Durch das Züngeln nimmt die Schlange (hier: Netzpython) Geruchsmoleküle aus der Luft auf.Foto: Torsten Silz

Am 16.10.2024

Allgemeine Berichte

Besondere Sinnesleistungen im Tierreich

Tierische Super-Sinne

Neuwied. Reglos liegt die große Schlange da, bis sie plötzlich den Kopf hebt und lautlos auf die Menschengruppe zugleitet, die in der Nähe hockt und sie beobachtet… „Wie die Schlange jetzt wahrgenommen hat, dass wir hier sind, kann ich nicht genau sagen.“ Eva Fritsch, die Zoopädagogin des Zoo Neuwied, erklärt: „Grundsätzlich verfügen Tiere über die gleichen Sinne wie wir: Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken.“

Die Sinne sind jedoch bei Tieren sehr unterschiedlich ausgeprägt: „Schlangen sind fast völlig taub, und bei Pythons wie unserem Netzpython sind auch die Augen nicht besonders gut. Dafür ist ihre taktile Wahrnehmung besonders fein ausgeprägt.“ Darunter versteht man alles, was mit dem größten Sinnesorgan aller Lebewesen, der Haut, wahrgenommen wird. Dazu zählen Berührungen, Schmerzreize und Temperaturreize. „Die Mechanorezeptoren von Schlangen, die also Berührungen und Druck wahrnehmen, erspüren feinste Vibrationen im Boden und verraten so die Anwesenheit von Beutetieren oder Feinden“, weiß die Zoopädagogin. „Außerdem sind die Thermorezeptoren, anders als bei uns Menschen, nicht einigermaßen gleichmäßig über den Körper verteilt, sondern liegen in speziellen Temperaturgruben entlang des Mauls des Python sehr stark gebündelt vor. Mit diesen Gruben kann die Schlange feinste Temperaturunterschiede in der Umgebung erkennen – ich stelle mir das vor wie bei einer Wärmebildkamera, auf deren Bild der Körper eines Beutetiers sich deutlich von der kühleren Umgebung abhebt“, beschreibt Fritsch.

Abgesehen von der taktilen Wahrnehmung ist auch der Geruchssinn bei Schlangen besonders ausgeprägt: „Schlangen verfügen neben der Riechschleimhaut in der Nase noch über ein zweites Riechorgan, das sogenannte Jacobsonsche Organ“, weiß die Zoopädagogin. „Durch das Züngeln nimmt die Schlange Geruchsmoleküle aus der Luft auf und führt diese zu diesem Organ, wo sie durch die zwei Zungenspitzen seitendifferenziert analysiert werden – die Schlange kann so wahrnehmen, aus welcher Richtung ein Geruch kommt.“

Das Jacobsonsche Organ ist auch bei vielen Säugetieren ausgebildet, und dient hier vor allem der Wahrnehmung und Analyse von Duftstoffen von Artgenossen, also der innerartlichen Kommunikation. „Wenn Huftiere wie Pferde oder auch Tapire flehmen, also die Oberlippe hochziehen, dann nehmen sie mit dem Jacobsonschen Organ Pheromone und andere Botenstoffe von Artgenossen aus der Luft auf und erhalten so Informationen über Gesundheitszustand oder Paarungsbereitschaft.“

Auch für andere Sinne haben einige Säugetiere besondere Anpassungen entwickelt. Die Vibrissen etwa, im Volksmund Schnurrhaare genannt, die bei Katzen wie dem Tiger nicht nur um die Schnauze, sondern auch um die Augen herum ausgebildet sind, dienen als Berührungssensoren. „Damit verhindert der Tiger, wenn er durchs Dickicht streift, dass ihm Äste die empfindlichen Augen verletzen. Bevor ein Ast das Auge trifft, berührt er die Vibrissen, und der Tiger kann dann das Auge rechtzeitig schließen. Auch Seehunde verfügen über Vibrissen – hier werden sie vor allem genutzt, um in trübem Wasser und am aufgewirbelten Meeresboden Fische zu entdecken.“

Neben dem Geruchs- und dem Tastsinn finden sich auch fürs Sehen und Hören, also die beiden Sinne, mit denen sich der Mensch überwiegend in der Welt zurechtfindet, besondere Anpassungen im Tierreich. „Da wäre die Fähigkeit der Echo-Ortung bei Fledermäusen“, überlegt Fritsch, „unsere Brillenblattnasen stoßen Töne im für Menschen unhörbaren Ultraschallbereich aus, und nehmen deren Widerhall mit ihren besonders ausgeprägten Ohren auf. So erhalten sie auch bei völliger Dunkelheit ein genaues Bild von ihrer Umgebung.“ Auch fürs Sehen fällt der Zoopädagogin eine besondere Anpassung ein, die bei einigen Tieren die Sehkraft zu einem echten „Super-Sinn“ macht: „Das Tapetum lucidum ist eine reflektierende Schicht hinter der Netzhaut einiger nachtaktiver Säuger. An dieser wird das Licht nach Durchtritt durch die Netzhaut zurückgeworfen, und passiert diese dann erneut. So erreichen diese eine viel höhere Lichtausbeute und können bei Dämmerung im Graustufenbereich bis zu 50% mehr wahrnehmen.“

Zur Sinneswahrnehmung der Menschen zieht Eva Fritsch hingegen ein ernüchterndes Fazit: „Im Vergleich mit anderen Tieren sind unsere eigenen Sinne in keinem Bereich ‚super‘, wir liegen überall allenfalls im Durchschnitt. Aber da wir in unserer modernen Welt weder beim Nahrungserwerb noch bei der Partnersuche allein auf unsere Sinne angewiesen sind, kann man diese Unzulänglichkeit mit Humor nehmen – der Sinn für Humor ist heutzutage vielleicht der wichtigste Sinn von allen.“

Pressemitteilung Zoo Neuwied

Nahaufnahme der Vibrissen des Tigers, die als Berührungssensoren dienen.Foto: Franziska Waked

Nahaufnahme der Vibrissen des Tigers, die als Berührungssensoren dienen. Foto: Franziska Waked

Durch das Züngeln nimmt die Schlange (hier: Netzpython) Geruchsmoleküle aus der Luft auf. Foto: Torsten Silz

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