10. Unternehmertag Mayen-Koblenz in den Lokhallen Mayen
Warum wir die Welt nur digital retten – oder gar nicht
Jörg Heynkes referiert zur „Großen digitalen Transformation“
Mayen. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Landkreises Mayen-Koblenz wird das Thema Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft in der Region weiter bearbeiten, um die Unsicherheit, Komplexität und Vielfalt der Entwicklung begreifbar zu machen. Das versprach WFG-Geschäftsführer Henning Schröder zum Schluss des ersten Unternehmertages in Polch. Und er hat über all die Jahre Wort gehalten. Attraktive Veranstaltungsorte und gefragte Referenten mit zukunftsweisenden Themen waren jeweils für mehrere hundert Gäste der Anlass, der jährlichen Einladung zum Unternehmertag zu folgen. Entstanden ist dabei inzwischen ein Netzwerk aus unzählig vielen Branchen, die bei dem jeweilig abschließenden Get-together mit der Politik bei einem Imbiss und Getränken ins Gespräch kommen. Kürzlich veranstaltete die WFG - erstmals gemeinsam mit der IHK-Koblenz – den zehnten Unternehmertag.
Landrat Dr. Saftig bedankte sich zunächst in seinen begrüßenden Worten beim Ehepaar Monika und Ralf Häselich sowie Matthias Israel für die Bereitstellung der beeindruckenden Studios von ARTs-UNLIMITED in den Mayener Lokhallen für den Unternehmertag. Nach einigen sehr positiven Wirtschaftsdaten und -fakten des Landkreises leitete Dr. Saftig zügig über zum Thema Digitalisierung, deren tiefgreifende Veränderungen mit enormer Geschwindigkeit auf uns zu kommen werden. Neben diesen technologischen Entwicklungen sprach der Landrat aber auch einen zweiten großen Trend an, der sich „mit aller Wucht“ auf unsere Lebenswelt von morgen auswirken wird: die demografische Entwicklung, die sich mit den zwei Begriffen „weniger und älter“ beschreiben lässt.
Mit der Digitalisierung sind wichtige Veränderungsprozesse für Unternehmen verbunden, die sowohl viele Chancen als auch einige Risiken mit sich bringen werden. Bestens vertraut damit ist „Zukunftsmacher“ Jörg Heynkes. Er ist seit 1985 unternehmerisch tätig, ist Geschäftsführer der „VillaMedia“ und dem Beratungsunternehmen „Energie Pur“, das die Bereiche Innovationen, Energie-, Effizienz- und Mobilitätskonzepte abdeckt. 2016 gründete er die Firma „Entrance - Gesellschaft für Künstliche Intelligenz und Robotik“ mit dem Roboter Pepper. Sein perfekt mit einer Präsentation unterstützter Vortrag hinterließ bei den Gästen vielfach eine zeitweilige Sprachlosigkeit und die Hoffnung, dass alles doch nicht so dramatisch werden wird.
Der Vortrag startete mit einem Bild, dass gerade in den jetzigen Tagen wieder besondere Aktualität genießt. Ein herrlicher Sandstrand am Indischen Ozean an dem Eltern mit im Sand spielenden Kindern nicht vor dem schon am Horizont sichtbaren Tsunami flüchten. Kurze Zeit später sind die meisten von ihnen tot. Das reale Bild von Weihnachten 2004 birgt eine doppelte Aussage in sich. Zum einen soll sich mit Hilfe gesammelter und verarbeiteter Daten künftig eine solche Katastrophe nicht wiederholen und zum anderen zeigt es symbolisch, was mit der Digitalisierung und mit welcher Wucht auf uns zukommen wird. Wir ahnen das schon, aber wir stellen uns bisher zu wenig darauf ein. 64 % der heutigen Weltwirtschaftsleistung im Sammeln und Verarbeiten von Daten werden von den fünf amerikanischen Unternehmen Google, Apple, Microsoft, Facebook und Amazon erwirtschaftet. In Asien immerhin 31 %. In Europa ungefähr 3 %, also etwas mehr als in Afrika. Die enormen Gewinne dieser Unternehmen werden in Zukunftstechnologien investiert. Beispielsweise in die Erzeugung von Retortenfleisch. Geschmacklich mit herkömmlichen Produkten identisch werden dabei nur Nährflüssigkeit nötig und Energie, für die die Sonne keine Rechnung stellt. Beispielhaft das Bild eines uns bekannten Burgers. Ein auf diese Weise erzeugter Burger kostete vor wenigen Jahren noch die unvorstellbare Summe von 325. 000 Dollar. Heute, nur wenige Jahre später, sind es noch 125 Dollar und morgen werden wir solche Burger kaufen, weil sie deutlich billiger angeboten werden als herkömmliche. Heute sei für die menschliche Ernährung rund 30 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich.
Ähnlich wird es sich mit künstlicher Intelligenz verhalten. In einem kurzen Filmausschnitt zeigte der humanoide Roboter Atlas einen Salto rückwärts mit sicherem Stand auf beiden Füßen. Diese Fähigkeit einer Maschine wurde nur aufgrund der Verarbeitung immenser Datenmengen geschafft und noch vor wenigen Jahren von Experten für nie möglich gehalten. Genauso wie die uns schon bekannten Hilfen Cortana, Watson oder Siri hören solche Systeme nie auf zu lernen. „Sie werden jeden Tag besser“ so eine sich häufig wiederholende Gewissheit von Jörg Heynkes, der das auch auf die Mobilität übertragbar sieht. Roboter werden schon in fünf Jahren so selbstverständlich sein wie Kaffeemaschinen kündigte der Vortragende an. Autonomes Fahren ebenso. Wir werden mit dem Smartphone ein Fahrzeug rufen, das uns nach Hause fahren soll. Wo das ist, wurde ihm bereits beim Anruf übermittelt. Dort angekommen fährt das Fahrzeug zum nächsten Einsatz. Fahrzeugkauf, Garagen und vieles andere mehr wird vollkommen überflüssig.
In einer Firma von Jörg Heynkes wird derzeit der erste humanoide Roboter Europas für spezielle Anwendungen programmiert. Pepper ist „von Haus aus“ in der Lage, menschliche Regungen einzuordnen und darauf zu reagieren. Er soll zunächst im Gesundheitswesen als Betreuer oder bei der Bildung eingesetzt werden, beispielsweise als fortwährender Coach.
Ein beeindruckendes Foto aus New York zeigte eine Parade im Jahr 1900. Jede Menge Pferdekutschen und ein Auto. Nur zwölf Jahre später, gleicher Blickwinkel und gleiche Parade ist das Verhältnis genau umgekehrt. Hier stellt Jörg Heynkes die Frage an das Auditorium, ob jemand glaube, die Entwicklungszyklen würden sich künftig verlängern. Seinen Vortrag beschließend ergeht die Aufforderung des Zukunftsmachers: Werden Sie alle Zukunftsmacher und stellen dabei den Menschen in den Mittelpunkt.
IHK-Vizepräsident Rolf Löhmar dankte dem Vortragenden mit einem Weinpräsent, ebenso wie dem Ehepaar Häselich und Matthias Israel für die Bereitstellung ihrer großzügigen Fotostudios und Katrin Wolf für die Moderation des Abends. Während Jörg Heynkes abschließend wünschte, dass solch köstliche Tropfen noch lange „analog“ bleiben mögen, richtete Vizepräsident Löhmar an die vertretene Politik die Forderung, endlich eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur zur Verfügung zu stellen und Mobilfunknetze, die auch dem künftigen Standard 5G gerecht werden. WE
Jörg Heynkes begeistert in seiner Rolle als „Der ZukunftsMacher“ seine Zuhörer, hinterlässt sie zeitweilig aber auch so gut wie sprachlos.
