Heimische Künstlerin stellt in China aus

Von Westum nach Peking

Von Westum nach Peking

Das Malen ist für Edith Schumacher-Reinhard eine Berufung. Foto: HG

Von Westum nach Peking

Wie ein verwunschener Ort wirkt dieser See des Gemäldes „Unkelbach“. Foto: Edith Schumacher-Reinhard

Sinzig. Edith Schumacher-Reinhard aus Westum ist es ernst mit ihrer Malerei. Mit Hingabe und Ausdauer sitzt sie allmorgendlich an der Staffelei. Diese Zeit hat sie reserviert für das, was ihr am wichtigsten ist. Vor 16 Jahren rang sie sich zu dem Entschluss durch, den bisher ausgeübten Beruf „an den Nagel zu hängen“. Der Drang zum Malen, den sie schon in ihrer Kindheit verspürte, ließ sich nicht mehr unterdrücken.

Einige Male ist Schumacher-Reinhard mit ihren Arbeiten auch bereits an die Öffentlichkeit getreten. Sie stellte dreimal in Maria Laach aus, einmal in Freiburg und Adenau, nahm 2006 beim Lebenskunstmarkt in Remagen teil und 2016 in Sinzig an der ArtAhr. Dort zeichnete das Publikum sie als beste Künstlerin aus. Doch nun holte die Malerin, die handwerklich versiert bei der Sache ist, zum großen Sprung aus. Sie befand, „meine Bilder sollten in China zu sehen sein“ und schickte sie, vermittelt durch die Hamburger „Pashmin Art Gallery“, ins Museum of Contemporary Art in Peking. Sieben ihrer Arbeiten werden zusammen mit denen von 27 weiteren Künstlern dort vom 11. Mai bis 11. Juni in der Ausstellung „The Crossroads of the World“ zu sehen sein, wobei der Künstlerin ein eigener Bereich zusteht.

Natur und Kunst vereint

Sie selbst reist nicht mit. Zuhause im Atelier hat die verheiratete zweifache Mutter noch das riesige Porträt einer Tochter in Arbeit. Meist aber abstrahiert sie Landschaftseindrücke. „Wenn ich zum Strand gehe, dann sehe ich den Müll nicht, den blende ich aus“. Folglich lässt Schumacher-Reinhard auch in ihren Bildern weg, was vom Menschen zeugt. Stattdessen rückt sie in Streuobstwiesen Gräser und Blüten nahe, verwilderte Bäume, ruhige Gewässer. Genauso würden auch sie ihre Umwelt wahrnehmen, haben Schumacher-Reinhard Freunde ihrer Malerei berichtet. Die Künstlerin zieht es hin zu stillgelegten Kiesgruben, Industriebrachen, Straßenränder, Gebiete, wo die Natur Terrain gutmacht. Denn, so die 1965 in der Kreisstadt Geborene und dort Aufgewachsene: „Ich war immer ein Naturkind.“ Da für den Vater Kunst als Studienfach „nicht in Frage kam“, nahm sie in Bonn ein philologisches Studium auf. Von 1991 und 2002 war sie Mediendesigner bei Verlagen in Köln und Sinzig. Als freischaffende Malerin aber erlebt sie seit 2003, wie zwei Neigungen, die Liebe zur Natur und zur Kunst, zusammenfließen.

Die Grautöne Europas

Sie nahm künstlerischem Unterricht. Daneben hat sie sich autodidaktisch in den Techniken Pastell, Aquarell und Acryl weitergebildet und sich die klassische Ölmalerei selbst beigebracht. An der Staffelei trägt sie auf einen Acrylgrund schichtweise Ölfarbe auf, die immer wieder trocknen muss. Ohnehin entstehen ihre Bilder nicht schnell. Zwei Monate braucht die 54-Jährige für die im Goldenen Schnitt ausgeloteten und in Komplementärfarben ausgeführten Formate mindestens. Die vielen Details verlangen ebenfalls eine sorgsame Behandlung. Schumacher-Reinhard bindet sie auf eine ihr eigene Weise in die Fläche ein und bremst die Unruhe durch „die Grautöne Nordeuropas“. Oft sind die Pflanzen- und Wasserszenarien von einer geheimnisvollen Helligkeit umfangen. Manche wirken wie überbelichtet. Andere scheinen von innen zu leuchten, so das Triptychon bildfüllender Blätter namens „Analysis“, das mit nach China reist und symbolisch für Sommer, Herbst und Winter eines Menschenlebens steht.

Gretel und Mottenmann

In Peking werden ebenfalls gezeigt das Wasserstück „Unkelbach“, ein „Gretel“-Bild, „Mothman“, Mottenmann, der sich nur durch seine Struktur vom Untergrund abhebt, sowie eine abstrahierte Landschaft, betitelt „The Village“. Fasziniert vom Land der aufgehenden Sonne durch eine frühe Lektüre der Romane Pearl S. Bucks und motiviert durch den Erfolg einer Künstlerkollegin nach zwei Ausstellungen in Japan, beschloss Schumacher-Reinhard, ihre Arbeiten in China zu zeigen. Die Suchbegriffe „Ausstellung“ und „China“ führten im Internet umgehend zur Hamburger „Pashmin Art Gallery“. Die Galerie vertritt internationale zeitgenössische Künstler und vermittelt dank Kooperationen, wie mit dem Pekinger Museum, Verkaufsausstellungen für „Nachwuchskünstler“, sprich überregional unbekannte Künstler. 1000 bis 2000 Künstler-Anfragen erreichen laut Mitarbeiterin Nicole Rietbrock jährlich die Hamburger Adresse. „Gerade der Markt in China ist unglaublich wichtig“, weiß sie. Die Vermittlung hat ihren Preis. „Als neuer Künstler kämen Sie da sonst nicht rein; Sie müssen heutzutage schon Geld in die Hand nehmen“, so Rietbrock. Künstlerin Edith Schumacher-Reinhard betont indes: „Ich sehe China nicht als meine große Chance, meine große Chance ist meine Malerei und mein Leben.“