„Was ich schon immer mal fragen wollte…“ bei der Kolpingfamilie Lahnstein
Roger Lewentz war zu Gast
Lahnstein. Das Leben eines Berufspolitikers stand im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe „Was ich schon immer mal fragen wollte…“ bei der Kolpingfamilie Lahnstein, St. Martin. Zu Gast im Pfarrzentrum am Europaplatz war Roger Lewentz, Landtagsabgeordneter aus Kamp-Bornhofen und Ehrenvorsitzender der SPD Rheinland-Pfalz.
Er sitzt seit 32 Jahren im Landtag und geht in 6 Monaten in Rente. Der Abend war alles andere als eine Wahlkampfveranstaltung, sondern bot die Möglichkeit, den Politiker einmal aus dem „Nähkästchen“ plaudern zu hören und Fragen über den Politikeralltag zu stellen. So sei die Gemeinschaft der Abgeordneten vor 30 Jahren besser gewesen, als man sich noch parteiübergreifend im Bierkeller des Landtages traf. Der 62jährige, der sechsmal in Folge das Direktmandat seines Wahlkreises gewann, berichtete von prägenden Begegnungen, zum Beispiel mit Willy Brandt. Als Referent in der Staatskanzlei unter dem damaligen Ministerpräsident Rudolf Scharping sei er in der Berufspolitik gekommen. Zuvor arbeitete er beim Bundeswehrbeschaffungsamt. Aktivitäten und Aktionen gegen die Apartheitspolitik in Südafrika, das Waldsterben, die Anti-Atomkraftbewegung, die Sandoz-Katastrophe am Rhein und der Veränderungswille vor Ort gemeinsam mit Gleichgesinnten hätten in der katholischen Jugendarbeit vor Ort seinen Weg in die Politik, zunächst als Juso-Kreisvorsitzender, geprägt.
Nur etwa 20 mal während seiner Abgeordnetenzeit habe er in Mainz übernachtet, sonst sei es ihm immer wichtig gewesen, abends bei der Familie zu sein. Zu den prägendsten Erlebnissen habe eine Ansprache vor der UNO-Vollversammlung in New-York im Rahmen der Partnerschaftsarbeit mit Ruanda gehört. Er stattete sowohl Papst Benedikt wie auch Papst Franziskus – der zeitweise in Boppard lebte – Besuche im Vatikan ab. Zur Zeit der hohen Flüchtlingsankünfte 2015 sei er Innenminister gewesen. Er berichtete von schwierigen und auch traurigen Stunden seiner Amtszeit und verdeutlichte, dass ein Innenminister Tag und Nacht erreichbar sein müsse. Zu den schönen Erlebnissen hätten die Besuche in Kaiserslautern bei den WM-Spielen 2006 gehört. Gemeinsam mit seiner Ehefrau musste er u.a. die spanische Königin nach strengem Protokoll begleiten. Die Veranstaltungsbesucher fragten nach Begegnungen mit Fußballspielern, seinem Leibgericht und wie er Weihnachten feiere. Er, als einer der wenigen Abgeordneten ohne Abitur, habe nie Ambitionen gehabt, nach Berlin in den Bundestag zu gehen.
So wurde er einmal mehr seinem Ruf als bodenständiger, heimatverbundener Abgeordneter gerecht. An einigen Beispielen wurde deutlich, dass er sowohl für Kommunen wie auch für Vereine und Organisationen während seiner Amtszeit viel Gutes bewirkt hat. Als Rentner wolle er weiter bei den Familienangehörigen in Dänemark urlauben oder aber auch zu Ausgrabungsstätten fahren. Die von ihm angestoßene Bundesgartenschau 2029 im Mittelrheintal mit Lahnstein als Schwerpunktort sehe er auf einem guten Wege. Die Moderatoren Markus Schild und Thomas Schneider dankten dem Referenten mit einem Weinpräsent für die Zeit, welche er sich für diesen außergewöhnlichen Talk nahm. Begonnen wurde die Veranstaltung übrigens mit dem Abspielen des Songs „Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden.“
