Vier Jahre nach der Flut: Gedenken, Fortschritt und Schutz
Rheinbach erinnert und baut weiter auf
Rheinbach. Am 14. Juli 2025 jährte sich die Unwetterkatastrophe zum vierten Mal. Die Stadt Rheinbach gedachte in stillem Rahmen der Opfer, die bei der verheerenden Flut ihr Leben verloren. Bürgermeister Ludger Banken legte gemeinsam mit dem Verwaltungsvorstand und Mitgliedern der Ratsfraktionen ein Gesteck an der Gedenkstele auf der Grünfläche an der Ecke Stadtpark/Neugartenstraße nieder. Das Gedenken war von großer Betroffenheit geprägt, doch trotz schmerzlicher Erinnerungen richtet sich der Blick in Rheinbach zunehmend nach vorn.
Fortschrittebeim Wiederaufbau
In den vergangenen zwölf Monaten konnten zahlreiche Maßnahmen im Rahmen des städtischen Wiederaufbaus umgesetzt oder weiter vorangebracht werden. Die Sanierung des vom Hochwasser besonders betroffenen Kellergeschosses im Rathaus ist abgeschlossen. Neben dem Archiv entstanden neue Besprechungsräume, ein Sozialraum sowie moderne Sanitäranlagen mit barrierefreiem Zugang und Wickelmöglichkeit.
Auch der stark beschädigte Betriebshof in der Aachener Straße wird umfassend saniert. Die Arbeiten laufen seit Herbst 2024 und sollen bis zum Frühjahr 2026 abgeschlossen sein.
In Flerzheim nähert sich die Baurechtschaffung für den Neubau der Katholischen Grundschule sowie einer Mehrzweckhalle ihrem Abschluss. Bebauungsplan und Flächennutzungsplanänderung werden zum Ende der Sommerferien offengelegt. Parallel laufen Planungsarbeiten an.
Zudem wurden zahlreiche kleinere Maßnahmen realisiert. Die Fahrbahn der Hommelsheimstraße in Flerzheim erhielt im Sommer 2024 eine neue Asphaltdecke. Die Fußgängerbrücke vom Holunderweg zur Schützenstraße wurde im Dezember fertiggestellt. Die Sanierung der Stützwand am Gräbbachweg endete im April, derzeit wird das Geländer montiert.
Insgesamt wurden im ursprünglichen Wiederaufbauplan 93 Einzelmaßnahmen mit einem Volumen von rund 39 Millionen Euro vorgesehen. Mittlerweile beläuft sich die Zahl der Maßnahmen auf 98. Davon sind 13 vollständig umgesetzt und abgerechnet, während sich 85 in unterschiedlichen Stadien der Umsetzung befinden. Bei 27 Maßnahmen kam es zu Kostensteigerungen von über 20 Prozent. Die Zusatzkosten durch Änderungen und neu aufgenommene Projekte betragen über 18 Millionen Euro. Damit summieren sich die aktuellen Gesamtkosten des Wiederaufbaus auf mehr als 57 Millionen Euro. Ein aktualisierter Änderungsantrag wird in diesem Sommer eingereicht, um zusätzliche Fördermittel von Bund und Land zu sichern.
Auch außerhalb städtischer Infrastruktur gibt es sichtbare Fortschritte: Die Schützenhalle der Schützenbrüderschaft St. Sebastianus und St. Hubertus wurde in Eigenleistung mit regionaler Unterstützung saniert. Der Ortsausschuss Flerzheim konnte mithilfe der Johanniter-Hochwasserhilfe und der Malteser eine Leichtbauhalle auf dem Dorfplatz errichten, die bis zur Fertigstellung der neuen Mehrzweckhalle als Treffpunkt dient. Zudem ist die Polizeiwache in der Grabenstraße nach abgeschlossener Kernsanierung seit Ende April wieder an ihrem ursprünglichen Standort in Betrieb.
Maßnahmen zum Hochwasser- und Starkregenschutz
Der Hochwasserschutz hat in Rheinbach seit 2021 höchste Priorität. Ein kommunales Hochwasserschutzkonzept wird seit zwei Jahren unter Beteiligung der Bevölkerung erarbeitet. In diesem Jahr nahmen rund 200 Personen an sechs Workshops teil. Das Konzept soll nach Auswertung der Rückmeldungen und Schadensanalysen bis Ende des Jahres vom Stadtrat beschlossen werden.
Technische, naturnahe und vorsorgende Maßnahmen werden miteinander kombiniert. Bauliche Maßnahmen wie Rampen, Einläufe, Hochleistungsrinnen und Rechen sorgen für eine kontrollierte Ableitung von Wassermassen. Weitere bauliche Projekte sind in Wormersdorf für 2025 geplant. Hinzu kommen naturnahe Maßnahmen wie Retentionsflächen und Renaturierungen, die sich in der Kernstadt, in Wormersdorf und Loch in Planung oder Umsetzung befinden. Ergänzt wird der Schutz durch technische Systeme wie mobile Hochwasserschutzelemente. Für Flerzheim sind drei Hochleistungspumpen beauftragt, deren Lieferung im ersten Quartal 2026 erfolgen soll. In Ramershoven wird noch 2025 ein Hochwassertor am Eulenbach errichtet.
Einen umfassenden Überblick über die bereits umgesetzten Maßnahmen sowie die zukünftigen Projekte bietet die städtische Website unter www.rheinbach.de/kommunaler-schutz.
Auch interkommunal laufen Schutzmaßnahmen. Anfang 2025 wurde ein Messstellennetz mit 25 Sensoren an Brücken und Durchlässen im Einzugsgebiet der Swist installiert. Es soll helfen, Hochwassergefahren frühzeitig zu erkennen. Der Erftverband prüft derzeit die Machbarkeit eines großen Rückhaltebeckens oberhalb von Flerzheim. Dieses soll Flerzheim und tiefer gelegene Orte wirksam vor zukünftigen Überschwemmungen schützen.BA
