Schüler der BBS Ahrweiler gehen ins Gefängnis
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Was zunächst drastisch klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als wertvoller Beitrag zur Präventionsarbeit. Am Mittwoch, den 19.11.2025, besuchten zehn Schüler der BBS Bad Neuenahr-Ahrweiler gemeinsam mit ihren Begleitpersonen Ingo Gorecki und Philipp Hamstengel die Justizvollzugsanstalt Werl, um einen realistischen und eindrucksvollen Einblick in den Strafvollzug zu erhalten.
Um genau 08:00 Uhr begann der Tag mit der Sicherheitskontrolle an der Pforte der JVA Werl, der zweitgrößten geschlossenen Justizvollzugseinrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen. Bereits hier erhielten die Schüler einen ersten Eindruck von den umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen. Die Abgabe persönlicher Gegenstände wie Handy oder Uhr erschien vor diesem Hintergrund schnell als selbstverständlich.
Nach den Kontrollen führte der Rundgang durch die Besucherbereiche der Anstalt. Dabei entwickelten die Schüler ein Gespür dafür, was es bedeutet, eine inhaftierte Person zu besuchen. Im weiteren Verlauf ging es durch mehrere Hafthäuser, wo sie einen unmittelbaren Eindruck davon erhielten, wie das Leben in einer Zelle aussieht. Besonders eindrücklich war das kurze Erlebnis, selbst für zwei bis drei Minuten in einer Zelle eingeschlossen zu sein. Viele empfanden diese Situation bereits als beklemmend. Die Erkenntnis, niemals selbst in eine solche Lage geraten zu wollen, wurde mit jeder Station der Führung deutlicher.
Neben dem Besuch der sogenannten Wellnessoase, einem Gruppenduschraum für mehrere Insassen, führte der Weg auch in die Kammer, in der jede Haftzeit beginnt. Dort erhalten Neuankömmlinge ihre persönliche Grundausstattung, bestehend aus Kleidung, Decke und Besteck.
Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ jedoch der Austausch mit aktuellen Insassen. In einem Seminarraum hatten die Schüler die Möglichkeit, deren Lebensgeschichten zu hören und Fragen zu stellen. Die anfängliche Zurückhaltung wich schnell ehrlichem Interesse und offenen Gesprächen. Auch beim gemeinsamen Mittagessen, das von den Insassen zubereitet wurde, setzte sich dieser Dialog fort.
Ein Schüler brachte seine Eindrücke anschließend treffend auf den Punkt:
„Ein falscher Moment, eine unüberlegte Handlung und plötzlich steht das ganze Leben auf dem Spiel. Es braucht manchmal nur wenige Sekunden, um alles zu verändern.“
Sichtlich bewegt von den Erlebnissen machten sich die Schüler schließlich auf den Rückweg zur BBS Bad Neuenahr-Ahrweiler. Doch viele waren mit ihren Gedanken noch lange in Werl und reflektierten das Erlebte intensiv.
Ein besonderer Dank gilt dem Lions Club Bad Neuenahr, dem Rotary Club Bad Neuenahr sowie dem Förderverein der Berufsbildenden Schule Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ohne deren finanzielle Unterstützung wäre dieses eindrucksvolle und nachhaltige Präventionsangebot nicht möglich gewesen.
