Allgemeine Berichte | 25.11.2019

Kultursalon empfiehlt Heimatsprache

Wir sind modern - mir rede Platt

V.li. Daniel Ferber, Werner Blasweiler,Salongründerin Petra Lötschert und Wolfgang Mayr. Fotos: US

Koblenz. Wer heute lokal mitreden will, der spricht besser Platt, um anerkannt zu werden. Das empfiehlt der Kultursalon Koblenz. In Zeiten der Kürzel, des Mailens, statt Sprechens, des miteinander Schweigens, nimmt Platt eine besondere Stellung ein.

Der Mensch, der sich zu viel im Netz bewegt, löst sich eher durch Informationsflut auf, entwurzelt sich, verliert den Halt. Verliert die Konzentration auf das Wesentliche. Verliert Geborgenheit und Heimat. Regional- und Lokalsprache arbeiten dem entgegen. Diese Sprache ist eine Herzenssprache, sie trifft genau den Punkt einer Mitteilung. Ein Wort im Platt, ersetzt leicht einen Satz im Hochdeutschen, unserer Dach- und Amtssprache.

Heimatsprache trifft in erster Linie ins Herz. Platt wie man so schön sagt, wird wieder salonfähig. Die Zugehörigkeit zu einer Landschaft, zu einer Personengruppe macht stark. Die Dachsprache Hochdeutsch schafft das deutlich weniger. Moselfränkisch und dazu gehört auch das Koblenzer Platt wird eher gesungen, zeigt Vokalreichtum, hat breite Laute. Die Regionalsprache an Rhein und Mosel besitzt Wärme, Fröhlichkeit, birgt Geborgenheit. Moselfränkisch wird bis nach Belgien und Frankreich hinein gesprochen. Bei Bad Breisig hört das Ganze auf, denn hier geht die Territorialsprache ins Kölsch über.

Heimatreif

Heimat war das Thema des 32. Kultursalons im Schloss. Viele – junge wie ältere Menschen - kamen, um mehr über den seelenheilenden Einfluss von Heimatsprache zu erfahren. Salongründerin Petra Lötschert eröffnete die Gesprächsrunde. Und Daniel Ferber ließ es sich nicht nehmen diesen Salon mit seiner modernen Hymne „Kowelenz“ zu eröffnen, nachdem die Presse alle Teilnehmern zum Pressebild vor das Schloss gelockt hatte.

Daniel Ferber ist der jüngste Talkgast an diesem Samstag. Bodenständig und zu allem aufgeschlossen spielte er live ohne Playback auf seiner Gitarre und sang dazu. Das Publikum war von seiner erfrischenden Art begeistert. Schon im Kleinkindalter wusste er zu singen, seinen ersten Soloauftritt auf einer Bühne hatte er bereits mit sieben. Zwei weitere Lieder gibt er im Kurfürstlichen Schloss zum Besten „En Engel sohn“ und das alte Koblenzer Schängellied von Josef Cornelius (1914) „E lustig Kowelenzer Schängelche ich seijn“.

Er berichtet von seinen Fortschritten mit der Mundart-Show, die sein Vater für ihn schrieb. Diese Revue berichtet über das eben des Kowelenzer Jung. Die GKKG unterstützt ihn mit ihrer Tanzgarde, insgesamt 40 Leute sind mit dieser Koblenzrevue, die sich langsam zu einer rheinischen Bollywood-Aufführung mausert, beschäftigt. Mitte Mai 2020 hat dieses originelle Spektakel in der KUFA (Kulturfabrik Koblenz) Premiere. Das darf man sich nicht entgehen lassen. Daniel Ferber macht Koblenzer Platt schon seit geraumer Zeit tanzreif. Die Downloads sind international. Seine zwei Alben könnten die Diskotheken an Rhein, Mosel, Lahn und Ahr leicht im Repertoire haben und spielen. Le`s Platt. Das ist in. Und hat was.

Dä Mayener Jung

Koblenzer können gut mit den Mayenern. Weil das Modell für den alten Koblenzer Schelm einst ein Mayener war? Werner Blasweiler, bekannt als „Doktor aus Mayen“ eröffnet seinen Part mit der Hymne aus der vulkanreichen Ost-Eifel „Maynener Jung“. Daniel Ferber begleitet ihn dabei auf der Gitarre. Beide haben Spaß. Alles aus der „la Mäng“. Die Menge klatscht begeistert. Daniel Ferber bietet Blasweiler prompt einen Auftritt in seiner Revue an. Blasweiler kann nicht widerstehen, sagt zu.

Die Teilnehmer erfahren einiges über die kleine Eifelstadt. „De beröhmte Nämaschin wurd eijnst en Maye vom Balthasar Krems erfonne“. Der leider vergaß, hierauf ein Patent anzumelden. Und so machte Singer das Rennen. Die Anekdoten seiner pfiffigen Heimatstadt hat er in seinem neuen Buch „100 Dinge, die man über Mayen wissen muss“ zusammengetragen. Petra Lötschert ließ daher ihr frisch gedrucktes Exemplar im Publikum herumgehen. Aus diesem Buch erfahren die Leser, dass die Universität Marburg sich für den Eifler Sprachschatz interessiert und feststellte, das der Ost-Eifeler einen gesprochenen Vokalreichtum wie die chinesische Sprache aufweist, bei der schon die kleinste Betonungsdifferenz einen anderen Sinn ausmacht. „Dä Doukter os Maye“ empfiehlt den Koblenzern, sich 2020 in Mayen den „Zuckertoni“ anzusehen, ein Bürgertheaterprojekt, das eigens vom Intendanten der Mayener Burgfestspiele, dem Berliner Daniel Ris ins Leben gerufen wurde. „Maye mir koumme“.

Woulf os Mäddernich

Wolfgang Mayr, Dachdeckermeister ade, bekannt für seine Restaurationen an den 4-Türmen der Altstadt, überbringt dem Kultursalon Koblenz ein Geschenk. Das „Neue Wörterbuch der Koblenzer Mundart“ von Hannelore Kraeber mit. Eine 260 Seiten starke Rarität aus den 90er Jahren.

Wolfgang Mayr war über 20 Jahre Präsident der Eulen-Kirmes Metternich. Und mit dem berühmten Eulen-Lied eröffnet er den Abend. Die Zuschauer erfahren von ihm, dass die Eule ursprünglich ein Adler war und durch einen schlecht sehenden Zeitgenossen zur Eule umgetauft wurde. Wolfgang Mayr ist Platt-Lehrer. Er geht in die Kitas und Grundschulen seines Ortes, um den Kindern und Jugendlichen, den Zugang zu ihrer Heimatsprache zu ermöglichen. Er hat Kostproben dazu mitgebracht. Wenn es intim zugeht, spricht er lieber Platt. „Da reicht auch schon nur ein Wort, das für sich ganze Sätze spricht“, kommentiert Salongründerin Lötschert. Dä mädderniche Jung rezitiert ein Gedicht von Johanna Moos. Er bittet die Eltern für das Heimatgefühl, die innere Geborgenheit, das innere Glück ihrer Kinder - die Heimatsprache, das Platt wieder zu zulassen und auch zu pflegen. Denn es sei Balsam für die Seele und fördere eine innigere Verbundenheit zum Lebensort, der Familie. Petra Lötschert gibt Wolfgang Mayr am Ende des Salons einen Auftrag mit. Sie bittet ihn, bei Hannelore Kraeber vorzusprechen, um sie zu bewegen „Dat Schulkochbooch“ mit seinen originellen Gerichten wieder auflegen zulassen. Er will sein Bestes tun.

Hoch lebe die Moddersproch

Die Leiterin des Kultursalon Koblenz bittet die Stadtbibliothek, die Sammlung regionaler Köstlichkeiten von Hannelore Kraeber in ihre Buchreihen mit aufzunehmen. Sie empfehlt der VHS Kochkurse mit regionalen Leckerbissen anzubieten, den Schulen im Kochunterricht das Rezeptbuch „Schulkochbooch“ von Hannelore Kraeber vorzustellen und aus ihm zu kochen. Heimat schmecken“, nennt Moderatorin Lötschert diesen Akt. Sie geht sogar noch weiter. Im Grunde müsste jedes Schulkind das Wörterbuch und das „Schulkochbooch“ als Geschenk der Stadt Koblenz überreicht bekommen. Warum? Damit die Heimatsprache wieder erwünscht auf die Beine kommt. Wer Heimatsprache spricht, verbindet sich mit Grund und Boden. Der bleibt - beziehungsweise kehrt gerne zurück. Heimat ist Geborgenheit. Ein Wert, den diese Gesellschaft wieder braucht. Dialektsprache ist wieder in, gewollt. „Reden wir Platt.“

Programm 2020

Wissen macht Spaß. Der Kultursalon Koblenz präsentiert am 21. März im neu dekorierten und ausgestatteten Kurfürstlichen Schloss-Cafè „Die Wehrtürme am Rhein …“, am 5. Oktober das Thema „Faszination künstliche Intelligenz – Vom Golem bis zur Robotik“ und am 7. November „ Marktmeistertreffen – Das zweitälteste Gewerbe der Welt“. Herzlich willkommen. Eintritt frei. www.kultursalonkoblenz.de

Pressemitteilung des

Kultursalon Koblenz

Während der Talkrundewurde viel gelacht und musiziert.

Während der Talkrunde wurde viel gelacht und musiziert. Foto: Udo Stanzlawski/Fotografie/Koble

V.li. Daniel Ferber, Werner Blasweiler, Salongründerin Petra Lötschert und Wolfgang Mayr. Fotos: US

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