BREISIG.live und BLICK aktuell präsentierten: WeAHRfamily die Zweite im Kurpark von Bad Breisig

Viel Herzblut und tolle Musik

Wer im letzten Jahr kurz nach der Flut im Ahrtal beim spontan aus dem Boden gestampften Benefizevent des Vereins „BREISIG.live“ im Breisiger Kurpark dabei war und dachte, das sei nicht mehr zu toppen, der wurde jetzt eines besseren belehrt. Nicht nur die Spendensumme hat sich weit mehr als verdoppelt und liegt im sechsstelligen Eurobereich, auch die Besucherzahlen kletterten noch einmal in schwindelerregende Höhen angesichts des dreitägigen Kulturprogramms.

Viel Herzblut und tolle Musik

Helge Schneider löste nicht nur sein Versprechen ein,er hatte auch im Vorfeld schon eine beachtliche Summe gespendet. Foto:CF

Viel Herzblut und tolle Musik

Am Sonntagmorgen gehörte der Park denKindern - und dann kam die Maus...Foto: HE

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Die Räuber, die echten, aus Köln - der Kurpark gerietaus den Fugen, da war nicht nur am Eigelstein Musik. Foto:HE

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Dirty Deeds, die „Badenser“ aus Heidelbergmachten Stimmung mit Coversongs von AC/DC. Foto: HE

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Kärbholz füllte bereits am Freitagabend den Kurpark undvertrieb mit seiner Rockmusik nicht nur die Regenwolken,sondern auch so manche Sorgenfalte. Foto: HE

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Yellow Snow mit „Bonny & Clyde“.Sie gaben ihr Gastspiel am Smstag. Foto: HE

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Factory Reset war auch in diesem Jahr wiederals jüngste, aber nicht geringste Formation dabei. Foto: HE

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Guildo Horn und die orthopädischen Strümpfebildeten den würdigen Abschluss des Events am Sonntag. Foto: HE

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Mayqueen versetzte das Publikum zurück indie 1970er Jahre mit Liedern von Queen. Foto: HE

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Bei der offiziellen Eröffnung: v.l. Bürgermeister Marcel Caspers, Brunnenkönigin Corinna,Robert Czapla, Katja Diemer, Landrätin Cornelia Weigand, und Moderatorin Alexandra Heer.

Viel Herzblut und tolle Musik

Zauberer Jürgen unterhielt die Kinder am Sonntag. Foto: HE

Bad Breisig. Der erste Abend gehörte den Fans von Rock und Pop. Den Anfang machte die Band „Factory Reset“, die schon im letzten Jahr dabei war und die trotz teils strömendem Regen die Stimmung des Publikums mit Coversongs wie Amadeus, Amadeus von Falco ober „Junge“ von den Ärzten einheizten. Danach gab es „Dirty Deeds“ aus Heidelberg mit AC/DC - Songs in perfekter Interpretation, gefolgt von der Band „Kärbholz“, Deutschrock aus Ruppichteroth. Inzwischen hatte sich der Kurpark gefüllt mit Gästen, ein Shuttleservice sorgte für problemlose Anreise, falls die Fans nicht gleich mit der Bahn anreisen wollten. Die Stimmung stieg, und der guten Sache nützte der Buttonverkauf mit Spende in die bereitgestellten Fässer. Zudem hatte die Band „Kärbholz“ bei einer ihrer Veranstaltungen den „WeAHRfamily“-Becher verkauft. Hier kamen 2.250 Euro zusammen, die Band rundete auf 2.500 Euro und überreichte den Scheck an den Co-Vorsitzenden Rüdiger Kowalsky. Dieser bestätigte: „Wir können für die Menschen an der Ahr zwar keine Häuser kaufen, aber wir helfen, wo wir können und sind für jede Spende dankbar.“

250 Helfer waren dabei

Überhaupt hat der Verein, der dieses Event auf die Beine stellte, Großes geleistet. 250 Helfer zu organisieren und zu koordinieren, die Künstler zu kontaktieren und zu betreuen und ganz nebenbei noch Ideen für ein solch fulminates Dreitagewerk zu entwickeln, nötigt großen Respekt ab. So war auch Co-Vorsitzender Robert Czapla überzeugt: „Dieses Wochenende im Bad Breisiger Kurpark trägt zwei Überschriften. Zum Einen möchten wir den Geschädigten, die immer noch mit den Folgen der letztjährigen Flutkatastrophe zu kämpfen haben, einmal ermöglichen, unbeschwert zu feiern, zum Anderen wollen wir unseren Spendentopf wieder füllen. Denn es gibt noch eine Menge zu tun.“ Und spendabel waren sie, die Gäste im Kurpark. Bereits am Sonntagabend konnte gemeldet werden: Wir sind sechsstellig! Und da waren noch nicht alle Einnahmen ausgewertet.

Konzept ist aufgegangen

Dass das Konzept der „BREISIG.live“-Aktiven aufgegangen war, konnte man im Verlauf des Wochenendes erleben, denn nach den gelungenen Auftakt am Freitagabend folgte ein Supersamstag. „Die Räuber“ brachten den kölschen Musikgeist in den Park und rissen alle mit. Frontmann Sven West: „Wir alle waren tief erschüttert über diese große Katastrophe und dachten, da müssen wir helfen.“ Und das taten sie, indem sie zusammen mit ihren Kollegen, der Band Yellow Snow und dem Comedian Markus Barth die Bühne rockten. Das absolute Highlight am Samstagabend war der Auftritt von Helge Schneider. Dieser hatte im letzten Jahr bereits 10.000 Euro an den Verein gespendet, er konnte damals nicht selbst kommen und versprach, das im nächsten Jahr nachzuholen. Und das tat er dann auch in seiner bekannt verschmitzten und hintergründigen Art, zusammen mit dem Schauspieler Sergej Gleitmann und dem Gitarristen Sandro Giampietro. Hits wie „Telefonmann“ oder der „Meisenmann“ begeisterten das Publikum, dazwischen immer wieder Klamauk vom Feinsten. So sitzt er mit gern seiner Holden vor dem Fernseher, die Hand in den Erdnussflips – natürlich abgezählt – auf der Wolldecke, die die Tante 1954 gestrickt hatte. Der legendäre Song „Katzenklo“ fehlte natürlich auch nicht, jedoch stark modifiziert im Text, die Oma, die nun Katzenfutter kaufen muss, weil sie sich das Hackfleisch beim Metzger nicht mehr leisten kann und klauen muss, weil sie für 16 qm 1.000 Euro Miete zahlen muss – kleine politische Seitenhiebe. „Jede Show ist anders“, sagte der Meister selbst im Interview hinter der Bühne und versicherte später dem Publikum vor derselben: „Ich wurde gefragt: Helge, wo gehst heut hin? Nach Bad Breisich. - Weiß ich.“ Herrlich.

Der Sonntag begann mit einem Familienprogramm. Gleich vier (in Worten: vier) Hüpfburgen gab es im Kurpark, derselbe war voller Kinder, die Spaß ohne Ende hatten. Hüpfen, toben, alles, was man sonst nicht darf, dazwischen Zaubertricks vom Zauberer Jürgen und Musik von Patty Blue. Und dann schaute auch noch die Maus aus dem Fernsehen vorbei, ein umzingelter Gast im sonnendurchfluteten Park. Am Nachmittag rockte die Band „Mayqueen“ die Bühne, stimm- und tongewaltige Coversongs, ein Tribut an „Queen“ aus den Siebzigern und Freddy Mercury. „We are the champions“, „Somebody to love“ oder „We will rock you“, das Publikum sang und tanzte mit. Den Abschluss bildete die sechsköpfige Band „Guildo Horn und die orthopädischen Strümpfe“. Mit seiner Stimme begeisterte Guildo Horn das Publikum, voller Energie riss er alle mit, mit Songs von Udo Jürgens, Tom Jones und Tony Holiday. Seine Musikerkollegen schufen den passenden Rahmen mit Schlagzeug, Gitarren und Saxophon, letzteres super beherrscht von Mlle Gazelle. Er zog sich in gut 90 Minuten schlappe viermal um und einmal fast aus: „Mein Körper gehört zum Weltkulturerbe“. Bescheidenheit ist nicht seine Zier, er schlägt aber alle in seinen Bann mit Musik, Gesang und Comedy vom Feinsten. Ein gelungener Abschluss eines dreitägigen Kulturmarathons zugunsten der Spendenkonten für die gebeutelten Ahrflutgeschädigten und auch als Verschnaufpause für Helfer und Unterstützer. Daher auch der minimale „Eintritt“ in Form eines Spendenbuttons für fünf Euro, nach oben offen. Das Konzept ging auf, es wurden Spenden im sechsstelligen Bereich gesammelt, die genauen Summen sind wie stets auf der Website des Vereins einzusehen. „Wir hatten finanzkräftige Unterstützer, die es uns im Vorfeld ermöglichten, das Event in dieser Größenordnung überhaupt zu starten“, so Rüdiger Kowalsky. „So waren die Kosten bereits abgedeckt, und wir konnten planen“.

Viel Herzblut und

viele Unterstützer

Nicht zuletzt dazu beigetragen hat eine Summe von 30.000 Euro, die die Deutsche Postcode Lotterie in Form eines Schecks durch ihre Vertreterin überreichen ließ. Landrätin Cornelia Weigand fand lobende Worte: „Es ist bemerkenswert, wie hier ein Verein mit 150 Mitgliedern ein solches Event stemmen kann, allein 250 Helfer organisiert und einteilt. Bereits im letzten Jahr sammelte der Verein durch sein Engagement mehr als 40.000 Euro.“ Das alles sei eine extreme Meisterleistung, so die Landrätin. Auch Bürgermeister Marcel Caspers fand lobende Worte: „Viele haben im letzten Jahr durch die Flut vieles verloren, Hab und Gut und geliebte Menschen. Viele Ehrenamtler haben sich sofort auf den Weg gemacht, um zu helfen. Daher gilt es, das Ehrenamt im Land zu wertschätzen und zu unterstützen.“ Das fand auch Brunnenkönigin Corinna I. In ihrem Grußwort stellte sie fest, dass wohl jeder in den Tagen der Flut im Ahrtal seine eigenen Momente des Nachdenkens gehabt habe. Sie hätten am Tag danach einfach ihre Gummistiefel hervorgeholt, sich Eimer und Schaufel geschnappt und seien ins Ahrtal gefahren, einfach, um zu helfen. Und Co-Vorsitzender von BREISIG.live Robert Czapla brachte es bei der verregneten Eröffnung auf den Punkt: „Vor einem Jahr hatten wir auch mit Regen zu kämpfen. Wir sind aber guten Mutes, dass diese Veranstaltung zu einem Erfolg wird, denn alle haben mit viel Herzblut daran gearbeitet.“ Und Recht sollte er behalten, denn die Menschen im Ahrtal dürfen sich jetzt auf weitere, unbürokratische Hilfe freuen, dank Musik, Kunst und Menschen mit Herz.