
Am 13.06.2025
Allgemeine BerichteHölzer für die Ewigkeit – ein Brückenpfahl der Balduinbrücke in Koblenz wechselt den Besitzer
Von der Brücke ins Café: Historischer Fund wird Museumsgut
Koblenz. Für Stefan Krumme war es ein emotionaler Abschied: Der passionierte Naturschützer vom Niederwerth übergab der GDKE Landesarchäologie Außenstelle Koblenz vergangene Woche einen hölzernen Brückenpfahl, den er vor über 20 Jahren am Rheinufer entdeckt hatte. Zwischenzeitlich zierte er jahrelang das Cafe Mumpitz am Koblenzer Bahnhof. Den Gästen wird der Pfahl, mit bewegter Geschichte, noch in Erinnerung sein.
Ab wann die Äste der einst mächtigen Eiche sich gen Himmel reckten, lässt sich momentan noch nicht beantworten. Auch das Alter des Baumes zum Zeitpunkt seiner Fällung ist noch offen. Zweifelsohne muss er ein stolzes Alter mit entsprechendem Umfang erreicht haben, denn für den späteren Pfahl, mit einem Durchmesser von bis zu 40 cm, wurde der Stamm der Eiche immerhin in vier Teile gespalten. Sauber zurecht gearbeitet, mit einem sogenannten Pfahlschuh versehen, einer durch Eisenbänder verstärkten Spitze, und einst mindestens 3 Metern Länge wurde er vor über 600 Jahren in den Grund der Mosel getrieben. Als Teil eines sogenannten Pfahlrostes, einer Bündelung von Eichenpfählen, bildete er die Gründung der Koblenzer Balduinbrücke (Baubeginn: 1342, Fertigstellung: 1429), die bis heute die Mosel überspannt. Kriege und die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg konnten dem tief im Grund der Mosel verankerten Pfahlrost nichts anhaben. Erst die moderne Schifffahrt bedeutete sein Ende: Beim Ausbaggern der Fahrrinne in den 1960er Jahren wurde er mit zahlreichen weiteren Pfählen aus dem Flussgrund gezogen und so erstmals wieder ans Tageslicht befördert. Eine Besonderheit ist dabei die vollständige Erhaltung mitsamt des Pfahlschuhs – dieser bleibt bei vielen anderen Brückenpfählen im Flussgrund stecken. Da dieser jedoch ausgebaggert wurde, präsentiert er sich heute in ganzer Pracht. Wie der Pfahl letztlich am Strand vor dem Wallersheimer Hafen endete, an dem Stefan Krumme ihn entdeckte, lässt sich nicht beantworten. Ohne den aufmerksamen Finder wäre der Pfahl aber sicher als Brennholz auf einem wilden Lagerfeuer am Rheinufer geendet. Gut geschützt bereichert er nun als Teil der archäologischen Sammlung die Landesarchäologie Koblenz.