„Lagezentrum Borkenkäfer“ koordiniert Einsatz von Waldmaschinen und Monitoringkräften

Waldschutz: Borkenkäfer-Überwinterungsbäume werden derzeit entnommen

17.03.2023 - 08:28

Rheinland-Pfalz. Ab April wird der Borkenkäfer aus seinen Winterquartieren ausfliegen und zahlreiche neue Fichten befallen. Eine Vervielfachung der Population findet innerhalb weniger Wochen statt. Um die weitere Ausbreitung möglichst gering zu halten und das Entstehen größerer Kahlflächen zu vermeiden, werden aktuell die sogenannten Überwinterungsbäume entnommen. Also die Fichten, in denen Kupferstecher und Buchdrucker im Winter unter der Rinde ausharren bis die Temperaturen im Frühling über 16 Grad steigen.

Der Temperaturanstieg und die Trockenheit der letzten Jahre hat die Wälder in Rheinland-Pfalz enorm geschwächt. Eine hohe Anfälligkeit für den Borkenkäfer und dessen Massenvermehrung sind die Folgen. Nach dem extremen Befall der letzten Jahre im Westerwald und in den wärmeren Bereichen des Landes sind nun auch zunehmend die höheren, kühleren Lagen von Hunsrück und Eifel betroffen.

Die Forstleute entnehmen aktuell wie auch in den Vorjahren befallene Fichten, um ein Ausschwärmen des Insekts und dessen weitere Verbreitung im Laufe des Sommers einzudämmen. Symptome befallener Bäume sind vertrocknete Äste, Nadelverlust, Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm. Außerdem helle Flecken auf der Rinde verursacht durch Nahrungssuche der Spechte, Abfallen größerer Rindenstücke und Sichtbarwerden des Splintholzes. Braunes Bohrmehl auf der Borke und unter Rindenschuppen sowie auf Spinnweben, am Stammfuß und der Bodenvegetation sind weitere Merkmale.


Entnahme vermeintlich gesunder Bäume


Das ungeschulte Auge erkennt den Borkenkäferbefall je nach Ausmaß der Symptome nur schwer. So kann der Eindruck entstehen, dass gesunde Fichten geerntet werden. „Im Hunsrück haben wir extrem viele Überwinterungsbäume, mehr denn je! Die Maschinen laufen auf Hochtouren und wir kommen im Nadelholz zu nichts anderem, als der Entnahme von Käferbäumen“, erklärt Jan Rommelfanger, Koordinator des Lagezentrums Borkenkäfer und Leiter des Kompetenzzentrums Waldtechnik von Landesforsten Rheinland-Pfalz.

Der Einsatz von Vollerntemaschinen, sogenannten Harvestern, ist hierfür notwendig, weil die befallenen Stämme schnellstmöglich aus dem Wald transportiert werden müssen, bevor die jungen Käfer ausschwärmen. Waldarbeitende mit Motorsägen alleine könnten die großen Mengen nicht rechtzeitig entnehmen. Außerdem geht von den abgestorbenen Bäumen eine Gefahr für die Arbeiterinnen und Arbeiter aus. Die Entnahme mit Maschinen ist sicherer und schützt die Gesundheit der Forstwirtinnen und Forstwirte. Nachdem die Bäume gefällt wurden, wird das Holz mit sogenannten Forwardern oder anderen Rückemaschinen an die Waldwege gerückt. Dort wird es auf LKW verladen und anschließend in Betriebe transportiert, die es weiterverarbeiten. Dabei hinterlassen die Transportfahrzeuge oftmals Spuren, insbesondere nach Regentagen. Matschige Wege mit tiefen Fahrrinnen können nach der Waldarbeit zu sehen sein. Die beanspruchten Waldwege werden nach dem Abtransport des Schadholzes „abgeschoben“, das heißt die Wegedecke wird wieder glattgezogen.


Export von Käferholz bei Überangebot


In der Regel wird versucht, das Holz in der Region zu verarbeiten. Ist die Menge der geschädigten Bäume zu hoch, müssen andere Abnehmer gefunden werden, auch im Ausland. Manche Menschen fragen sich, warum Holz exportiert wird, während in Deutschland die Nachfrage nach Brennholz so hoch ist. „Das sind zwei Paar Schuhe“, erklärt Charlotte Karrié, zuständig für Holzvermarktung bei der Zentralstelle der Forstverwaltung. „Das Fichtenholz kann zum Bauen oder für Möbel verwendet werden, das wäre zum Verbrennen viel zu schade und folglich auch zu teuer“, so Karrié weiter. Nur Stämme aus denen Sägewerke keine Bretter oder Balken herstellen können, weil sie zu dünn oder zu krumm sind, werden als Brennholz verwendet. Mit den Einnahmen aus dem Holzverkauf können die Waldbesitzer die entstehenden Kahlflächen punktuell mit neuen Bäumen bepflanzen.


Mit Monitoring und Maschinen gegen neuen Befall


Aktuell verharrt der Borkenkäfer noch in den Überwinterungsbäumen. Sobald die Temperatur einige Tage in Folge 16,5°C übersteigt, fliegt er jedoch aus und legt seine Eier in neue Brutbäume. Dann gilt es, auch die neubefallenen Fichten schnellstmöglich zu entdecken und den Käfern durch Noternte den Brutraum zu entziehen. Das „Lagezentrum Borkenkäfer“ hat hierfür in den vergangenen Wochen Monitoringkräfte rekrutiert und Maschinenkapazitäten akquiriert. So stehen die Forstleute in den Startlöchern und können auf neuen Befall unmittelbar reagieren.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website von Landesforsten Rheinland-Pfalz unter https://www.wald-rlp.de/bewahren/waldschutz-schutz-vor-gegenspielern/borkenkaefer/.


Hintergrund:


Im „Lagezentrum Borkenkäfer“ arbeiten Experten aus Waldschutz, Technik und Vertrieb mit elf Forstämtern von Landesforsten Rheinland-Pfalz aus Hunsrück und Eifel sowie dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald zusammen, um eine gemeinsame Waldschutz-Strategie über Forstamts- und Nationalparkgrenzen hinaus zu erarbeiten. Hier fließen alle Informationen über die Befallsentwicklung und den Aufarbeitungsstand zusammen. Basierend darauf können schnell Entscheidungen getroffen und das Vorgehen an die Lage angepasst werden.

Pressemitteilung

Landesforsten Rheinland-Pfalz

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