Wurst-Skandal: Rückrufaktion von Wilke-Wurst

Wegen Listerien: Warnung vor Fleisch und Wurst von Wilke

Wegen Listerien: Warnung vor Fleisch und Wurst von Wilke

Symbolbild.Foto: PublicDomainPictures/Pixabay

Wegen Listerien: Warnung vor Fleisch und Wurst von Wilke

Quelle: lebensmittelwarnung.de

Region.Die Firma Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH ruft alle ihre Erzeugnisse aus dem Handel zurück. Waren der Firma sind am Identitätskennzeichen „DE EV 203 EG“ zu erkennen. Die Wurstwaren können mit dem Bakterium Listeria monocytogenes belastet sein und stehen im Zusammenhang mit einem Krankheitsausbruch. Eine Listerien-Erkrankung äußert sich mit Durchfall und Fieber. Insbesondere Schwangere, Senioren und Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem können auch schwerere Krankheitsverläufe mit Blutvergiftung und Hirnhautentzündung entwickeln. Bei Schwangeren kann das ungeborene Kind geschädigt werden. Betroffene Länder: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, und Thüringen. Weitere Infos unter: https://www.lebensmittelwarnung.de/bvl-lmw-de/detail/lebensmittel/45502https://www.verbraucherzentrale.de/lebensmittel/listerien-wurstfabrik-wilke-geschlossen-rueckruf-aller-produkte-40493

>> Eine Liste der betroffenen Produkte ist hier abrufbar

Hinweise zur Listerien-Erkrankung

Eine Listerien-Erkrankung äußert sich meist innerhalb von 14 Tagen nach Infektion mit Durchfall und Fieber. Insbesondere Schwangere, Senioren und Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem können auch schwerere Krankheitsverläufe mit Blutvergiftung und Hirnhautentzündung entwickeln. Bei Schwangeren kann, sogar ohne Symptome, das ungeborene Kind geschädigt werden. Personen, die betroffene Produkte verzehrt haben und schwere oder anhaltende Symptome entwickeln, sollten ärztliche Hilfe aufsuchen und ihren Arzt auf eine mögliche Listerien-Infektion hinweisen. Schwangere, die betroffene Produkte verzehrt haben, sollten sich auch ohne Symptome in ärztliche Behandlung begeben und sich beraten lassen. Für andere Personen ohne Symptome ist dies nicht sinnvoll.

Produktion der Firma Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren stillgelegt

Der Fachdienst Lebensmittelüberwachung, Tierschutz und Veterinärwesen des Landkreises Waldeck-Frankenberg hat die Schließung der Produktionsstätte der Firma Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren (Twistetal-Berndorf) verfügt. Gleichzeitig wurde der Rückruf aller Produkte weltweit angeordnet. Seit einiger Zeit waren bei Beprobungen von Produkten des Herstellers Listeriose-Keime festgestellt worden. Der Fachdienst Lebensmittelüberwachung, Tierschutz und Veterinärwesen des Landkreises hatte daraufhin mehrfach eine Reinigung und Desinfektion angeordnet, die auch mit einer vorübergehenden Schließung der Produktionsanlagen verbunden war. Da bei einer erneuten Beprobung Ende September wieder Erreger festgestellt wurden, hat das Veterinäramt in Abstimmung mit den vorgesetzten Landesbehörden die Schließung des Betriebs und den Rückruf der Waren angeordnet. Eine Infektion mit Listerien stellt zwar für gesunde Menschen in der Regel keine Gefahr dar, für Menschen mit Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem können sich jedoch schwere Krankheitsverläufe einstellen, die schlimmstenfalls sogar zum Tode führen können. Deshalb wird empfohlen, ggf. noch im Haushalt vorhandene Produkte der Firma Wilke nicht zu verzehren, sondern vorsorglich zu entsorgen. Mittlerweile hat die Firma Wilke der Schnellwarnstelle beim Regierungspräsidium Darmstadt eine Liste der belieferten Betriebe zur Verfügung gestellt. Die Schnellwarnstelle hat diese europaweit an alle Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsbehörden verteilt.

Auch Ikea-Restaurants verkauften Wurstwaren von Wilke

Auch Ikea ist vom Rückruf der Wilke-Wurstwaren betroffen. In Restaurants des Möbelkonzerns sei Wurst-Aufschnitt von Wilke angeboten worden, teilte eine Ikea-Sprecherin auf Anfrage der Verbraucherorganisation foodwatch mit. „Über unseren Vertragspartner, den Großhändler Service-Bund, erhält IKEA Deutschland Wurst-Aufschnitt für unsere Kunden- und Mitarbeiterrestaurants von diesem Hersteller“, so die Sprecherin in einer E-Mail am Montagmorgen. Der Verkauf sei am 2. Oktober „umgehend gestoppt“ worden, das übrige Fleisch- und Wurstwaren-Sortiment bei Ikea stamme von anderen Lieferanten und sei daher nicht vom Rückruf erfasst.

foodwatch forderte Ikea auf, seine Kundinnen und Kunden aktiv über den Rückruf zu informieren. Diese könnten bislang schließlich nicht nachvollziehen, dass bei Ikea verzehrte Wurstprodukte aus der Wilke-Produktion stammten und von einem Rückruf betroffen sind. Zudem appellierte die Verbraucherorganisation an andere Unternehmen offenzulegen, wenn sie zurückgerufene Wilke-Wurst verkauft haben.

foodwatch kritisierte die Informationspolitik der Behörden, die bisher nur Wilke als Hersteller der zurückgerufenen Produkte sowie das Identitätskennzeichen veröffentlicht haben, obwohl ihnen eine Liste der Abnehmer von Wilke vorliegt. Wie der Fall Ikea zeige, seien die Wurstwaren aber nicht nur unter dem Namen Wilke verkauft, sondern auch ohne Herstellerkennung in Restaurants, Wursttheken oder unteren anderen Handelsmarken angeboten worden. foodwatch hat daher bei den hessischen Behörden einen Eil-Antrag mit einer Frist von 48 Stunden gestellt, alle bisher bekannten vom Wilke-Rückruf betroffenen Verkaufsstellen und Produkte zu veröffentlichen. Den Antrag übermittelte foodwatch am Sonntag um 11.36 Uhr an den Landkreis Waldeck-Frankenberg, das Regierungspräsidium Darmstadt und das hessische Umweltministerium.

„Das Beispiel Ikea zeigt, dass wir die ganze Dimension des Wilke-Rückrufs noch gar nicht kennen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben bisher keine zuverlässige Möglichkeit herauszufinden, welche Produkte von Wilke stammen“, kritisierte foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. „Jede Stunde, die die Behörden weiter mauern und ihr Wissen über Verkaufsstellen und betroffene Produkte unter Verschluss halten, ist eine zu viel. Sie haben jetzt eine Frist bis Dienstagmittag – wenn dann diese gesundheitsrelevanten Informationen weiter geheim bleiben, werden wir alles versuchen, um die Behörden per Gericht zu Transparenz zu zwingen. Die Vertuschung und Desinformation, die sich die hessischen Behörden seit Tagen leisten, ist durch nichts zu rechtfertigen.“

Nach Angaben des Landkreises Waldeck-Frankenberg hat die Firma Wilke dem Regierungspräsidium Darmstadt eine Liste der belieferten Betriebe zur Verfügung gestellt. Diese wurde bis Montagfrüh jedoch nicht öffentlich gemacht.

foodwatch kritisiert katastrophale Informationspolitik von Landkreis und Wurstproduzent Wilke

Die Verbraucherorganisation foodwatch hat dem Landkreis Waldeck-Frankenberg und dem Wurstproduzenten Wilke schwere Versäumnisse bei der Informationspolitik im Zusammenhang mit dem Rückruf potenziell keimbelasteter Wurst vorgeworfen. Es sei inakzeptabel, dass noch immer keinerlei Angaben zu den Verkaufsstellen der zurückgerufenen Produkte gemacht wurden. Auch gebe es bislang keine Liste der betroffenen Produkte. Den offiziellen Rückrufangaben zufolge wurden Wilke-Produkte beispielsweise auch als lose Ware in Wursttheken verkauft. Zudem produzierte Wilke offenbar auch für Handelsmarken. So bestätigte das Personal in einem Berliner Metro-Markt gegenüber foodwatch, dass Wilke auch der Hersteller einiger Produkte sei, die der Großhändler unter seiner Eigenmarke Aro vertreibt. Unklar ist, ob auch andere, von Wilke selbst vertriebene Marken betroffen sind. Aus Sicht von foodwatch reicht es daher nicht aus, ausschließlich Wilke als Hersteller der zurückgerufenen Produkte sowie das Identitätskennzeichen zu benennen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten die Herkunft der Produkte nicht sicher nachvollziehen, kritisierte foodwatch.

„Die Behörden müssen alles dafür tun, um die Menschen rechtzeitig vor dem Verzehr potenziell gefährlicher Lebensmittel zu warnen – genau das haben der Landkreis und das Unternehmen versäumt. Die Menschen werden im Stich gelassen. Auch wenn es um Salami geht, eine Salami-Taktik bei der öffentlichen Information ist hier völlig fehl am Platz“, kritisierte foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. „Alle bekannten Verkaufsstellen und die Namen der betroffenen Produkte auch von Handelsmarken müssen unverzüglich öffentlich genannt werden.“ foodwatch rief die Handelsunternehmen dazu auf, bekannt zu geben, ob sie Wilke-Produkte unter eigenen Marken verkauft haben. Der zuständige Landkreis müsse zudem transparent machen, ob und wann die Verkaufs- und Ausgabestellen von Wilke-Produkten direkt kontaktiert worden sind.

foodwatch kritisierte darüber hinaus weitere Versäumnisse in der Information über den Rückruf:

Der Landkreis und das hessische Umweltministerium müssten laut foodwatch umgehend über die Abläufe vor der Betriebsschließung aufklären. Wer hatte zu welchem Zeitpunkt welche Information? Wann wurden an welcher Stelle Proben genommen und Listerien nachgewiesen? Wie wurde darauf reagiert? An beide Stellen hat foodwatch bereits am Freitag erste Fragen geschickt und erwartet hieraufbis spätestens Montag Antwort.

In einem Interview mit der Hessenschau des HR-Fernsehens am 2. Oktober 2019 erweckte der zuständige Dezernent des Landkreises Friedrich Schäfer den Eindruck, als liege das größte Problem in der Schließung eines Unternehmens, in dem „Freunde und Bekannte arbeiten“ und nicht in den schweren gesundheitlichen Folgen, mit dem der Verzehr von Wilke-Produkten in Verbindung gebracht werden. Aus Sicht von foodwatch sind die Aussagen Schäfers – der im Landkreis „Dezernent für Verbraucherschutz und Direktvermarktung“ ist – mustergültiges Argument dafür, die Lebensmittelüberwachung nicht mehr auf kommunaler Ebene zu organisieren. Geschäftsführer Martin Rücker: „Es kann nicht gut sein, wenn ein und dieselbe Behörde für Lebensmittelkontrollen und für die lokale Wirtschaftsförderung zuständig ist - diesen Interessenkonflikt müssen wir auflösen, indem die Bundesländer die Kontrolltätigkeit an sich ziehen und auf Landesebene organisieren.“

foodwatch bemängelte, dass dem Verbraucherschutz im Landkreis Waldeck-Frankenberg in der Vergangenheit kein großer Stellenwert beigemessen wurde. Das Veterinäramt ist nach Auffassung der Verbraucherorganisation eklatant unterbesetzt. Im Jahr 2018 kamen nach Angaben des Landkreises gegenüber foodwatch gerade einmal 3,15 Stellen für Lebensmittelkontrolleure auf annähernd 3.000 zu kontrollierende Betriebe. Bei den Betriebskontrollen verstieß der Landkreis massiv gegen die Vorgaben: 2018 führte er nur etwa die Hälfte der vorgeschriebenen planmäßigen Betriebskontrollen durch. „Das ist politisches Versagen - ob dies auch im Fall Wilke eine Rolle gespielt hat, wird zu prüfen sein“, so foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker.

Produkte in Kölner Klinik am Feiertag weiter ausgegeben

Der Rückruf von Wurstprodukten des Herstellers Wilke aufgrund einer möglichen Belastung mit gefährlichen Listerien hat sich zunächst nicht ausreichend verbreitet. So wurden nach Informationen von foodwatch in der Reha-Einrichtung „UniReha“ des Universitätsklinikums Köln noch am Feiertag (3. Oktober) zum Frühstück vom Rückruf betroffene Wilke-Produkte an Patienten ausgegeben. Dies wurde der Verbraucherorganisation von mehreren voneinander unabhängigen Quellen berichtet. Bereits am Vortag (2. Oktober) waren auf Anordnung des hessischen Landkreises Waldeck-Frankenberg vorsorglich sämtliche Produkte aus der Herstellen der Firma Wilke zurückgerufen worden.

Für die Essensausgabe ist nach Kenntnis von foodwatch nicht das Uniklinikum, sondern ein Caterer verantwortlich. Es müsse geklärt werden, ob bzw. wann dieser die Informationen über den Rückruf erhalten hatte.

foodwatch hat noch ein weiterer Hinweis über den angeblichen Weiterverkauf von Wilke-Produkten nach dem öffentlichen Rückruf erreicht, konnte dies jedoch noch nicht verifizieren. „Wir erwarten von den hessischen Behörden eine Auskunft zu der Frage, ob die von Wilke belieferten Unternehmen direkt über den Rückruf informiert wurden. Das ist dringend geboten, damit Großküchen, Restaurants, Wursttheken oder Krankenhäuser die möglicherweise gesundheitsgefährdenden Produkte nicht weiter verbreiten“, erklärte foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. „Ich hoffe doch, dass seit Mittwoch sehr viele Menschen bei Wilke und den Behörden am Telefon und an ihrem E-Mail-Programm sitzen, um die Abnehmer von Wilke zu kontaktieren.“

foodwatch verwies darauf, dass eine lückenlose Rückverfolgbarkeit von Lieferwegen lebensmittelrechtlich vorgeschrieben ist. Dass zwei Tage nach Schließung der Produktion bei Wilke das Unternehmen und die zuständigen Behörden noch immer keine Listen der Verkaufsstellen und der vom Rückruf betroffenen Produkte und Marken vorlegen können, ist laut foodwatch „ein handfester Skandal“.

Rückruf von Wilke Wurstwaren bei METRO Deutschland

METRO Deutschland ruft sämtliche Artikel des Lieferanten Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG vorsorglich zurück. Hintergrund ist der Nachweis von Listerien in Produkten des Herstellers im Rahmen von behördlichen Routineuntersuchungen. Kunden, die in den vergangenen Monaten Artikel von Wilke bei METRO gekauft haben, werden aktuell telefonisch und per E-Mail informiert.

Bereits nach Bekanntwerden der Schließung des Werks von Wilke im hessischen Berndorf am vergangenen Mittwoch wurde vorsorglich veranlasst, sämtliche Artikel des Herstellers Wilke Wurstwaren in allen METRO & METRO GASTRO Großmärkten aus dem Verkauf zu nehmen sowie für Belieferungskunden zu sperren. Nach der offiziellen Bestätigung des Rückrufs durch den Hersteller sowie die zuständige Aufsichtsbehörde am späten Mittwochabend wurde ein umfassender Rückruf an alle betroffenen Kunden via Telefon und E-Mail bzw. Brief veranlasst. Darüber hinaus steht METRO Deutschland im engen Austausch mit den zuständigen Behörden.

Betroffen von dem Rückruf sind neben sämtlichen Markenartikeln der Firma Wilke auch folgende METRO Eigenmarkenartikel: aro Peperonisalami, aro Pizzasalami, METRO Chef Peperonisalami sowie METRO Chef Pizzasalami (Detailinformationen unter https://www.metro.de/aktionen/kundeninformation). Diese wurden, wie sämtliche METRO Eigenmarken, zusätzlich zu den Untersuchungen des Herstellers im Rahmen von risikobasierten stichprobenartigen Routinekontrollen bei externen akkreditierten Laboren regelmäßig untersucht. Die Ergebnisse dieser Proben waren durchgehend unauffällig. Da METRO Deutschland keine Bedientheken betreibt und auch keine lose Ware anbietet, bezieht sich der aktuelle Rückruf ausschließlich auf fertigverpackte Artikel.

METRO Deutschland nimmt die aktuelle Situation sehr ernst. Kunden, die die genannten Artikel noch vorliegen haben, werden gebeten, von dem Verzehr, der Verarbeitung sowie dem Weiterverkauf abzusehen. Außerdem können sie diese in Ihren METRO- oder METRO-GASTRO-Markt zurückbringen. Selbstverständlich wird eine entsprechende Gutschrift erstellt. Bei Fragen helfen die Marktmitarbeiter sowie die METRO Telefonhotline erreichbar unter Tel. 0211/17607090 oder kontakt@metro.de gerne weiter.

Produktrückruf von Fleisch- und Wurstwaren bei Kaufland

Bei Kaufland wurden nur in den Märkten in Schwalmstadt, Korbach und Biedenkopf Wilke-Produkte verkauft. Kaufland hat sofort reagiert und die betroffenen Produkte aus dem Verkauf genommen. Da ein gesundheitliches Risiko nicht ausgeschlossen werden kann, sollten Kunden den Rückruf unbedingt beachten und die betroffenen Produkte nicht verzehren. Die Produkte können in allen Kaufland-Filialen zurückgegeben werden. Der Kaufpreis wird selbstverständlich erstattet, auch ohne Vorlage des Kassenbons.

Quellen: Landesuntersuchungsamt RP/ lebensmittelwarnung.de / Landkreis Waldeck-Frankenberg / foodwatch.org / METRO / Kaufland