Dem Tumor begegnet diese Leserin nicht ohne Humor

Sachlich-herzlich,den Blick nach vorn

Sachlich-herzlich,
den Blick nach vorn

Es ist Heiligabend vormittags im Jahr 2017, der Tannenbaum steht, die Geschenke liegen schön und hübsch verpackt bereit. Meine drei Söhne und ich freuen uns, gleich gemeinsam zu kochen, dann etwas zu spielen und anschließend die Geschenke auszupacken.

Doch es kommt anders. Schon in den Tagen zuvor litt ich unter Atemnot. Vom Beruf her selbstständige Masseurin keuchte ich nach jeder Massage, als wenn ich gerade einen Extremlauf hinter mir hätte. An besagtem Heiligabend sagte ich zu meinen Jungs: „Ich fahre gerade mal nach Koblenz in die Notaufnahme und hole mir ein Antibiotikum. Sicher habe ich eine Bronchitis oder eine verschleppte Lungenentzündung.“

Gesagt, getan. Nur dauerte mein Aufenthalt dann in der Notaufnahme acht Stunden, da mein rechter Lungenbereich mit über sieben Litern Flüssigkeit gefüllt war. Mein Herz war in einem rasenden Zustand, mein Blutdruck instabil, alles in allem ließ man mich natürlich nicht mehr nach Hause. Erst Mitte Januar konnte ich das Krankenhaus wieder verlassen. Die Diagnose: Fortgeschrittener Lungenkrebs (obwohl ich Nichtraucherin bin), im Stadium IVa, mit starker Metastasenbildung.

Ein Schock? Der Boden unter den Füßen weg? In ein tiefes Loch gefallen? Nein, nichts dergleichen. Meine erste Frage an die Ärzte war: „Okay, und wie geht es jetzt weiter?“ Diese Einstellung des „die Sache angehen“, ist bis heute so geblieben. Zu keinem Zeitpunkt wollte und würde ich aufgeben. Stattdessen bin ich sehr offensiv mit der Erkrankung umgegangen, indem ich einen YouTube-Channel eingerichtet habe, auf dem ich mit meinen selbst gedrehten Videos von meinem Umgang mit der Diagnose erzähle. Und das mit Händen und Füßen. Ich nehme meine Erkrankung mit Zuversicht, Humor, auch wenn er manches Mal schwarz ist, und einer gesunden und positiven Einstellung zu den Selbstheilungskräften meines Körpers. Da ich vom Sternzeichen her Krebs bin, habe ich den Channel „DerKrebsHatKrebs“ genannt. Wie ich mittlerweile erfahren habe, hilft dieser Kanal auch vielen anderen Betroffenen.

Jetzt, nach zwölf Chemotherapien (bei denen ich seltsamerweise meine Haare nicht verloren habe), und einigen Bestrahlungen, hat sich mein damaliger Haupttumor (den ich Tumo nenne) von fast acht Zentimetern auf nun eineinhalb Zentimetern verkleinert, und auch die Metastasen (die ich Tumolinos nenne) haben sich nun schon zweimal um jeweils fünfzig Prozent verkleinert.

Mein Fazit: Natürlich alles so weitermachen wie bisher, schauen was einem guttut und was nicht, sich nicht verrückt machen lassen von irgendwelchen Statistiken, denn diese haben ja bekanntlich immer zwei Seiten, warum sollte ich nicht zu der Seite gehören, die es schafft? Keiner von uns weiß, wie lange wir leben werden oder woran wir letztendlich diese Welt verlassen – aber bis das soweit ist, können wir mit positiver Zuversicht durchs Leben gehen, Freude, Spaß und Liebe erfahren. Lebens- und lohnenswert ist dies allemal!

Herzlichst und

mit den besten Wünschen,

Ihre Anuschka Gulde

aus Weitersburg