasse geführt, als die at längst geschlossen war un mir einbrechen mussten“, begründete die Gangsterchefin die Verspätung. Geraubt hatte das Trio nicht nur das Prinzentableau, sondern eben auch die Pritsch, die immer noch sicher in einem Mini-Tresor gebunkert war. Dessen Zahlenkombination musste Baffy I. anhand von Rechenaufgaben aus dem Bereich des Linzer Fastelovend und der VfB-Fußballer erschließen, was dem jecken Banker relativ schnell gelang, sodass Heike Paffhausen lauthals verkündete: „Wir haben einen neuen Prinzen!“ Zu hören war sie jedoch kaum angesichts des frenetischen Jubels der Strünzer Narrenschar, die begeistert ihren Prinzen „vum Stippeföttche-Corps“ feierte, der, flankiert von seinen Adjutanten, triumphierend die Narrenpritsch in die Höhe streckte und verkündete: „Schon der Einzug war überwältigend, pures Gänsehaut-Feeling. Un jetz im Moment is en Kindheitstraum für mich in Erfüllung jegangen“, schwärmte Baffy I., um sofort sein Sessionsmotto zu verkünden: „Ob links eröm, ob räts eröm un dat mit vill Jeföhl, mir fiere Fastelovend mitten im Gewöhl!“
Und das ist immer besonders närrisch, wenn Jan Eric Burkard mit Jupp Reuter als Musikzug-Einpeitscher „Ohne Dom, ohne Rhing, ohne Sonnesching“ der lev Marie versichern, kein Mann für eine Nacht zu sein. Parat standen die Jecken da allemal und als dann das Dreigestirm auch noch sein Sessionslied anstimmte: „Marie et litt jet in d’r Luff. Et rösch noh Fastelovend, Dat rösch jot, dat rüsch su jot, Marie“, verwandelte sich der Saal vollends in einen Hexenkessel. Den heizten die staatse Kääls dann noch mehr an, indem sie Baffys Befehl „Maht Üsch warm - Stippeföttche-Alarm!“, Folge leisteten. „Es ist uns eine Ehre, dich als Prinz zu haben und wir können uns kein besseres Dreigestirn in unserem Jubiläumsjahr wünschen, als Euch“, schwärmte Kommandant Markus Paffhausen, bevor die obligatorische Ordensverleihung einsetzte, nach der Baffy I. mit seinen Adjutanten am Prinzentisch ganz vorne an der Bühne Platz nahm. Denn beendet war der Abend nach dem offiziellen Teil der Proklamation noch längst nicht. Prinzen-Tochter Louisa zog mit Tanzpartner Luca Langer und den „Blue Flames“ aus Sankt Katharinen zum Showtanz auf, bevor die „Bröh Brööder“ ihren Baffy mit einer ganz besonderen Musikshow überraschten. Da wollten die Ehrendamen Anke und Tanja, die Sänger Tom Lind aufboten, natürlich ebenso wenig zurückstehen wie die „B-M-W-Onkels und Neffen“ oder gar Prinzessin Petra, die Sänger Binz engagiert hatte, während Shellys Tochter Jelena mit den Rut-Wiessen Tanzmäusen aus Dattenberg aufzog und die Stadtsoldatenfrauen gegen Mitternacht mit ihrer Show zumindest die Beine der VfB-Kicker in Bewegung versetzten. Spätestens wenn der „Adventskranz, Lametta und Co.“ fott is und Silvester jefiert wood, rösch et widder no Fastelovend, für Baffy und seine Stadtsoldaten etwa bei ihrem legendären Manöverball am Samstag, 12. Januar, oder dann bei der Prunksitzung der Großen Linzer KG am Samstag, 9. Februar, bevor Anfang März die drei tollen Tage eine der längsten Sessionen beenden werden, in der sich Baffy I. so richtig austoben kann. Einen ersten Vorgeschmack davon hat der jecke Strünzerprinz seinem Narrenvölkchen bei der Proklamation bereits eindrucksvoll geboten. DL
