Wer daran zweifelt, dass bei Rock am Ring auch etwas anderes als Rock funktioniert, wurde eines besseren belehrt.

Rock am Ring: Musikalischer Rückblick auf die ersten zwei Tage

Rock am Ring: Musikalischer Rückblick auf die ersten zwei Tage

Casper bei seinem Auftritt. Foto: Rock am Ring / Chris Schwarz

Nürburgring. Wenn man einmal in Ruhe vor einer Bühne steht und ein mitreißendes Konzert sieht, spürt man wie sehr einem Live-Konzerte mit Publikum in der Pandemie gefehlt haben. Deshalb an dieser Stelle mal ein paar Konzert-Highlights vom bisherigen Festival, das damit begann, dass die Donots mit den Toten Hosen Die Ärzte ge spielt haben. Allein dass wir diesen Satz schreiben dürfen, beweist, dass selbst ein Traditionsfestival wie Rock am Ring noch viele Überraschungen parat haben kann. Ein wenig nostalgisch wurde man bei der Show von Green Day, bei der man aber feststellen musste: Band und Songs wie „American Idiot“ und „Basket Case“sind ziemlich gut gealtert. Die Broilers um Sammy Amara wiederum bewiesen, dass sie schon lange Headliner-Material der ganz großen Festivalbühnen sind. Muse wiederum zeigten mit der Premiere ihrer neuen Arena-Show am Samstagabend, dass sie zu den spektakulärsten Live-Acts der Jetztzeit zählen. Kurz vor Schluss gab es sogar eine Weltpremiere des neuen Songs „Kill Or Be Killed“–ein weiterer dystopischer Prog-Rock-Brocken, der leider gut zur Weltlage passt. Davor begeisterten Placebo mit Classics wie „Special K“ oder dem gefühlvollen, neuen Song „Beautiful James“. Für Freunde der härteren Gangart war die Show der amerikanischen Band Baroness eine Offenbarung: Wer John Baizley, Gina Gleason und ihre Kollegen bei der Arbeit beobachtete, und sich von den lauten, wuchtigen, aber hoch melodischen Gitarrenwellen fortspülen ließ, war nicht weniger als bekehrt. Ähnlich heavy und noch ein wenig lauter wurde es bei den klangverwandten Mastodon. Diskussionen, ob bei Rock am Ring nur Rock funktioniert, gibt es ja fast so lange wie dieses Festival: Wer daran zweifelt, wurde bei der perfekt inszenierten Show eines Caspers in vier Akten eines Besseren belehrt. Oder bei RIN, der mit seinem modernen Rap-Entwurf und seinem entwaffnenden Charisma mehr Bewegung ins RaR-Publikum brachte, als so manche Rockband. Grenzgänger und Entertainer Alligatoah lieferte einen weiteren Beweis, dass das Rock am Ring-Publikum offen für andere Stile ist. Einer der schönsten Auftritte fand derweil am frühen Abend auf der „Orbit Stage“ statt, wo viele begeisterte Fans den Teenagerinnen von The Linda Lindas zujubelten, die auf der Bühne vor den Augen ihrer Eltern zeigten,dass der Punkrock-Nachwuchs gesichert ist. Die quirligen, wütenden Performances ihrer Hits „Sexist Racist Boy“ und „Growing Up“ zeigten ganz nebenbei in eine Zukunft, an der auch wir mit unserem Festivalmitarbeiten müssen und werden.

Pressemitteilung Rock am Ring