Allgemeine Berichte | 06.02.2014

Die Welt blickt auf Sotschi zu den XXII. Olympischen Winterspielen

Wintermärchen unter Palmen?!

Deutsche Medaillen-Hoffnung: Maria Höfl-Riesch.Wikipedia/Christian Jansky

Sotschi. Stellen Sie sich vor, das sonnenverwöhnte, südfranzösische Nizza wäre Austragungsort der nächsten Olympischen Spiele. Winterspiele wohl bemerkt. Klingt lustig? Wie ein Witz? Das mag sich der ein oder andere 2007 vielleicht auch gedacht haben, als sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) für das russische Sotschi als Austragungsort der 22. Olympischen Winterspiele entschied. Die einst verschlafene Stadt am Fuße des Kaukasus liegt immerhin auf dem gleichen Breitengrad wie Nizza und hat von daher ein vergleichbares Klima - subtropisches nämlich, mit langen, heißen Sommern, warmen Herbsttagen und einem kurzen, milden Winter.

An der „Russische Riviera“, der Ostküste des Schwarzen Meers gelegen, laden die Temperaturen in der gut 340.000 Einwohner zählenden Stadt zum Badeurlaub unter Palmen ein, die wachsen dort nämlich auch. Die kältesten Monate sind auch hier der Januar und Februar mit etwa 6 °C Durchschnittstemperatur, auch wenn am 22. Januar 1948 schon mal 21,2 °C gemessen worden sind. Kann ja mal vorkommen, wird sich das IOC vielleicht gedacht haben?!

Importiertes Winterwonderland

Und immerhin ist es in den Gebirgslagen der Stadt 5 bis 6 °C kühler, so zum Beispiel im knapp 600 Meter hoch gelegenen Krasnaja Poljana, wo die olympischen Skiwettbewerbe ausgetragen werden. In dem rund 50 Kilometer von der Küste entfernt gelegenen, einst beschaulichen Bergdorf ist das Wintersportzentrum für die Olympischen Spiele entstanden, ein völlig neuer Ort mit nunmehr über 42.000 Übernachtungsmöglichkeiten.

Auch für Schnee hat man gesorgt: Bereits im vergangenen Winter wurden Schneereservoirs angesammelt, die während des Jahres mit Spezialfolien vor dem Schmelzen geschützt wurden. Außerdem wurden aus Finnland Kunstschnee-Maschinen importiert, die selbst bei Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius ein Winterwonderland entstehen lassen können. Dazu benötigen sie nur Wasser. Viel Wasser, zugegeben. Dafür wurden extra riesige Reservoirs angelegt.

Gigantische Baumaßnahmen

In Sotschi selbst werden die Hallenwettkämpfe ausgetragen. Hier, mit Blick auf Palmwedel und türkisfarbenes Meer, wurde auf einem gigantischen Gelände der „Olympiapark Sotschi“ mit sechs nigelnagelneuen Eishallen aus dem Boden gestampft. Dafür mussten enorme Mengen Erdreich bewegt werden. Mit dem Umweltschutz nahm man es dabei nachweislich nicht so genau und Abraum und Schutt wurden kurzum in der näheren Umgebung verteilt.

Sowieso sorgte das Projekt Olympia 2014 für massive Einschnitte in der Region, ihrer Vegetation und Tierwelt. Zwar wurde schon bei der Bewerbung versprochen, „die Umwelt mit der Ausrichtung der Olympischen Winterspiele zu ehren“, und dass Sotschi „einen umfassenden Plan“ entwickelt habe, um die Spiele „mit einem starken Bekenntnis zur Nachhaltigkeit zu inszenieren und gleichzeitig ein Vermächtnis an Umweltbildung, Umweltbewusstsein und Umweltverbesserung zu ermöglichen“ - doch die Taten, die dann folgten, sprechen bisher eine ganz andere Sprache.

Massives Glaubwürdigkeitsproblem

Überhaupt sieht es so aus, als habe Sotschi ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Pünktlich zur Eröffnung der Veranstaltung wurde zum Beispiel viel darüber spekuliert, wer warum was wollte, wie viel Putins Prestigeobjekt eigentlich kostet und vor allem wie es die russische Bewerbung geschafft hat, sich gegen die Konkurrenz aus tatsächlichen Wintersportgebieten - nämlich das koreanische Pyeongchang und das österreichische Salzburg - durchzusetzen.

Es kursieren zig Aufstellungen mit den verschiedensten Summen, die diese Olympischen Winterspiele verschlingen sollen. So richtig und endgültig scheint durch diesen Sumpf noch niemand durchzusteigen, denn nach dem Matrjoschka-Prinzip verstecken sich hierbei Kosten in Kosten in Kosten. Aus den zunächst im Rahmen der Bewerbung veranschlagten 10,7 Milliarden Dollar, sollen mittlerweile 51 Milliarden Dollar (37,5 Milliarden Euro) geworden sein - Stand Anfang Februar 2014.

Enthalten in diesen Rechnungen: ein geschätzter Korruptionsanteil von 30 bis 40 Prozent. Den Nutzen daran sollen nicht zuletzt gute Freunde des Kreml-Chefs haben, wie das US-Magazin Forbes recherchierte. So soll Arkadi Rotenberg, ein Judo- und Jugendfreund Putins, Bauaufträge im Wert von 7,36 Milliarden Dollar erhalten haben.

Einiges von diesem Geld aber, so wird gemutmaßt, hätten auch die verantwortlichen Sport-Funktionäre eingesteckt, damit die lukrative Wintersport-Veranstaltung überhaupt in die wärmste Region des Landes kommt. Der neue IOC-Präsident Thomas Bach hält dagegen, dass das IOC dem Wunsch der Russen nach „Tourismus-Entwicklungshilfe“ gefolgt sei.

Banalisierter Terror

Überhaupt muss sich das IOC in diesen Tagen einiges anhören. So zum Beispiel auch, dass die besondere Terrorgefahr in und um Sotschi seitens der Olympia-Entscheider banalisiert worden ist.

Das Terrorpotenzial durch mögliche Bedrohungen von Gruppierungen aus benachbarten Gebieten ist schon seit Jahren ein Thema für den Nordkaukasus.

Dennoch bezeichnete sich Sotschi in seiner Bewerbung als eine der „sichersten Städte Russlands“ und man werde in jedem Fall die „günstigsten Bedingungen für friedliche Winterspiele schaffen“. Die wünschen wir uns alle!

Deutsche Medaillen-Hoffnung: Maria Höfl-Riesch.Wikipedia/Christian Jansky
Die Temperaturen in der gut 340.000 Einwohner zählenden Stadt laden zum Badeurlaub unter Palmen ein. Olympische Winterspiele können sich viele hier nur schwer vorstellen.Wikipedia/Mikhail Mordasov

Die Temperaturen in der gut 340.000 Einwohner zählenden Stadt laden zum Badeurlaub unter Palmen ein. Olympische Winterspiele können sich viele hier nur schwer vorstellen.Foto: Wikipedia/Mikhail Mordasov

Deutsche Medaillen-Hoffnung: Maria Höfl-Riesch. Foto: Wikipedia/Christian Jansky

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Dieter Schulz: Bin ganz ihrer Meinung und habe noch einen Vorschlag zur Rentenreform. Man sollte den Eintritt in die Rente von den 45 Arbeits- incl. Lehrjahren abhängig machen . Wer dann meint mit 30 ins Arbeitsleben...
  • Wetzel: Herr Fratzscher hat Recht. Ich bin dieses Jahr 70 geworden, habe vor 50 Jahren den Grundwehrdienst geleistet und in meinem Leben einem soliden Beruf nachgegangen. Heute bin ich Woche für Woche ehrenamtlich tätig.
  • Kulak M.: Diese Überlegung ist ein Schlag ins Gesicht für all die jenigen,die zum Beispiel ihre Eltern und Grosseltern zuhause pflegen. Habe 10 Jahre meine Mutter gepflegt!!
  • Achim Hoffmann: Das werte ich als „whataboutism“ - statt ein Thema zu diskutieren wird ein anderes Thema reingeschoben. Ich habe einen Kasten Bier von Karneval immer noch nicht leer, da möchte ich mir jedoch nicht verbieten...
  • Oliver L.: Gleiches sollte auch für die mit Abstand tödlichste, leider in DE aber ebenfalls legale Droge Alkohol gelten. Es ist schlimm, Kindern und Jugendlichen auch in der Öffentlichkeit vorzuleben, dass Drogenkonsum...
  • Alex Fuhr: Mit Interesse habe ich gelesen, dass die Stadt Bad Breisig beim diesjährigen Zwiebelsmarkt den Konsum von Cannabis untersagt – mit der nachvollziehbaren Begründung, dass insbesondere Kinder und Jugendliche...
  • Monika Bender : Ein super schönes Fest bei tollem Wetter. Die Spielgeräte und -Ideen waren außergewöhnlich und Klasse! Wo kann man erfahren, ob man bei der Verlosung etwas gewinnen hat ?
Imageanzeige
Imageanzeige
Rheinbacher Ausbildungsmesse
Betriebselektriker (m/w/d) Mechatroniker (m/w/d) Industriemechaniker (m/w/d) Produktionsmitarbeiter
Anzeige Kundendienst
Magazin "Rheinbacher Ausbildungsmesse"
Stellenanzeige Assistentin der Geschäftsleitung
Schängelmarkt 2025
Anzeige Herbstkampagne - SoSe Sommerfest 2025
Empfohlene Artikel

Region. Die Hochwasservorhersagezentrale am Landesamt für Umwelt in Mainz berichtet über die aktuelle Situation vom 09.09.2025 um 10:23 Uhr. Aufgrund der ergiebigen Niederschläge in der vergangenen Nacht im Westen des Landes sind die Wasserstände in der Westeifel stark angestiegen, während in den angrenzenden Einzugsgebieten nur moderate Zuwächse zu verzeichnen sind.

Weiterlesen

Region. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für den heutigen Dienstag, 9. September 2025 Unwetter mit heftigem Starkregen in Nordrhein-Westfalen angekündigt. Der ADAC in NRW empfiehlt Autofahrern deshalb erhöhte Vorsicht und warnt vor schlechter Sicht und Aquaplaning. ADAC-Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold erklärt: „Wer mit dem Auto unterwegs sein muss, sollte defensiv fahren, die Geschwindigkeit reduzieren, mehr Sicherheitsabstand halten und sich voll auf die Straße konzentrieren.“

Weiterlesen

Weitere Artikel

Tatverdächtiger hatte mutmaßlich acht gestohlene Fahrräder in seinem Besitz

Fahrraddiebstähle in Bonn: Polizei erwischt zwei Wiederholungstäter

Bonn. Das Kriminalkommissariat 15 der Bonner Polizei ermittelt derzeit wegen mehreren Fahrraddiebstählen gegen einen 47-jährigen Mann. Er war am späten Donnerstagabend (11. September) vorläufig festgenommen worden. Gegen 23.30 Uhr hatte ein Streifenteam der Bonner City-Wache einen Mann in der Thomastraße wiedererkannt, der am 27. August und 8. September bei Fahrraddiebstählen an einem Hotel in der Bonner Nordstadt videografiert worden war.

Weiterlesen

Polizeikontrolle am ersten Veranstaltungstag

Pützchens Markt: Mehrere Festnahmen und zwei Dutzend Strafanzeigen

Bonn. Zum Start der Großkirmes Pützchens Markt am Freitag (12. September) registrierte die Bonner Polizei auf dem stark frequentierten Festgelände einen überwiegend ruhigen Einsatzverlauf. In dem vom Freitagvormittag bis zum frühen Samstagmorgen andauernden Einsatz kontrollierten die Polizeibeamtinnen und -beamten insgesamt 196 Personen. Im Rahmen dieser Kontrollen wurden 61 Personen und in 21 Fällen deren Taschen und Rucksäcke durchsucht.

Weiterlesen

Wolf soll Mutterschaf auf Weide am Walderlebnispark Kempenich gerissen haben

Nach mutmaßlichem Wolfsriss in Kempenich: Sachverständiger nimmt Proben zur eindeutigen Klärung

Kempenich. Hat ein Wolf ein Mutterschaf auf einer Weide unweit des Walderlebnisparks Kempenich gerissen? Alle am Kadaver im Revier von Claus Frankenheim gesichteten Spuren deuten darauf hin. Einer seiner Mitjäger hat das gerissene Tier bei seiner täglichen Revierrunde gefunden. Wie Frankenheim gegenüber BLICK aktuell berichtete, muss der mutmaßliche Wolf „das Muttertier in einem Gatter eines Nebenerwerbsschäfers...

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Dauerauftrag Imageanzeige
Baumfällung & Brennholz
Magazin "Rheinbacher Ausbildungsmesse"
Anzeige Rheinbacher Ausbildungsmesse 2025
Messezeitung "Rheinbacher Ausbildungsmesse"
Rheinbacher Ausbildungsmesse
Messezeitung zur Rheinbacher Ausbildungsmesse
Messezeitung Rheinbacher Ausbildungsmesse
Magazin "Rheinbacher Ausbildungsmesse"
Zwiebelsmarkt Bad Breisig
Anzeige Weinfest Remagen
Zwiebelsmarkt in Bad Breisig
Kirmes in Niederzissen
Anzeige zum Schängelmarkt
Anzeige Vocatium
Zwiebelsmarkt in Bad Breisig
„FestiWein“, 19. – 21.09.25