Unterwegs auf dem Streuobstwiesenweg

Weshalb in Mülheim-Kärlich die „deckste Kirsche“ wachsen

– Interessante Fakten zum Kirschanbau früher und heute – Kirschverkostung als krönender Abschluss –

24.06.2019 - 09:02

Mülheim-Kärlich. Besonders zur Kirschblüte im April zieht der Streuobstwiesenweg unzählige Besucher an. In der jetzigen Erntezeit sind die Obstanbauer nicht unbedingt erfreut, wenn Wanderer auf den Wegen zwischen den Plantagen unterwegs sind. Leider gibt es immer wieder Diebstahl, teilweise sogar im großen Stil. Andreas Anheier, der am Sonntag eine große Gruppe von Teilnehmern zu einer VHS-Wanderung begrüßen konnte, hatte daher auch ein wichtiges Anliegen. Er bat ausdrücklich darum, von einer „Selbstbedienung“ abstand zu nehmen. „Wir machen unterwegs eine Obstverkostung mit frischen Kirschen aus dem Obstlehrpfad. Unsere Obstanbauer stecken das ganze Jahr über viel Arbeit in ihre Plantagen. Das Eigentum sollte daher auch zur Erntezeit respektiert werden“, so der Gärtnermeister.


Interessante Fakten rund um den Obstanbau


Trotz des sehr heißen Sommerwetters waren erfreulich viele Gäste zu der Wanderung erschienen, so u.a. auch der Stadtbeigeordnete Bernd Bruckner. Andreas Anheier erläuterte an verschiedenen Stationen interessante Fakten rund um den Obstanbau. Das Klima im Neuwieder Becken begünstigt den Anbau von Kirschen, die hier wesentlich besser wachsen als beispielsweise in Eifel und Hunsrück. Dies liegt zum einen an den leichten Böden mit Bimssteinchen sowie den milden Temperaturen im Rheintal. Von Vorteil ist aber auch, dass die umliegenden Mittelgebirge in der Erntezeit viele Regenwolken abhalten, ansonsten würden die Kirschen schnell platzen. „Bereits in Bassenheim gibt es eine wesentlich höhere Niederschlagsmenge als in Mülheim-Kärlich“, so

Anheier. Der Gärtnermeister ging auch auf die historische Entwicklung ein. So erläuterte er, dass die Vogelkirsche die „Urkirsche der Germanen“ war. Die heutigen Kirschen wurden von den Römern von der türkischen Küste in die hiesige Region gebracht. Viele alte Kirschsorten sind heute leider vom Aussterben bedroht. Dies gilt auch für die Hochstammbäume. „Es gab Leitern, die hatten bis zu 56 Sprossen. Man sagte damals, vier Sprossen sind ein Meter. Bei so großen Leitern blieben schlimme Unfälle leider auch nicht aus“, so Anheier. Der heutige plantagenmäßige Anbau unterliegt auch der Veränderung. „Man sagt, eine solche moderne Anlage hat eine Halbwertszeit von 15 bis 20 Jahren. Dann sinken die Erträge und es gibt neue Sorten, die sich besser vermarkten lassen.“


Anbau unterliegt Veränderung


Fast vollständig verschwunden ist die Schattenmorelle, die einst die Landschaft prägte. Nachdem deren Anbau nicht mehr wirtschaftlich war, setzte man auf Süßkirchen. In Kettig erfolgte der großflächige Anbau von Holunder. „Dieser Markt ist leider auch eingebrochen, weil sich zwei große Abnehmer leider anders orientiert haben“, berichtete Andreas Anheier. Aktuell setzen einige Obstanbauer auf die sogenannte „Superfrucht“ Aronia. Hierbei handelt es sich um eine kleine dunkel-violette Beere. „Das Nachfrage-Verhalten der Verbraucher beeinflusst natürlich immer auch den Anbau in unserer Region“, so Andreas Anheier.

Zum Abschluss der rund dreistündigen Wanderung hielt er noch eine Überraschung bereit: Im Bereich der Bergkapelle an der Kärlicher Tongrube lud er alle Teilnehmer der Veranstaltung zu einer Kirschverköstigung ein. Insgesamt 12 Sorten, die im Obstlehrpfad Mülheim-Kärlich angepflanzt werden, konnten die begeisterten Gäste probieren. Ein gelungener Abschluss für eine Veranstaltung, die bei allen Teilnehmern auf Begeisterung stieß. Wie Lena Beck von der VHS der Verbandsgemeinde Weißenthurm mitteilte, plant man eventuell im September eine ergänzende Apfel-Wanderung. Darüber hinaus wird es am 3. Oktober mit der „Lindemann-Führung“ eine heimatkundliche Wanderung im Stadtkern von Mülheim geben.

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